Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Nabatäer
Nabatäer, das in den Inschriften (Nabato) genannte Volk. Ob sie mit den Nabajoth identisch sind, ist strittig. Unzweifelhaft ist ihr erstes Auftreten in der Profangeschichte während der Diadochenkämpfe (Überfall ihrer Hauptstadt Petra durch Demetrius Poliorketes und dessen darauf folgende Niederlage 313/12 v. Chr. und ihre erste Erwähnung in der Bibel 1. Makk. 5, 25; 9, 35 als Freunde der Makkabäer. Sie sind ihrer Herkunft nach Araber, haben sich jedoch, wenigstens in ihrer Schriftsprache, im Laufe der Zeit aramaisiert. Ihr Stammgebiet war offenbar das alte Edom und Madian; von den dehnten sie ihren politischen Einfluss im Westen über die Sinaihalbinsel, im Norden bis zum Hauran, ja zeitweise bis Damaskus und nach Cölesyrien aus.
Im Gebiet von Moab, Ammon und Galaad stießen sie dabei mit den Hasmonäern zusammen, die auf die Dauer freilich nur den westlichen Teil dieser Gebiete, das spätere Peräa, behaupten konnten. Jedenfalls blieben die Nabatäer im Besitz der aus Arabien nach Syrien und Ägypten führenden Handelsstraßen. Darauf beruhten ihre politische Bedeutung und ihr Wohlstand. Zu den Römern traten sie in ein Vasallen-Verhältnis, bis Kaiser Trajan 105 n. Chr. das Nabatäer-Reich zur Provincia Arabia machte; nur der südliche Teil, d. h. Nordwest-Arabien, scheint als selbständiges, aber einflussloses Gebiet noch kurz weiter vegetiert zu haben. Das Aufkommen Palmyras als Handelszentrale verurteilte schließlich die Nabatäer auch zu wirtschaftlichen Bedeutungslosigkeit.
Regiert wurden die Nabatäer von Königen; erwähnt werden in der Bibel 2. Makk. 5, 8 Aretas I. (ca. 169 v. Chr.) und 2. Kor. 11, 32 Aretas IV. (9. v. bis ca. 40 n. Chr.). Daß die Nabatäer vom Hellenismus berührt waren, zeigt ihre Kunst, vor allem die prachtvollen Felsarchitekturen in den Hauptzentren Petra, MedâinSaleh (el-Hegr), el- ʿÊla und Abde sowie die Denkmäler im Haurangebiet. Doch wies die nabatäische Kunst auch Eigenständigkeit auf, zumal in der Keramik.
Die griechische Sprache war sehr wenig verbreitet; denn zweisprachige Texte sind spärlich. Die zahlreichen Inschriften (auch die sog. „sinaitischen“ in der Gegend des Serbal und des Gebel Mûsa auf der Sinaihalbinsel gehören hierher) sind fast ausschließlich in einem aramäischen Dialekt, dem „Nabatäischen“, und einem eigenartigen Schriftduktus abgefaßt. Als Hauptgott verehrten die Nabatäer den Dusares, daneben die Allat, deren Kultstätte in Iram, heute Gebel er-Ramm östlich v. Akaba, kürzlich wieder aufgefunden wurde, den Beel-Semîn (d. h. den „Himmelsherrn“), die Uzza (Hauptkultstätten Abde und Elusa) und einige andere Gottheiten. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. VII, 1935, Sp. 418 – Sp. 419