Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Michael von Cesena
Michael von Cesena, OMin, * zu Cesena, † 29.11.1342 zu München; studierte zu Paris, wurde Magister theol., 1316 Ordensgeneral. Gab 1316 und 1325 dem Orden neue Generalstatuten und rottete im Einvernehmen mit Johannes XXII. die südfranzösischen Spiritualen aus. Im Armutsstreit jedoch erklärte er mit dem Generalkapitel zu Perugia 1322 feierlich, daß Christus und die Apostel weder einzeln noch in Gemeinschaft etwas als Eigentum besaßen, und leistete den Entscheidungen des Papstes (Ad conditorem 8.12.1322, Cum inter nonnullos 12.11.1323) insgeheim Widerstand. 1327 aus Italien nach Avignon berufen und festgehalten, floh Michael 26.5.1328 mit Ockham und Bonagratia nach Pisa zu Ludwig dem Bayern; 6. Juni gebannt, protestierte er und folgte Anfang 1330 dem heimkehrenden Kaiser Ludwig nach München. Da er hier den literarischen Kampf gegen den Papst als Häretiker fortsetzte und gegen die über ihn verhängten Sentenzen 1330 die Appellatio magna erließ, wurde er durch das Generalkapitel zu Perpignan 1331 aus dem Orden ausgestoßen und zu lebenslänglichen Haft verurteilt, vor der ihn jedoch Ludwigs Schutz bewahrte. 1334 betrieb er Ludwigs Konzilsplan und verblieb auch gegen Benedikt XII. in Opposition. Er starb nach allen älteren Zeugnissen unausgesöhnt. Seine Anhänger, passend als Michaelisten bezeichnet (Fraticellen), suchten später den Frieden mit der Kirche.
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. VII, 1935, S. 166