Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Dereser
Dereser, Johann Anton, kath. Aufklärungs-Theologe, * 3.2.1757 zu Fahr a. Main, † 16.6.1827 zu Breslau; studierte in Würzburg unter Berg und Oberthür, 1776 Ocarm dort (Klostername: Thaddäus a Sancto Adamo), 1780 Priester und Ordenslektor an der katholischen theologischen Fakultät Heidelberg, 1783 Professor der griechischen Sprache und neutestamentlicher Exegese in Bonn, 1791 in Straßburg, hier 1792 Domprediger und Regens des Priesterseminars, 1794 verhaftet und zum Tode verurteilt, weil er die Zivilkonstitution des französischen Klerus ablehnte, nach 10 Monaten durch den Tod Robespierre befreit, 1799 Professor in Heidelberg (seit 1802 Weltpriester), siedelte 1806 mit der aufgelösten Fakultät nach Freiburg i. Br. über (Professor für alt- und neu-testamentlicher Exegese und orientalische Sprachen), 1810 Stadtpfarrer v. Karlsruhe, aber schon 1811 wegen seiner missfälligen Trauerrede auf den Landesherrn nach Konstanz versetzt, ging indes als Regens des Priesterseminars nach Luzern; 1814 auch von hier vertrieben, lehrte seit Dezember 1815 zu Breslau Dogmatik und Bibelexegese, dort auch Domherr. Seine Schriften, wovon die Fortsetzung der deutschen Bibelübersetzung Dominikus von Brentanos (Frankf. 1800/10) und das Dtsch. Brevier („Erbauungsbuch für alle Christen auf alle Tage des Kirchenjahres“, 4 Bde, Augsburg 1792; Heilbronn 1820) weit verbreitet und auch in theologischen Seminarien gebraucht waren, verraten ihn sehr als sehr gelehrten, aber rationalistischen Aufklärer, seine Schrift Commentatio biblica in effatum Christi: Tu es Petrus (1790); indiziert) als Febronianer. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. III, 1931, Sp. 217
In Bonn verfaßte er in der bekannten, die neue Universität beseelenden Richtung der Reform und Aufklärung mehrere kleine Schriften, welche der sog. Deutschen Kirchenfreiheit, gegenüber dem apostolischen Stuhl, das Worte redeten und seine Rechtgläubigkeit verdächtig machten…
Dereser gehörte zu denjenigen katholischen Gelehrten, welche aus Mangel einer besseren Erziehung den Geist seichter Aufklärung mit der katholischen Überzeugung vereinigen zu können glaubten. Er war nach seinen Begriffen ein treuer Diener Jesu Christi und bereit, für seinen Glauben zu sterben, wie er dies in einem schönen Brief aus Paris vom 21. April 1795 ausspricht. Allein er leistete auch den Eid auf die französische Verfassung und unterstützte alle Bestrebungen, welche die Losreißung der deutschen Kirche von Rom bewirken sollte. In der Exegese schadete er am meisten durch die Halbheit, womit er den flachsten Rationalismus unter dem Schild größter Pietät gegen die heilige Schrift einführte; man sehe nur seine Erklärung des zehnten Kapitels Josue in Scholz` Bibelwerk neben den Beteuerungen, die er in der Vorrede ausspricht. –
Quelle: Wetzer und Welte`s Kirchenlexikon, Bd. 3, 1884, Sp. 1526 – Sp. 1527