Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Wiclifismus
Der Wiclifismus (die Wiclifie) machte in England zunächst noch Fortschritte. Als aber Th. Arundel den Stuhl v. Canterbury (1396) und Heinrich IV. Lancaster den Thron bestieg (1399), erhoben sich Staat und Kirche zur Ausrottung der weit verbreiteten Häresie. Auf Grund des Statuts De comburendo haeretico v. 1400 wurden die Lollarden scharf verfolgt, manche verbrannt (so 1417 Sir John Oldcastle = Lord Cobham, aus dem durch dichterische Umgestaltung die Figur Falstaffs bei Shakespeare geworden ist). Eine Konvokation des Klerus v. 1408 traf Maßregeln zur Überwachung der Universität Oxford, verbot die Lektüre der Schriften von Wiclif und die Übersetzung der Bibel in die Landessprache ohne bischöfliche Erlaubnis.
Der bedeutendste theologische Bekämpfer Wiclifs und seiner Lehre war der Karmelit Th. Netter. Reste des Wiclifismus erhielten sich insgeheim im Lande und bereiteten der Neuerung des 16. Jahrhunderts den Boden vor. Eine unmittelbare Fortsetzung fand die Bewegung im Husitismus Böhmens. Durch die Vermählung Königs Richards II. von England mit Anna, Schwester des Königs Wenzel von Böhmen, 1382 wurden enge Beziehungen zwischen Prag, London und Oxford hergestellt.
Schriften Wiclifs kamen bald nach Böhmen, und Hus eignete sich vollständig dessen Lehren an. Das Konstanzer Konzil verurteilte 4.5.1415 anlässlich des Prozesses gegen Hus 45 Sätze Wiclifs (Denzinger n. 581ff); seine Bücher sollten dem Feuer übergeben, seine Gebeine in Lutterworth verbrannt werden. Letzteres geschah auf Befehl Martins V. 1427; die Asche wurde in den Swiftfluss geworfen. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. X, 1938, Sp. 863
Siehe auf katholischglauben.online: Allgemeines Konzil von Konstanz gegen Wiclif
Bildquellen
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