Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Cilicium
Cilicium, Vulg. Saccus u.c., ursprünglich (Gn. 37,34) ein Trauerzeug aus cilicischen (daher der Name) Ziegenhaaren, das bei den Juden nach dem „Zerreißen der Kleider“ innerhalb der vorgeschriebenen Trauerzeit sackartig über dem Untergewand hing und mit einer Schnur um die Hüften zusammen gehalten wurde. Daß die Anlegung des Ciliciums ein Rest von Totenkultus sei, läßt sich nicht erweisen. Dagegen erscheint es schon 2. SM. 3,31 in die allgemeinen Trauersitten des auserwählten Volkes einbezogen. Mit der Läuterung des religiösen Trauerbegriffes als Trauer über die Sünde, geht Cilicium in die Bedeutung von Bußsack über (1. Kg. 21,27; 2. Kg. 6,30; Ps. 34,13; 68,12; Is. 3,24; Jer. 4,8 usw.) und „cilicio et cinere“, d.i. „mit Sack und Asche Buße tun“, wird zur stehenden, auch vom Heiland gebrauchten Redensart (Mt. 11,21; Lk. 10,13). in der kirchlichen Bußdisziplin war das Cilicium als Bußkleid vorgeschrieben; mit dem Cilicium angetan, hatten sich die Pönitenten im Atrium der Basilika einzufinden und durften es erst nach der Lossprechung ablegen (Konzil von Toledo I, c.2). Wie für die Büßer, so war das nunmehr bis auf die Füße reichende und als Volkskleid getragene Cilicium die rauhe Umhüllung der Mönche und Einsiedler; zu bestimmten Zeiten, z.B. in der 40tägigen Fastenzeit, wurde es aber auch von frommen Laien getragen und besonders vor dem Sterben angelegt (so im mittelalterlichen Ordo commendationis animae). –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. II, 1931, Sp. 967 – Sp. 968