A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T Ü V W Z

Diokletian

Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Diokletian

römischer Kaiser und Christenverfolger

Diokletian, Cajus Aurelius Valerius, römischer Kaiser, * bei Saloma (Dalmatien), arbeitete sich im Militärdienst zum Comes domesticorum empor, 17.9.284 zu Chalcedon von den Offizieren zum Kaiser ausgerufen. Schon 1.4.286 nahm er Maximianus Herkuleus zum Mitregenten an; beide erhoben 293 Konstantius Chlorus und Galerius zu Cäsaren. Diokletian behielt bei der Teilung des Reiches Asien, Thrazien und Ägypten, leitete eine neue Verfassung ein mit absolutistischer Ausgestaltung des Kaisertums und Einteilung des Reiches in 4 Präfekturen mit 12 Diözesen um 96 Provinzen, führte Kriege in Thrazien, Ägypten und Persien, errichtete große Bauten (Thermen in Rom), residierte mit großem Pomp in Nikomedien. Der alten Götterreligion, namentlich den Lagergöttern, zugetan, ließ er sich von Wahrsagern beeinflussen, nannte sich auch selbst Jovius und forderte die Adoration. Trotzdem genoß unter ihm das Christentum jahrelang Ruhe, ja sogar Gunst. Es erstanden Kirchen, eine sogar gegenüber dem kaiserlichen Palast in Nikomedien; Christen wurden Statthalter und waren selbst am kaiserlichen Hof vertreten, so Dorotheus und Gorgonius; dessen Gattin Priska und Tochter Valeria standen dem Christentum nahe. Allein mit dem Wachsen der Zahl und des Einflusses der Christen drängte sich die Entscheidung auf, ob der Staat heidnisch bleiben solle… Die heidnische Opposition verkörperte sich im Neuplatonismus, besonders im Statthalter Hierokles v. Bithynien und in Galerius. Um 302 wurde von den Christen am Hof und beim Militär das Opfer gefordert. Viele lehnten es ab, was bereits mehrere Martyrien zur Folge hatte (Marcellus, Dasius). Es kam zur letzten und schwersten, der 10. Christenverfolgung, dem eigentlichen Entscheidungskampf zwischen Christentum und Heidentum. Ursprünglich wollte Diokletian noch Blutvergießen vermeiden. Sein 1. Edikt v. 24.2.303 befahl, die Kirchen zu zerstören, die hl. Bücher zu verbrennen, entzog allen Christen die bürgerlichen Rechte (Wahl-, Klagerecht, Verurteilung zur Folter), den vornehmeren Rang und Würde, den in kaiserlichen Diensten die Freiheit (oder allen in Diensten Stehenden die Hoffnung auf Freilassung?). Die Auswirkungen waren gewaltig (Traditores). Widerstand und Intrigen verschärften die Lage. Besonders sah Nikomedien zahlreiche Martyrien (Anithemus u.a.). Militärunruhen in Melitene und Syrien schrieb man einer Verschwörung von Christen unter Führung von Bischöfen zu. Ein 2. Edikt (Ende April 303) verfügte die Einkerkerung zunächst der kirchlichen Vorsteher, dann aller Kleriker, ein drittes ordnete Opferzwang für diese an, versprach den Opfernden die Freiheit, verhängte über die sich Weigernden die Folter (Prokopius, Alphäus, Zachäus, Romanus, v. Cäsarea u.a.). Das 4 Edikt v. Februar oder März 304 enthielt den Opferzwang für alle Christen. An den in der Folter Standhaften vollzog man, oft aufs grausamste, in der Regel die Todesstrafe. Die Rechtsformen blieben meist völlig unbeachtet. Christenblut floß in Strömen (Aera martyrum), am meisten in Palästina, Phönizien, Kleinasien, Ägypten; in der Thebais dauerten die Massenhinrichtungen mehrere Jahre mit zuweilen 100 Opfern an einem Tag; in Phrygien wurde eine fast nur mit Christen bevölkerte Stadt nieder gebrannt.
Auch in Rom (Cyriakus u.a.) und im übrigen Italien, in Afrika, Spanien, Pannonien, Tätien, Norikum und Salona (Domius u.a.) erfolgten Martyrien. Nur Konstantius Chlorus in Gallien und Britannien beschränkte sich auf die Zerstörung der Kirchen. Diokletian dankte 1.5.305 gemeinsam mit Maximian ab und lebte seitdem, mit Gartenbau beschäftigt, in Spalato bei Salona in seinem großen Palast (…). Er starb, wahrscheinlich nach langer, schmerzhafter Krankheit, 313 (316?). Nach seinem Rücktritt dauerte im Abendland die ruhigere Lage fort, im Osten dagegen hielt unter Galerius und dem grausamen Maximinus Daja die Verfolgung bis zum Toleranzedikt des Galerius 311 an.

aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. III, 1931, S. 330-332

Tags: Christenverfolgung, Heidentum
Buch mit Kruzifix
Lapsi
Buch mit Kruzifix
Arius

Weitere Lexikon-Einträge

Buch mit Kruzifix

Arnauld

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Arnauld Arnauld (Arnaud, arnaut, Arnault), Familie, die in der Geschichte der Mystik und des Jansenismus in Frankreich im 17. Jahrhundert eine führende Rolle spielte. Aus der Auvergne stammend, war sie mit Antoine Arnauld, Herrn…
Buch mit Kruzifix

Macedonius

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Macedonius Macedonius, semiarianischer Bischof von Konstantinopel. Ursprünglich Brokatweber, lange Diakon der Kirche von Konstantinopel, bei der Wahl des Paulus arianischer Gegenkandidat, bei der Wahl, nach dem Tod des Eusebius von Nikomedia wirklicher Gegenbischof des…
Buch mit Kruzifix

Passah

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Passah Passah oder Pascha (nach Ex. 12,27 richtig von rasch, d. h. schonend vorüber gehen), jährliche Wiederholung des ersten Passah in Ägypten zur Erinnerung an die Verschonung der israelitischen und Tötung der ägyptischen Erstgeburt…
Buch mit Kruzifix

Hexenprozess

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Hexenprozess Hexenprozess heißt eine seit dem 16. Jahrhundert ausgebildete besondere Form der strafrechtlichen Verfolgung solcher Personen, welche des crimen magiae beschuldigt wurden. 1. Entstehung Man unterschied im Mittelalter weiße und schwarze Magie; jene, auf…
Buch mit Kruzifix

Pistoia

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Pistoia Pistoia, Synode von, 1786, von Bischof Scipione de Ricci zur Beratung und Durchführung der kirchlichen Reformbestrebungen des Großherzogs Leopold I. Von Toskana berufen, gewann als Dolmetscher der staatskirchlichen und aufklärerisch reformerischen Ideen jener…

Weitere Lexikon-Beiträge

Buch mit Kruzifix

Valens

Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Valens Valens, Flavius, oströmischer Kaiser, * um328 zu Cibalae (Nieder-Pannonien), Sohn eines früheren römischen Befehlshabers Gratianus, verweigerte als Offizier das von Julian geforderte Götteropfer, wurde aber doch in seiner Stellung belassen; 28.3.364 von seinem älteren, unterdessen zum Kaiser ausgerufenen Bruder Valentinian I. zum Mitregenten für den Osten (Asien, Ägypten…
Buch mit Kruzifix

Ledochowski

Bischof
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Ledóchowski Ledóchowski, Mieczyslaw Halka Graf v., * 29.10.1822 zu Górki (Sandomir), † 22.7.1902 zu Rom; studierte mit Auszeichnung in Radom und an der Academia die Nobili Eccl. Zu Rom, 1845 zum Priester geweiht, 1851 Uditore der Nuntiatur in Lissabon 1855 ao. Apostolischer Delegat in Colombia und Chile, 1861 Nuntius…
Buch mit Kruzifix

Pilatus

Altes Testament
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Pilatus Pontius Pilatus, aus ursprünglich samnitischem (vgl. Cicero, De off. 2,21,75; Livius 9,1), später römischem Geschlecht, 26-36 n. Chr. Prokurator v. Judäa, mit Amtssitz in Cäsarea, nur an hohen jüdischen Festen und bei besonderen Anlässen zu Jerusalem im sog. Praetorium, sprach dort das Urteil über Jesus zur Kreuzigung. Sein…
Buch mit Kruzifix

Lapsi

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Lapsi (Traditoren) Lapsi, Christen, die vom christlichen Glaubens wieder abfielen, besonders jene, die sich in Zeiten der Christenverfolgungen schwach erwiesen und ihren Glauben entweder schon unter moralischem Zwang oder unter Einwirkung physischer Gewalt durch heidnische Opfer oder wenigstens eine entsprechende Handlung verleugneten. Bereits für die Frühzeit wird das von…
Buch mit Kruzifix

Maximinus Daja

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Maximinus Daja römischer Kaiser und Christenverfolger Maximinus Daja oder Daza, römischer Kaiser, Illyrier, niederer Abkunft, 1.5.305 seinem Oheim Galerius als Cäsar über Cilicien, Syrien und Palästina beigegeben, 309 vom Heer als Augustus ausgerufen, 311 nach des Galerius Tod Alleinherrscher im Orient, 30.4.313 von Licinius bei Adrianopel besiegt, † auf…
Buch mit Kruzifix

Katakomben

Kirchengeschichte
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Katakomben Katakomben, altchristliche Begräbnisstätten mit größeren unterirdischen Anlagen, für Rom typisch aber auch in Neapel und besonders häufig in Sizilien, Nordafrika, Malta, Kleinasien, Trier, Paris usw. nachweisbar, gleichbedeutend mit der alten Bezeichnung Coemeterium, die aber ganz allgemein die Ruhestätte der Christen, auch die oberirdischen Boden- oder Sarkophag-Gräber, andeutete. Ursprünglich…