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Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Moritz von Sachsen

Moritz, Herzog und seit 1547 Kurfürst von Sachsen, * 21.3.1521 zu Freiburg, † 11.7.1553; Neffe des Herzogs Georg des Bärtigen, Sohn und 1541 Nachfolger Heinrichs des Frommen, war mit diesem protestantisch geworden und ging nach des Vaters Tod als Herzog gewalttätig und rücksichtslos gegen die Katholiken seines Landes und die der Bistümer Meißen und Merseburg vor. Seine Politik, bei der ihn Christoph v. Carlowitz maßgebend beriet, war unternehmend und gewandt, entbehrte jedoch jeder sittlichen Bindung. Im Kampf des Schmalkaldischen Bundes gegen Karl V. trieb Moritz eine Zeitlang lang ein doppeltes Spiel, schloss sich aber dann dem Kaiser an, weil es ihm vorteilhafter erschien, erhielt am 27.10.1546 von Karl die sächsische Kurwürde zugesagt und nach der Niederlage seines mit der Reichsacht belegten Vetters, des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen, bei Mühlberg am 4.6.1547 tatsächlich übertragen (feierliche Belehnung zu Augsburg 24.2.1548).

Die weitere Verfolgung seiner hoch fliegenden Pläne betrieb er durch Anzettelung einer Verschwörung deutscher Reichsfürsten gegen den Kaiser und durch ein ehrloses Bündnis mit Frankreich (Vertrag zu Friedewald 1551), in dem er um den Preis französischer Subsidien Kaiser und Reich verriet und den Franzosen die lothringischen Bistümer in die Hände spielte. Grund oder Vorwand zu diesen Machenschaften waren ihm sein unerfülltes Begehren nach den meisten ernestin. Gebieten, die Unzufriedenheit mit dem Augsburger Interim und die Gefangenhaltung seines Schwiegervaters Philipp von Hessen durch den Kaiser. Während Moritz fortfuhr, Karl seiner Treue zu versichern, sammelte er Truppen, angeblich zur Vollstreckung der Reichsacht an Magdeburg, tatsächlich zur Überrumpelung des Kaisers. Diese misslang zwar, doch erzwang Moritz die Annahme des Passauer Vertrags 1552.

Moritz’s Einfall in Tirol hatte außerdem die Vertagung des Konzils von Trient auf 2 Jahre zur Folge. Seinen mit dem Passauer Vertrag unzufriedenen Bundesgenossen Albrecht Alcibiades v. Brandenburg-Kulmbach schlug er 9.7.1553 bei Sievershausen; doch eine dabei erhaltene Wunde brachte ihm 2 Tage später den Tod, der für Frankreich und den Protestantismus einen großen Verlust, für sein Land die Befreiung von einem drückenden, unbeliebten Regiment, für Kaiser und Reich die Erlösung von stets drohender schwerer Gefahr bedeutete. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. VII, 1935, S. 327 – Sp. 328

Tags: Protestantismus
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