Abgefallene Geistliche Sendboten des Teufels

Beiträge von Felix Sarda y Salvany: Porträt

Von der furchtbaren Seuche des Liberalismus angesteckte Geistliche

Abgefallene Geistliche – Sendboten des Teufels

Dem Liberalismus kommt die unglücklicherweise nur allzu häufige Tatsache sehr zustatten, dass es nämlich manche Geistliche gibt, die von diesem Irrtum angesteckt sind. In solchen Fällen macht die sonderbare Theologie gewisser Leute die Meinung und die Handlungsweise dieses oder jenes Geistlichen zu einem gewichtigen Beweis. Gerade hierin haben wir Katholiken Spaniens zu allen Zeiten beklagenswerte Erfahrungen gemacht. Es ist also angezeigt, dass wir unbeschadet der gebührenden Ehrfurcht auch diesen Punkt berühren, und aufrichtig und redlich die Frage stellen: Kann es Diener der Kirche geben, die sich mit Liberalismus befleckt haben?

Ja, lieber Leser, ja, unglücklicher Weise kann es liberale Diener des Heiligtums geben; und unter diesen sind einige radikal, andere gemäßigt, wieder andere bloß liberal angehaucht, wie es bei den Weltlichen der Fall ist.

Es ermangelt der Diener Gottes nicht, den menschlichen Schwächen den elenden Tribut zu bezahlen und somit zahlt er ihn öfters auch den Glaubens-Irrtümern.

Und was Besonderes wäre das, da es ja kaum eine Irrlehre in der Kirche Gottes gab, die nicht von einem Geistlichen ausgedacht oder verbreitet wurde. Noch mehr. Es ist historisch gewiss, dass in keinem Jahrhundert die Häresien ernstlich zu schaffen gaben und gediehen, solange nicht Geistliche anfingen, ihnen zu huldigen.

Der abgefallene Geistliche ist der erste Faktor, den der Satan für dieses sein Werk der Empörung sucht. Er muss dasselbe eben den Augen der Unvorsichtigen als berechtigt und von irgend welcher Autorität gut geheißen vorspiegeln, und dazu dient nichts so gut, wie die Unterschrift eines Dieners der Kirche. Und da zum Unglück es niemals an Geistlichen fehlt, die sittlich verdorben – der gewöhnlichste Weg der Ketzerei – oder die vom Stolz verblendet sind – eine ebenso häufige Quelle jeden Irrtums – so mangelte es dem Teufel nie an geistlichen Sendboten und Begünstigern, unter was immer für einer Gestalt er in der christlichen Gesellschaft aufgetreten ist.

Irrlehrer der ersten Jahrhunderte

Judas, der sogar als Apostel gegen den Heiland zu murren und Verdacht auszustreuen begann, und damit endete, seinen Herrn an seine Feinde zu verkaufen, ist das erste Beispiel des abgefallenen und unter seinen Brüdern Unkraut säenden Priesters. Und wohl bemerkt, Judas war einer der zwölf ersten Priester, die vom Erlöser selbst ihre Weihe empfingen.

Die Sekte der Nikolaiten nahm ihren Ursprung von dem Diakon Nicolaus, einem der sieben ersten Diakonen, welche von den Aposteln zum Kirchendienst geweiht wurden, und einem Genossen des heiligen Stephanus, des ersten Blutzeugen.

Paul von Samosata, ein großer Ketzerfürst des dritten Jahrhunderts, war Bischof von Antiochien.

Der Vater und Stifter der Novatianer, welche mit ihrem Schisma die Gesamtkirche so sehr beunruhigten, war Novatian, ein Priester von Rom.

Meletius, Bischof von Lykopolis, in der Thebais, war Urheber und Haupt der meletianischen Spaltung.

Tertullian, Priester und beredter Apologet, fiel in die Irrlehre der Montanisten und starb in derselben.

Unter den spanischen Priscilianisten, die im vierten Jahrhundert in unserem Vaterland so viel Ärgernis verursachten, figurieren die Namen Instantius und Salvianus, zweier Bischöfe, welche Hyginius entpuppte und bekämpfte, und die in einem Konzil zu Saragossa mit dem Bann belegt wurden.

Der Haupt-Irrlehrer, welcher vielleicht am meisten die Kirche verwüstet, war Arius, der Urheber des Arianismus, welcher schließlich so viele Länder mit sich ins Verderben zog, als der heutige Protestantismus. Arius war ein Priester aus Alexandrien; erbittert darüber, dass er nicht die bischöfliche Würde hatte erhalten können. Und die arianische Geistlichkeit wuchs in dieser Sekte so sehr heran, da lange Zeit hindurch ein großer Teil der Welt bloß arianische Bischöfe und Priester hatte.

Nestorius, ein anderer sehr berüchtigter Irrlehrer der ersten Jahrhunderte, war Mönch, Priester, Bischof von Konstantinopel und ein großer Kanzelredner. Von ihm ging der Nestorianismus aus.

Eutyches, der Stifter des Monophysitismus, war Priester und Abt eines Klosters zu Konstantinopel.

Vigilantus, der häretische Schenkwirt, welchen der hl. Hieronymus so witzig verspottet, ward in Barcelona zum Priester geweiht.

Pelagius, der Urheber des Pelagianismus, gegen welchen der hl. Augustin fast alle seine Feldzüge richtete, war Mönch, und wurde in seinen Irrtümern bezüglich der Gnadenlehre von Theodor, Bischof von Mopsuest, unterrichtet.

An der großen donatistischen Spaltung nahm eine große Zahl Kleriker und Bischöfe Anteil.

Von diesen sagt ein moderner Geschichtsschreiber (Amat, Geschichte der Kirche Jesu Christi): Alle ahmten sofort das hochmütige Wesen Donats, ihres Anführers nach, und von einer Art fanatischer Eigenliebe beherrscht, gab es für sie weder eine augenfällige Wahrheit, noch eine Gefälligkeit, noch auch eine Drohung, die vermocht hätte, sie von ihren Irrtümern abwendig zu machen. Die Bischöfe hielten sich für unfehlbar und einer Sünde unfähig: die Übrigen, von diesen Ideen irre geleitet, wähnten sich sicher, wenn sie, auch gegen die Evidenz, den Fußstapfen ihrer Bischöfe folgten.

Der Vater und Lehrer der Monotheleten war Sergius, Patriarch von Konstantinopel.

Stifter der häretischen Adoptianer ward Felix, Bischof von Urgel.

Der Sekte der Bilderstürmer fielen Constantin, Bischof von Anatolien, Thomas, Bischof von Klaudiopolis und andere Prälaten anheim, welche vom hl. Germanus, dem Patriarchen von Konstantinopel, bekämpft wurden.

Die Stifter der großen morgenländischen Kirchentrennung braucht man nicht zu nennen; denn Alle wissen, dass es Photius, Patriarch von Konstantinopel, und seine Suffragan-Bischöfe waren.

Neuzeitliche Irrlehrer

Berengar, der in gottloser Weise die hl. Eucharistie anfocht, war Archidiakon der Kathedrale zu Angers.

Wiclif, einer der Vorläufer Luthers, war Pfarrer in England; Johannes Hus, sein Genosse in der Häresie, war gleichfalls Pfarrer in Böhmen. Beide wurden als Häupter der Wiclefiten und Husiten zum Tode verurteilt.

Betreff Lutherss genügt es zu erinnern, dass er ein Augustiner-Mönch von Wittenberg war.

Zwingli war Pfarrer von Zürich.

Jansenius, Stifter des heillosen Jansenismus, war bekanntlich Bischof von Ipres.

Die anglikanische Kirchentrennung, herbeigeführt durch die schändliche Wollust Heinrich VIII., ward hauptsächlich von dessen Günstling, dem Erzbischof Cranmer aufrecht gehalten.

In der letzten französischen Revolution gaben revolutionäre Priester und Bischöfe der Kirche Gottes die furchtbarsten Ärgernisse, und man kann sich nicht ohne Entsetzen und Schauder an die vielen Fälle von Apostasie erinnern, welche in jenen höchst traurigen Zeiten die Guten betrübten. Die französische Nationalversammlung war aus diesem Anlass Zeuge tragischer Szenen, welche der Wissbegierige in Henrions Geschichte, oder in jedem anderen Geschichtswerk nachlesen kann.

Dasselbe geschah nachher in Italien. Allgemein bekannt ist der öffentliche Abfall vom Glauben des Priesters Gioberti, des Fr. Pantaleone, des Passaglia, und des Kardinal Andrea.

In Spanien gab es Geistliche in den Clubs der ersten konstitutionalen Epoche, Geistliche bei den Einäscherungen der Klöster, gottlose Geistliche bei den Cortes, Geistliche bei den Barrikaden, Geistliche unter den ersten Verbreitern des Protestantismus nach 1869. Jansenistische Bischöfe gab es unter der Regierung Carlos III. zur Genüge. (siehe hierüber: Menéndez Pelayo, Los Heterodoxos, 3. Band).

Manche von diesen verlangten und viele begrüßten sogar in ihren Hirtenschreiben die ungerechte Vertreibung der Väter der Gesellschaft Jesu. Selbst heute sind in verschiedenen Diözesen Spaniens einige Geistliche allgemein bekannt, welche vom Glauben abgefallen und, wie es folgerichtig und natürlich ist, auch beweibt sind.

Daraus erhellt also, dass von Judas angefangen bis auf den Ex-Pater Hyacinth das Geschlecht der Geistlichen, welche ihr Haupt verraten und der Häresie verkauft sind, ohne Unterbrechung aufeinander folgt. Dass ferner parallel neben der Überlieferung der Wahrheit auch die Überlieferung des Irrtums in der christlichen Gesellschaft sich hinzieht.

Im Gegensatz zur apostolischen Aufeinanderfolge der treuen Diener Christi rühmt sich auch die Hölle einer diabolischen Aufeinanderfolge der Gott vergessenen Diener. Das muss für niemand ein Stein des Anstoßes sein. Man erinnere sich hierbei an das Wort des Apostels, welcher nicht vergaß uns zum Voraus zu warnen: „Es müssen Irrlehren auftreten, damit es sich zeige, welche unter Euch die wahrhaft Bewährten seien.“ –
aus: Félix Sardá y Salvany, Der Liberalismus ist Sünde, Brennende Fragen, 1889, S. 90 – S. 94

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