A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T Ü V W Z
Irrlehren

Bogumilen

Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Bogumilen

Bogumilen (= „Gottesfreunde“), neu-manichäische Sekte, in griechischen Quellen auch Phundagiagiten oder Phundagiaten (Name ungeklärt) genannt und mit den Messalianern, Euchiten und Batenern gleich gesetzt. Anderseits scheinen die Lehren der ober-italienischen Patarener, der süd-französischen Albigenser, der makedonischen Babunier mit der bogumilischen Irrlehre nicht nur zufällig stark überein zu stimmen, sondern auch auch in genetischem Zusammenhang zu stehen. Die Grundlehre der Bogumilen ist ein gnostischer Dualismus im Theologischen, eine allen kirchlichen Formen abgeneigte Laien-Aszese im Ethischen und Kultischen. Soweit aus den stark polemischen orthodoxen Schriften erkennbar, glaubten sie an einen über 7 Himmeln thronenden Gott, der im Zorn seinen erstgeborenen Sohn Satanael, den „Herrn der Welt“, verworfen hat; letzterer hat den 8. Himmel geschaffen und ruht über diesem. Seele und Sonne hat dieser Demiurg dem Vater gestohlen und die Seele dem von ihm geformten Menschen in verunreinigter Gestalt eingehaucht. Ähnlich dualistisch ist die Geschichte des Paradieses, vor allem Kains und Abels, umgedeutet. Christus ist als Logos der zweite Sohn Sohn Gottes mit einem Scheinleib; er besiegt den Satan und kehrt in den Schoß Gottes zurück. Die Bogumilen verwarfen alle kirchlichen Sakramente, also auch Ehe und Priestertum, ebenso alle Gebete außer dem Vater unser, endlich den Fleischgenuß. Die neuen Mitglieder wurden durch eine Geistestaufe nach Probezeit aufgenommen. Trotzdem gaben die Bogumilen äußerlich die Kirchen-Gemeinschaft nicht auf.
Die Sekte dürfte in Phrygien aus manichäischer Tradition sich gebildet haben; Anhänger scheinen mit andern Häretikern um 817 von Kleinasien nach Thrakien verpflanzt worden zu sein; unter König Peter (927-69) spielen sie in Bulgarien eine große Rolle, auch als Träger revolutionärer Ideen. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts waren sie in Konstantinopel sehr verbreitet; der Kaiser alexios I Kommnenos ließ ihr Haupt, den Arzt Basileios, ca. 1115 verbrennen. 1143 wurden 2 kappadokische Bischöfe als Bogumilen abgesetzt. Der Patriarch Germanos von Nikaia bekämpfte sie in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts, ebenso die Synoden v. Konstantinopel 1316-25. Durch die Verfolgung griff die Sekte auf Bosnien über, wo sie sich unter fürstlichem Schutz lange hielt.nbsp;

aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. II, 1931, S. 419-420

Tags: Häretiker
Buch mit Kruzifix
Paulinus von Nola
Buch mit Kruzifix
Paulizianer

Weitere Lexikon-Einträge

Buch mit Kruzifix

Johannes von Wesel

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Johannes von Wesel Johannes von Wesel (de Vesalia oder auch bloß Wesalia), nicht zu verwechseln mit Johannes Wessel, gehört zu den mittelalterlichen Irrlehrern, welche man als Vorläufer der Reformatoren bezeichnet. Er wurde zu wesel…
Buch mit Kruzifix

Leviratsehe

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Leviratsehe Leviratsehe (lateinisch levir = Schwager), Schwagerehe, die Ehe, die der Bruder eines ohne männliche Nachkommen verstorbenen Ehemannes mit dessen Witwe eingehen musste. Das Recht der Leviratsehe bestand schon zur Zeit der Patriarchen und…
Buch mit Kruzifix

Nabatäer

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Nabatäer Nabatäer, das in den Inschriften (Nabato) genannte Volk. Ob sie mit den Nabajoth identisch sind, ist strittig. Unzweifelhaft ist ihr erstes Auftreten in der Profangeschichte während der Diadochenkämpfe (Überfall ihrer Hauptstadt Petra durch…
Buch mit Kruzifix

Circumcellionen

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Circumcellionen Circumcellionen, 1) schwarmgeistige Rotten von Bauern im westlichen Afrika, namentlich Numidien, seit ca. 321 (bes. 340 – 50), wegen ihres Umherschweifens um die Hütten (circum cellas) von den Katholiken so bezeichnet (Augustinus, Contra…
Buch mit Kruzifix

Leander van Eß

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Leander van Eß Eß, Leander (ursprünglich Johann Heinrich) van, Vetter des Karl van Eß, OSB (seit 1790) zu Marienmünster b. Paderborn, * 15.2.1772 zu Warburg, † 13.10.1847 zu Affolterbach im Odenwald; 1796 Priester, nach…

Weitere Lexikon-Beiträge

Buch mit Kruzifix

Wiclifismus

Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Wiclifismus Der Wiclifismus (die Wiclifie) machte in England zunächst noch Fortschritte. Als aber Th. Arundel den Stuhl v. Canterbury (1396) und Heinrich IV. Lancaster den Thron bestieg (1399), erhoben sich Staat und Kirche zur Ausrottung der weit verbreiteten Häresie. Auf Grund des Statuts De comburendo haeretico v. 1400 wurden…
Buch mit Kruzifix

Vigilantius

Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Vigilantius Vigilantius, Häretiker zu Anfang des 5. Jahrhunderts, war zu Calagurris (jetzt Casères) im südlichen Gallien als der Sohn eines Wirtes geboren und wurde in seiner Jugend zur Führung desselben Geschäftes, das der Vater hatte, angehalten. Bald verlegte er sich aber auf das Studium der Wissenschaften, war Schüler von…
Buch mit Kruzifix

Doketen

Gnostiker
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Doketen Doketen, zusammenfassender Name für einen vielgestaltigen christologischen Irrtum. Gemeinsam ist den Doketen der Ausgangspunkt: Die Materie ist böse, Ursache der Sünde, kann deshalb nicht in hypostatischer Verbindung mit dem Sohn Gottes treten. Aus Irenäus ergibt sich für das Ende des 2. Jahrhundert ein vierfache Form der Irrlehre: 1)…
Buch mit Kruzifix

Loyson

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Loyson Loyson, Charles, *10.3.1827 zu Orléans, † 9.2.1912 zu Paris; 1851 Professor der Philosophie am Grand Séminaire v. St-Sulpice in Avignon, 1854 Professor der Dogmatik am Grand Séminaire in Nates, 1856 Vikar bei St-Sulpice in Paris, 1859 OP in Flavigny, nach 5 Monaten OCarm in Braussey (Pére Hyacinthe), 1864…
Buch mit Kruzifix

Hus

Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Hus Hus, Jan, tschechisch-nationalkirchl. Vorkämpfer, * um 1370 zu Husinec (wovon sein Name), 1393 Baccalaureus in artibus, 1394 in theol., 1396 Magister in artibus, 1401-02 Dekan der philosophischen Fakultät, im Wintersemester 1402/03 Rektor der Universität in Prag und eifriger Förderer der seit König Karl wachsenden tschechischen Bewegung; seit 1400…
Buch mit Kruzifix

Ockham

Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Ockham Ockham, Wilhelm von, OMin, Philosoph und Theologe, Staatstheoretiker und Kirchenpolitiker, * zwischen 1290 und 1300 zu Ockham (England, Grafschaft Surrey), † 1349 oder 1350 zu München. Ockham studierte und lehrte in Oxford, zuletzt als Bakkalar. Der ihm häufig beigelegte Titel venerabilis inceptor bedeutet dasselbe wie der in Paris…