Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Loyson
Loyson, Charles, *10.3.1827 zu Orléans, † 9.2.1912 zu Paris; 1851 Professor der Philosophie am Grand Séminaire v. St-Sulpice in Avignon, 1854 Professor der Dogmatik am Grand Séminaire in Nates, 1856 Vikar bei St-Sulpice in Paris, 1859 OP in Flavigny, nach 5 Monaten OCarm in Braussey (Pére Hyacinthe), 1864 zum Kanzelredner bei Notre-Dame in Paris ernannt, erregte hier durch rhetorische Kraft, Kühnheit der Ideen und Kritik an der Kirche und ihren Einrichtungen Aufsehen. Seit Jahren trug er sich mit dem Gedanken einer Reform der Kirche. 1868 lernte Loyson die Amerikanerin Emilie Meriman kennen, die er zunächst zur Konversion veranlaßte, deren antikirchlichem Einfluß er dann aber vollständig verfiel. Seine Adventspredigten 1868 führten zum Konflikt und Bruch mit Kirche und Orden, der durch Loysons`s Protest gegen das Unfehlbarkeits-Dogma 1869 und durch die Ehe mit Frau Meriman 1872 endgültig wurde. 1873-74 war er Pfarrer der altkatholischen Gemeinde in Genf. Dann wirkte er nur noch durch Vorträge. In Paris rief er zur Verwirklichung seiner Reformideen 9.2.1879 die Eglise cath.-gallicane de Paris ins Leben mit den Hauptprinzipien: Verwerfung der päpstlichen Unfehlbarkeit und Wahl der Bischöfe durch Klerus und Volk. Sie blieb ohne Bedeutung und wurde 1893 förmlich aufgelöst. Mit Unterstützung von Freunden machte er große Reisen in Amerika und im Orient. Dem Modernismus stand Loyson als unbeteiligter Zuschauer gegenüber und beschloß sein Leben als vereinsamter Privatmann. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. VI, 1934, Sp. 667 – Sp. 668