Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Antinomismus Antinomismus (Anomismus), im allgemeinen soviel wie Bestreitung und Verwerfung des Gesetzes, in der Theologie besonders jene praktische Irrlehre, die unter dem Schein christlicher Wahrheit die Verpflichtung zur Beobachtung des Sittengesetzes leugnet. Antinomistische Richtungen sind, wie in der antik-heidnischen Ethik (Epikur) und in vorchristlichem Judentum (siehe Sap. 2, 1-23), so auch im christlichen Zeitalter häufig aufgetreten, z. B. Bei den Gnostikern und ihren Abarten, im Mittelalter bei manchen mystischen Sekten, in der Neuzeit bei den sogenannten Reformatoren des 16. Jahrhunderts und aller neuestens in der ungläubigen Philosophie. I. Begründung. Seinen Grund hat der…
Protestantismus
Aufklärung
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Aufklärung Aufklärung als geschichtliche Erscheinung ist die theoretische und praktische Tendenz, von der christlichen Offenbarung und Kirche und allem, was mit ihr zusammen hängt, als einer „Verfinsterung des Geistes“ sich frei zu machen und nur einen Glauben, den an die sola ratio, anzuerkennen. Im Laufe der Religions-Geschichte haben fast alle Religionen Aufklärungs-Perioden durchgemacht. Im vorzüglichen, gewöhnlichen Sinn versteht man jedoch unter Aufklärung die Aufklärung des 17. und 18. Jahrhunderts in Europa, die bedingt ist durch eine tief gehende Umwandlung des philosophischen Denkens (Skeptizismus und Rationalismus), durch den Überdruss an den Religionskämpfen und durch…
Augsburger Religionsfriede
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Augsburger Religionsfriede Augsburger Religionsfriede, Vereinbarung, die 1555 auf dem Reichstag zu Augsburg zwischen König Ferdinand I. und den Reichsständen getroffen und am 25. September zum Reichsgesetz erhoben wurde. (1) Kraft dieses Friedens, der die dauernde Scheidung Deutschlands in 2 religiöse Lager besiegelte, wurde das katholische und augsburgische (nicht das reformierte) Bekenntnis im Reich anerkannt. Die Wahl der Konfession sollte aber nur den reichsunmittelbaren Ständen zustehen. Die Untertanen hatten der Religion des Landesherrn zu folgen, durften jedoch, falls sie dies nicht tun wollten, nach Verkauf von Hab und Gut auswandern. In den Reichsstädten, in…
Beza
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Theodor von Beza Beza (eigentlich de Bèze), Theodor, Mitarbeiter und Nachfolger Calvins, * 24.6.1519 im burgundischen Städtchen Vézelay, † 13.10.1605 zu Genf; frühzeitig in Orléans und Bourges durch seinen Lehrer, den schwäbischen Humanisten Melchior Wolmar, mit dem Protestantismus bekannt gemacht. In Paris, wo er seine juristischen Studien fortsetzte, führte er längere Zeit ein lockeres Leben, ging 1548 nach Genf, um sich offen Calvin anzuschließen. Nun wurde er zunächst Professor des griechischen in Lausanne (1549 – 58). Um Calvins Vorgehen gegen Servet zu rechtfertigen, veröffentlichte er 1554 eine lateinische Schrift zum Nachweis, die Ketzer…
Fideismus
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Fideismus Fideismus, auch Symbolofideismus, nannte sich die Anschauung der Professoren der 1877 gegründeten Pariser protestantischen theologischen Fakultät Louis Aug. Sabatier und Eugène Ménégoz (1838-1921) über das Verhältnis von Glaube und Dogma. Um die Religion dem modernen Menschen wieder nahe zu bringen und die Kluft zwischen der reformierten Orthodoxie und dem theologischen Liberalismus zu überbrücken, hat Sabatier, an Schleiermacher, dessen Schüler Alexander Schweizer und den Neukantianismus, namentlich in der ausprägung von R.A. Lipsius, anknüpfend, sein System geschaffen: Weil eine Metaphysik des Transzendenten unmöglich ist, sind unsere religiösen Begriffe notwendig ihrem Gegenstand inadäquat, bloße Symbole.…
Harnack
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Harnack Harnack, Adolf v., bedeutendster protestantischer Theologe Deutschlands seit Schleiermacher, anerkannter Führer des liberalen Protestantismus, Lehrer einer ganzen Generation von Geistlichen und Professoren, ein Mann von internationalem Ansehen, überaus fruchtbarer und vielseitiger Schriftsteller, der weit über sein Fach hinaus zu Fragen der geistigen Kultur, des sozialen Lebens, der Organisation der Wissenschaft, der Politik usw. Stellung nahm und ihre Lösung beeinflusste sowohl im kaiserlichen Deutschland als in der Republik. * 7.5.1851 zu Dorpat, 1874 Privatdozent, 1876 ao. Professor der KG in Leipzig, 1879 o. Professor in Gießen, 1886 in Marburg, 188 in Berlin, 1921…
Moritz von Sachsen
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Moritz von Sachsen Moritz, Herzog und seit 1547 Kurfürst von Sachsen, * 21.3.1521 zu Freiburg, † 11.7.1553; Neffe des Herzogs Georg des Bärtigen, Sohn und 1541 Nachfolger Heinrichs des Frommen, war mit diesem protestantisch geworden und ging nach des Vaters Tod als Herzog gewalttätig und rücksichtslos gegen die Katholiken seines Landes und die der Bistümer Meißen und Merseburg vor. Seine Politik, bei der ihn Christoph v. Carlowitz maßgebend beriet, war unternehmend und gewandt, entbehrte jedoch jeder sittlichen Bindung. Im Kampf des Schmalkaldischen Bundes gegen Karl V. trieb Moritz eine Zeitlang lang ein doppeltes…
Mormonen
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Mormonen Mormonen, nordamerikanische Sekte, gegründet 1830 in Fayette (Neuyork) durch Joe Smith, von dem sie in Wesen und Lehre ihr eigenartiges Gepräge erhielt. Die Sekte bildet einen straff organisierten Kirchenstaat mit theokratischer Verfassung. Im Namen Gottes regieren 3 Apostel (Nachfolger der 3 Säulenapostel Petrus, Jakobus und Johannes) als erste Präsidentschaft, unter ihnen der Präsident als höchste Autorität, darunter das Apostelkollegium, die Siebzig, Patriarchen, Hohenpriester und Ältesten. Außer dieser Verwaltungs-(Melchisedech-) Priesterschaft, deren Mitglieder nur alten Mormonen-Familien entnommen werden, besteht die Aarons-Priesterschaft für Lehre, Sakramenten-Empfang und Seelsorge mit Bischöfen, Priestern, Lehrern und Diakonen. Ferner gibt…
Ökolampad
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Ökolampad(ius) Ökolampad(ius), eigentlich Husschyn, Hußgen, Heußgen), Johann, Reformationstheologe, * 1482 zu Weinsberg (Württemberg), † 24.11.1531 zu Basel. Er studierte in Bologna die Rechte, in Heidelberg seit 1499 Humaniora und Theologie, wurde 1503 baccal. Artium und 1506 Hauslehrer beim Kurfürsten Philipp von der Pfalz. 1510-12 besaß er eine kleine Pfründe in Weinsberg, studierte 1513-15 neuerdings Theologie in Stuttgart, wo er Reuchlin hörte, in Tübingen, wo er 1513 mit Melanchthon bekannt wurde, und in Heidelberg, wo er bei einem getauften Juden Hebräisch lernte. 1515 Prediger in Basel, 1516 lic. Theol., kehrte aber 1517 wieder zu…
Passauer Vertrag
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Passauer Vertrag Passauer Vertrag, geschlossen 1552 zwischen Kurfürst Moritz von Sachsen als dem Haupt der protestantischen Kriegsfürsten und dem König Ferdinand als dem Bevollmächtigten Karls V. In den schwierigen Verhandlungen zu Linz (18.4) und Passau (seit 27.5), an welch letzteren auch die um die fürstliche „Libertät“ besorgten neutralen Reichsstände vermittelnd teilnahmen, forderte Moritz Freilassung des Landgrafen Philipp von Hessen, Amnestie für die Krieg führenden und schmalkaldischen Fürsten, Verzicht auf das Interim, Berufung eines deutschen Nationalkonzils zur Vergleichung über die strittigen Religionsartikel und immer währenden Religionsfrieden. Der Kaiser genehmigte schließlich die ersten 3 Punkte,…