Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Gregoriusmesse
Gregoriusmesse, eine in allen Techniken ausgeführte, im Hochmittelalter beliebte Darstellung: dem Papst Gregor d. Gr. erscheint bei der Feier der hl. Messe in S. Croce zu Rom der Heiland in der typischen Form des Schmerzensmannes.
Eine literarische Parallele dieses Bildgedankens findet sich bereits in der Gregorius-Biographie des Paulus Diaconus (auch in den ältesten Handschriften), doch mit dem wesentlichen Unterschied, daß die Erscheinung statt in Menschengestalt in Form eines blutigen Fingergliedes erfolgt. Die Wurzel des Bildgedankens ist nicht dieser Wunderbericht, sondern die dem Orient entstammende Darstellung des Schmerzensmannes (imago pietatis), der nachweisbar bereits die Idee eines eucharistischen Wandlungs-Wunders anhängt. Findet dieses zunächst noch keinen Ausdruck, so erlebt es später eine reiche Entfaltung, indem dem Heilandsbild außer den „Waffen Christi“ zunächst die Person Gregors, manchmal auch eines 2. Papstes (Silvester?), später der ganze oft absichtlich vermehrte Altardienst (Kardinäle, Bischöfe usw.) beigegeben wird, was missverstanden die auf Predellen beliebte Darstellung des Schmerzensmannes mit den 4 großen Kirchenlehrern fördert, wenn nicht hervor ruft.
Durch die deutschen Rompilger bei den Jubiläen von 1300 an sowie durch die viel gelesene Legenda aurea (46, 11) des Jakob von Viraggio, die des Paulus Wunderbericht aufnahm, fand das Bild in Deutschland weiteste Verbreitung. Auch Dürer fühlte sich zur Darstellung hingezogen. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. IV, 1932, Sp. 689