Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Römisch-deutsche Kaiser mit Namen Karl
Karl der Große (768-814) * Karl II. der Kahle (875-877) * Karl III. der Dicke (881-888) * Karl IV. (1316 bis 1378) * Karl V. (1500 bis 1558)
Karl der Große, Sohn des Pippin d. J. und der Bertrada, Zeit und Ort der Geburt unbekannt, † 28.1.814 in Aachen, noch am selben Tag im dortigen Marienmünster in einem erhaltenen antiken Sarkophag beigesetzt. Siehe den Beitrag: Kirchenlexikon: Karl der Große
Karl II. der Kahle (= Kahlkopf), 875 bis 877, * 13.6.823 zu Frankfurt a. M. als Sohn Ludwigs des Frommen aus der 2. Ehe mit der Welfin Judith, † 6.10.877 zu Avrieux b. Modane (auf den Rückzug von Italien). Die Verleihung des Herzogtums Schwaben an ihn gegen die Erbfolge-Ordnung v. 817 führte zur Empörung seiner Stiefbrüder Lothar, Pippin und Ludwig d. Deutschen gegen den Vater und zu dem unglücklichen Eingreifen Papst Gregors IV. Nach Pippins Tod 838 erhielt er das westliche Frankenreich und behauptete es auch nach dem Tode des Vaters im Bund mit Ludwig d. Deutschen (Straßburger Eide 842) gegen Lothar im Vertrag v. Verdun 843. Der schwache Herrscher vermochte weder im Innern gegen die Großen eine wirkliche Königsmacht aufzurichten (Zugeständnisse zu Coulaines 843) noch sein Reich gegen die Normannen zu schützen, sann aber stets auf Gebietserweiterung.
Nach Kaiser Lothars II. Tod besetzte er, von Hinkmar v. Reims unterstützt, Lothringen und ließ sich 9.9.869 in Metz zum König krönen. Im Vertrag zu Meersen 870 musste er aber das Land mit Ludwig dem Deutschen teilen. Nach dem Tod Ludwigs II. wurde er 25.12.875 von Papst Johann VIII. unter Übergehung der deutschen Karolinger zum Kaiser gekrönt; er verzichtete dabei auf die Gerichtsbarkeit der kaiserlichen Sendboten in Rom und die Anwesenheit kaiserlichen Gesandter bei der Papstweihe und schenkte dem Papst Spoleto und Benevent. Doch fand Johann VIII. an ihm nicht den erhofften Schutz. Karls Versuch, nach dem Tod Ludwigs d. Deutschen auch das östliche Lothringen zu gewinnen, wurde von Ludwig d. Jüngeren durch den Sieg bei Andernach 876 vereitelt. Unter der Unordnung in Karls Reich und dem Machtkampf der Großen hat das kirchliche Leben schwer gelitten; aus der Not der Zeit geboren sind die kirchenrechtlichen Fälschungen der Capitula Angilrami, des Benedikt Levita und Pseudoisidor. Doch erfolgte, von Karl, dem Schüler Walahfrid Strabos, gefördert, eine Nachblüte der karolingischen Kultur in regem künstlerischen und literarischen Schaffen (Psalter, Bibel und Gebetbuch Karls d. K.; Codex aureus v. St. Emmeram; Tätigkeit des Scotus Eriugena am Hof). Ein lebhafter theologischer Streit erhob sich um die Prädestinations-Lehre des Mönches Gottschalk von Orbais.
Karl III. der Dicke 881 bis 888, Sohn Ludwigs des Deutschen, * 839, † 13.1.888 zu Neidingen a. d. Donau, bestattet auf de Reichenau. Er erhielt von seinem Vater Alemannien, von seinem siechen Bruder Karlmann die Ansprüche auf Italien, welche die oberitalienischen Großen 879 in Ravenna anerkannten, Februar 881 von Papst Johann VIII. In Rom die Kaiserkrone, dazu die Länder seiner i. J. 880/82 gestorbenen Brüder Karlmann und Ludwig d. Jüngeren und wurde 885 zum König des westfränkischen Reiches ausgerufen, so daß er, mit Ausnahme des unter Boso selbständig gewordenen Burgund, das ganze Reich Karls d. Gr. wieder beherrschte. Bald zeigte sich seine Ohnmacht besonders gegen die Normannen, so daß die deutschen Stämme zu Tribur 887 gegen ihn Arnulf erhoben. Wegen seiner Gutmütigkeit war er in Schwaben beliebt. Zur Gemahlin hatte er die hl. Richardis.
Karl IV. (Firmungsname Karl, Taufname Wenzel), *14.5.1316 zu Prag, Sohn des böhmischen Königs Johann und Enkel Heinrichs VII., † 29.11.1378 ebd. Am französischen Hof trefflich erzogen, sprach und schrieb er 5 Sprachen: zum Lehrer hatte er Peter v. Rossières (= Klemens VI.). 1331 wurde er Reichsvikar in Italien. 11.7.1346 als Gegner Ludwigs des Bayern in Rense gewählt („Pfaffenkönig“), bewilligte er alle Forderungen der Kurie, überwand 1349 auch das Gegenkönigtum des Grafen Günther v. Schwarzburg und 1350 durch Nachgiebigkeit die Opposition der Wittelsbacher. 1354 zog er nach Italien und kehrte sofort nach der Krönung in Rom (5.4.1355) nach Deutschland zurück, erließ 1356 das die Königswahl regelnde Reichsgrundgesetz der Goldenen Bulle, worin die päpstliche Approbation mit Stillschweigen übergangen war. Bei Innozenz VI. drang er auf Reform der Kirche; von Urban V. ließ er sich 1365 in Avignon zum König von Burgund krönen, ermunterte ihn zur Rückkehr nach Rom und besuchte ihn dort 1368. Karl sorgte für Friede und Ordnung im Reich, begünstigte die Geistlichkeit, förderte Wissenschaft und Kunst (Bau des Hradschin, des Prager Domes und der Burg Karlstein für seine Reliquienschätze) und brachte durch Stiftung des Erzbistums und der Universität Prag (1344 bzw. 1348) Böhmen zu hoher Blüte.
Karl V. (als König v. Spanien Karl I.), * 24.2.1500 zu Gent als ältester Sohn Philipps des Schönen und Johannas der Wahnsinnigen, Enkel des Kaisers Maximilian I., † 21.9.1558 im Kloster Yuste (Grab seit 1574 im Escorial). Karl wurde erzogen in den Niederlanden von seiner Tante Erzherzogin Margareta v. Österreich und von Adrian v. Utrecht (dem späteren Papst Hadrian VI.), 1515 für mündig erklärt, 1516 Erbe der Krone Spaniens und Herr der habsburgischen Länder, 28.6.1519 nach ränkereichen Vorverhandlungen zum deutschen König gewählt, 23.10.1519 zu Aachen gekrönt.
Er beherrschte ein Reich von unübersehbarer Ausdehnung; dazu vollzogen sich zu seiner Zeit Umwälzungen von weltgeschichtlicher Tragweite. Der Kaiser war zu Großem befähigt, war von überzeugter Frömmigkeit und Katholizität, verantwortungsbewußt, klug, mäßig, trotz körperlicher Schwäche pflichttreu, arbeitsam. Er wuchs mit der Größe und Fülle seiner Aufgaben. Daß er sie nicht meisterte, lag nur zum kleinsten Teil an ihm; immerhin hat er durch kluge Mäßigung der Kirche mehr gerettet, als sich erwarten ließ. Seine Stellung als römisch-deutscher Kaiser und eigene Überzeugung machten ihm die Bekämpfung des Protestantismus zur Pflicht.
Durch Ächtung Luthers und seiner Schriften auf dem Reichstag zu Worms 1521 hoffte er, die Neuerung im Keim zu ersticken. In den folgenden Jahren seiner Abwesenheit von Deutschland verfestigte und politisierte sich diese, unterstützt von Frankreich, das in seinen politischen Bestrebungen Hilfe bei Papst Klemens VII. fand. Karl sah sich gezwungen, seine Kriegsvölker auch gegen den Papst zu schicken (Eroberung und Plünderung Roms 6.5.1527). Im Vertrag v. Barcelona und im Frieden v. Cambrai 1529 söhnten sich Papst und Kaiser aus; Karl empfing zu Bologna 24.2.1530 (als letzter) die Kaiserkrönung.
Entschieden forderte er nun auf dem Augsburger Reichstag Rückkehr zur alten Religion. Hiergegen gründeten die protestantischen Fürsten den Schmalkaldischen Bund 1531 und trotzten dem Kaiser angesichts der Türkennot im Nürnberger Religionsfrieden 1532 als Zugeständnis freier Religionsübung bis zum nächsten Konzil ab. Karl bemühte sich nun um das Zustandekommen eines Konzils. Gleichzeitig sollten Religionsgespräche (Hagenau und Worms 1540, Regensburg 1541) einer inneren Annäherung der beiden Parteien den Weg ebnen. Die Schmalkaldener waren jedoch angesichts der außenpolitischen Bedrängnis des Kaisers immer weniger verständigungsbereit. Dies trat besonders auf dem Regensburger Reichstag 1546 zu Tage. Wollte der Kaiser nicht seine Stellung und das Reich preisgeben, musste er zu den Waffen greifen.
Die Schmalkaldener eröffneten den Krieg, büßten aber ihre Rebellion mit der Niederlage bei Mühlberg 1547. Nun suchte Karl die Protestanten zur Anerkennung und Beschickung des 1545 eröffneten Konzils von Trient zu bestimmen, sah seine Bemühungen aber durchkreuzt durch die gegen seinen Willen vollzogene Verlegung des Konzils nach Bologna. Erst nach Zugeständnissen an die Protestanten im Augsburger Interim 1548 und nach Rückverlegung des Konzils nach Trient brachte er auf dem Augsburger Reichstag 1550 die Protestanten zur Beschickung des Konzils.
Da hetzte Frankreich, seine nationalen Ziele über die religiösen stellend, die Fürsten erneut gegen den Kaiser; Moritz von Sachsen zwang in verräterischem Überfall Karl zur Flucht und sprengte das Konzil 1552. Der Passauer Vertrag 2.8.1552 und der Augsburger Religionsfriede 25.9.1555 zwangen den Kaiser, den Fürsten freie Hand in der Bestimmung der Religion ihres Landes zu gewähren. Karl selbst hatte sich an den Verhandlungen nicht mehr beteiligt; und als der Friede, den anzuerkennen ihm seine religiöse und politische Überzeugung verbot, zustande kam, legte er 1556 die Kaiserkrone nieder. 1555 gab er die Niederlande, 1556 Spanien mit Neapel an seinen Sohn Philipp ab; Österreich hatte er1521, die deutsche Kaiserkrone 1531 seinem Bruder Ferdinand I. überlassen. Er zog sich in das Kloster Yuste zurück, in lebhaftem Briefwechsel mit der Außenwelt verbunden bis zu seinem Tod.
In Spanien und den Niederlanden hatte er den Einbruch der Glaubensneuerung, wenn auch nur mit Gewalt, verhindert. Ein großer Verdienst um die abendländische christliche Kultur erwarb er sich durch seinen Kampf gegen die Türken; im Zug gegen Chaireddin 1535 befreite er 20000 christliche Sklaven. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. V, 1933, S. 824 – Sp. 832
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