Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Pataria
Pataria, eine wahrscheinlich nach dem Platz des Trödelmarktes benannte mailändische Volkspartei, die sich gegen den reichen, verweltlichten Klerus, gegen Simonie und Priesterehe richtete und somit für die Ziele der kirchlichen Reformpartei kämpfte. Sie wurde 1056 begründet von dem Diakon Arialdus und dem beredten Subdiakon Landulf, an dessen Stelle sein Bruder, der Laie Herlembald, trat, zuerst besonders im Streit mit dem Erzbischof Wido, den Petrus Damiani 1059 dann zur Anerkennung der Reformdekrete brachte. Gefördert durch die Päpste Stephan IX., Alexander II. und Gregor VII. verbreitete sie sich auch nach andern lombardischen Städten, vertrieb 1076 den Bischof Benzo von Alba und setzte 1088 die Wahl des von Sutri vertriebenen Bischofs Bonizo in Piacenza durch. Sie ging nach Beendigung des Investiturstreites in der Freiheitsbewegung der lombardischen Städte auf. Später bezeichnete man als Patarini auch die lombardischen Katharer.
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. VII, 1935, S. 1026