Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Deharbe
Deharbe, Joseph, SJ (seit 1817), * 1.4.1800 zu Straßburg i. E., † 8.11.1871 zu Maria Laach. 1830-1836 und 1839 Professor der Rhetorik zu Brig, 1840-1841 Volksmissionar in der Schweiz und in Bayern, 1842-1845 Hilfs-Seelsorger in Cöthen (Anhalt), 1845 Rhetorik-Professor zu Freiburg im Schwarzwald, 1846 Regens und Pastoralprofessor am Priesterseminar zu Luzern; flüchtete 1847 vor den Radikalen im Sonderbunds-Krieg nach Italien, 1849 nach Österreich, widmete sich von 1850 an ausschließlich der Schriftstellerei teils in Regensburg, teils in Münster in Westfalen, München, Gorheim, Paderborn, Köln und Maria Laach. In Cöthen wurde er seiner eigentlichen Lebensaufgabe zugeführt. Sein erster Katechismus erschien 1847 ohne Namen; er gab insgesamt 5 verschiedene Katechismen heraus: Nr. 1 für mittlere und obere Klassen der Lateinschulen, Nr. 2 für die Oberstufe der Volksschulen, Nr. 3 für Halbjahrs-Schulen, Nr. 4 und 5 für die Unterstufe der Volksschule (Nr. 5 konzentrisch zu Nr. 2 gehalten, Nr. 4 nicht); der beliebteste wurde Nr. 3 (noch 1924 authentische Neuauflage).
Die Zahl der Ausgaben mit und ohne Deharbe`s Namen, von Ausgaben mit starken Entlehnungen abgesehen, ist nicht mehr festzustellen; Übersetzungen erfolgten nachweislich in wenigstens 15 Sprachen (auch ins Chinesische und Marathi). Durch die vielen noch im Gebrauch befindlichen ausländischen Bearbeitungen, namentlich in Amerika, sowie durch die Neubearbeitung von Linden (1900) und die weitere Umarbeitung durch Mönnichs (1924) zum deutschen Einheits-Katechismus ist Deharbe`s Einfluss noch lebendig. Die weite Verbreitung, die alle Vorgänger übertrifft, erklärt sich aus der Vollständigkeit und Korrektheit der Lehre, Kürze und Bestimmtheit des Ausdrucks, Klarheit und Übersichtlichkeit der Darstellung; erst die späteren Schulumwälzungen brachten die Fülle des Memorierstoffes und die abstrakte Ausdrucksweise als fühlbare Mängel zur Geltung. Ähnlich geschätzt waren Deharbe`s „Erklärung des Katechismus“ (4 bzw. mit „Religionsgeschichte“ 5 Bände, 1857/61, 1911 in 3 (4) Bänden und „Kürzeres Handbuch“ (2 Bände, 1865/68, 1913 in 1 Bd.).
Deharbe verfasste auch: Die vollkommene Liebe Gottes (1856); Unterricht über die Andacht zu den heiligsten Herzen Jesu und Mariä (1842); Gebetbüchlein für Verehrer Mariä (1845); Manna oder Gebetbüchlein für die katholische Schuljugend (1851, zuletzt 1928). –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. III, 1931, S. 181
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