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Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Theodor von Beza

Beza (eigentlich de Bèze), Theodor, Mitarbeiter und Nachfolger Calvins, * 24.6.1519 im burgundischen Städtchen Vézelay, † 13.10.1605 zu Genf; frühzeitig in Orléans und Bourges durch seinen Lehrer, den schwäbischen Humanisten Melchior Wolmar, mit dem Protestantismus bekannt gemacht. In Paris, wo er seine juristischen Studien fortsetzte, führte er längere Zeit ein lockeres Leben, ging 1548 nach Genf, um sich offen Calvin anzuschließen. Nun wurde er zunächst Professor des griechischen in Lausanne (1549 – 58). Um Calvins Vorgehen gegen Servet zu rechtfertigen, veröffentlichte er 1554 eine lateinische Schrift zum Nachweis, die Ketzer seien von der weltlichen Obrigkeit zu bestrafen. Seit 1558 Professor und Prediger und bald Rektor der Universität in Genf, suchte er auch durch polemische Schriften und diplomatische Verhandlungen der neuen Lehre nach Kräften Vorschub zu leisten. Eine wichtige Rolle spielte er besonders in Frankreich sowohl beim Religionsgespräch zu Poissy 1561 als in dem bald darauf entbrannten Religionskrieg. Nach dem Friedensschluss 1563 kehrte er nach Genf zurück und nahm nach Calvins Tod 1564 dessen Stelle ein. Bald galt er als geistiges Haupt aller Calvinisten. In heftigen Streitschriften, die sich nicht bloß gegen die Katholiken und die Lutheraner, sondern auch gegen etliche Vertreter der Gewissensfreiheit richteten, trat er für die Lehre seines Meisters stets entschieden ein. Ein Versuch des hl. Franz v. Sales, ihn 1597 zur katholischen Kirche zurück zu führen, blieb erfolglos, gab aber Anlass zu falschen Gerüchten, wogegen Beza öffentlich Stellung nahm (vgl. N. Paulus, Luthers Lebensende (1896) 52f). Beza veröffentlichte auch einige historische Arbeiten, besonders eine Biographie Calvins (Genf 1564)… Größere Verdienste erwarb er sich als Textkritiker (Bibelausgaben) und Übersetzer der Hl. Schrift und als Patrologe. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. II, 1931, Sp. 271 – Sp. 272

Beza stand in einem ähnlichen Verhältnis zu Calvin, dessen Leben er beschrieb (…), wie Melanchthon zu Luther, indem Beide weniger großartige und selbständige, als an den Geist ihrer Lehrer sich anschmiegende Charaktere waren. Doch unterscheidet sich Beza von Melanchthon dadurch, daß er dem großen Reformator bis an dessen Lebensende in gleicher Treue anhing und auch nach dessen Tod von seiner Partei fast ohne Widerspruch als ihr Haupt anerkannt wurde, während Melanchthon in seinen späteren Lebensjahren von Luther, dessen rücksichtslos dominierende Macht ihm überlästig ward, sich immer mehr entfernte und dem Lehrbegriff Calvins, besonders nach dem Tode seines Meisters, sich näherte. Was den Lehrbegriff Beza`s betrifft, so unterscheidet sich derselbe in keiner Beziehung von dem Calvins; doch geht aus seinen Unionsversuchen mit den Lutheranern hervor, daß er öfters geneigt war, die Lehre seiner Partei, besonders hinsichtlich des Abendmahls, milder zu fassen, wenn er nicht befürchtete, deshalb von den Seinigen und besonders von den Züricher und Berner Theologen verdächtigt zu werden. –
Quelle: Wetzer und Welte`s Kirchenlexikon, Bd. 2, 1883, Sp. 579 – Sp. 580

Tags: Häretiker, Protestantismus
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Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Rongeanismus Ronge, Johann, Begründer des Deutschkatholizismus, * 16.10.1813 in Bischofswalde bei Grottkau, schon als Gymnasiast in Neiße ein Eigenbrödler, religiöser Grübler und Skrupulant, studierte aus Rücksicht auf seine Angehörigen Theologie in Breslau, dabei Mitglied der Burschenschaft Teutonia, 1840 zum Priester geweiht, seit März 1841 Kaplan in Grottkau, musste wegen…
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Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Husiten Husiten, Anhänger des Hus, bis 1420 Wiclifiten genannt. Sie waren in den religiösen Ansichten gespalten, aber einig im Kampf gegen die katholische Kirche. Ihr geistiger Vater war Wiclif, der die Predigt als „ein Gebot Christi bezeichnete, woran keine hindern könne“, und den Laien das Recht einräumte, gegen die…
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Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Pietismus Pietismus von pietas=Frömmigkeit; Name zunächst Spottbezeichnung, wahrscheinlich 1675 in Hessen-Darmstadt aufgekommen, jene praktisch-religiöse Bewegung im deutschen Luthertum des 17. und 18. Jahrhunderts, die das Christentum durch pflege des im gottseligen Verhaltens sich betätigenden Glaubens zu erneuern suchte. Sein Ziel war die Kirchenreform durch Vertiefung und Verlebendigung der persönlichen…
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Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Moritz von Sachsen Moritz, Herzog und seit 1547 Kurfürst von Sachsen, * 21.3.1521 zu Freiburg, † 11.7.1553; Neffe des Herzogs Georg des Bärtigen, Sohn und 1541 Nachfolger Heinrichs des Frommen, war mit diesem protestantisch geworden und ging nach des Vaters Tod als Herzog gewalttätig und rücksichtslos gegen die Katholiken…