Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Katharer
Katharer (von καϑαρός = rein; daraus „Ketzer“), Selbstbezeichnung verschiedener Sekten zur Unterscheidung von den Anhängern der Kirche:
1) Name für die Novatianer; belegt durch Kan. 8 des Nicänums (Hefele I 407/10), Eusebius (HE VI 43, Basilius (Ep. 188), Gregor von Nazianz (Or. 22, 12; 25,8;33,16) und viele andere Väter.
2) Name für die mittelalterlichen Neumanichäer, die sich namentlich in Italien, Frankreich (Albigenser), am Rhein, auf dem Balkan (Bogumilen) ausbreiteten und in viele Gruppen spalteten. Der Name Katharer wurde ihnen zuerst in Deutschland gegeben (Eckebert von Schönau: Migne PL 195,13). Sie behielten ihn bei bis zu ihrem Untergang gegen Ende des Mittelalters, auch in der Form cazari, gazari, catharini; mißbräuchlich patharini, weil man sie mit den Mailänder Patarinern verwechselte. Im Kampf mit ihnen hat die Kirche wiederholt den weltlichen Arm angerufen (so die Synode von Verona 1184, das 4. Laterankonzil 1215), hat 1208-1229 einen Kreuzzug unternommen, die Inquisition geschaffen und zum 1. Mal 1209 die Feuerstrafe gegen Häretiker angewandt. Ihre Lehren (bei Albigenser dargestellt) verurteilte das berühmte Caput Firmiter des 4. Lateranense (Denzinger 428/20); es sind Irrtümer über Dreifaltigkeit, Schöpfung, Menschwerdung Christi, Kirche, Eucharistie, Taufe, Ehe, Eschatologie und Altes Testament. Trotz ihrer betonten Christlichkeit hatten die Katharer vom Christentum nur den Namen gerettet und nach ihren dualistischen Prinzipien ein Neuheidentum gelehrt, das zudem durch seine antisozialen Lehren (Verwerfung der geistlichen und weltlichen Obrigkeit, der Ehe) die mittelalterliche christliche Gesellschaft in ihren Fundamenten bedrohte und erschütterte.
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. V, 1933, S. 889