Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Chamos
Chamos, im Alten Testament die moabitische Nationalgottheit (4. Kön. 23, 13; Jer. 48, 13), welche Jer. 48, 7 schlechthin als Repräsentant der Moabiter steht, und nach welcher diese selbst Num. 21, 29; Jer. 48, 46 „Volk des Chamos“ genannt werden. Chamosnadab ist daher ein gewöhnlicher Name der moabitischen Könige.
Der mythologischen Vorstellung nach war Chamos identisch mit dem Moloch der Ammoniter, so daß er einmal statt desselben genannt wird (Richt. 11, 24). Auch diesem Götzen errichtete Salomon ein Heiligtum bei Jerusalem (3. Kön. 11, 7), das erst von Josias zerstört wurde (4. Kön. 23, 13).
Reichen Aufschluss über die Verehrung des Chamos durch die Moabiter hat die Steininschrift des Königs Mesa geliefert. Es ist daraus zu entnehmen, daß der moabitische Götzendienst in seinen äußeren Formen viele Ähnlichkeit mit dem Jehova-Dienst besaß, innerlich aber dem kanaanitischen Götzendienst durchaus analog war und wie dieser in Unzucht und Menschenopfer verlief; demnach wurde Chamos auch als Beelphegor verehrt (Hier. Comm. In Is. 15, 2), den der hl. Hieronymus mit Recht dem römischen Priapus gleich stellt.
Der unzüchtige Kultus, der sich an diesen Namen knüpfte, übte zu den verschiedensten Zeiten seine Macht über die Israeliten aus (Num. 25, 1ff; Deut. 4, 3; Jos. 22, 17; Ps. 105, 28; Os. 9, 10); die moabitischen Verbrechen aber, welche (4. Kön. 3, 27; Amos 2, 1) erwähnt werden, sind jedenfalls Menschenopfer für Chamos. (Vgl. Schlottmann, Die Siegessäule Mesa’s, Halle 1870, 25) –
aus: Wetzer und Welte`s Kirchenlexikon, Bd. 3, 1884, S. 62