Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Amerikanismus Amerikanismus, eine durch J. Th. Hecker, den Gründer der Paulisten, propagierte, Ende des 19. Jahrhunderts auch in Europa schriftstellerisch vertretene Reformbewegung innerhalb der katholischen Kirche. Ihr Ziel ist Versöhnung von Kirche und modernem Zeitgeist, negativ durch ein diskretes Zurückstellen des dem Außenstehenden Anstößigen, positiv durch eine möglichst weitherzige Lehr-, Missions- und Konversionsmethode. Bezüglich des Dogmas gilt der Minimismus als Losung, d.h. Ein Mindestmaß an Glaubensforderung, ferner ein gewisser Interkonfessionalismus (Religionsparlament von Chicago 11.- 7.9.1893) und Einschränkung des Prinzips der Autorität in der Kirche. Nach deren hierarchischen Höchstdurchbildung durch das Vatikanische Konzil müsse…
Liberalismus
Dereser
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Dereser Dereser, Johann Anton, kath. Aufklärungs-Theologe, * 3.2.1757 zu Fahr a. Main, † 16.6.1827 zu Breslau; studierte in Würzburg unter Berg und Oberthür, 1776 Ocarm dort (Klostername: Thaddäus a Sancto Adamo), 1780 Priester und Ordenslektor an der katholischen theologischen Fakultät Heidelberg, 1783 Professor der griechischen Sprache und neutestamentlicher Exegese in Bonn, 1791 in Straßburg, hier 1792 Domprediger und Regens des Priesterseminars, 1794 verhaftet und zum Tode verurteilt, weil er die Zivilkonstitution des französischen Klerus ablehnte, nach 10 Monaten durch den Tod Robespierre befreit, 1799 Professor in Heidelberg (seit 1802 Weltpriester), siedelte 1806 mit…
Emser Kongreß
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Emser Kongreß Emser Kongreß, Zusammenkunft der Gesandten der Erzbischöfe Friedrich Karl J. v. Erthal v. Mainz, Maximilian Franz v. Köln, Klemens Wenzelsaus v. Trier und Colloredo v. Salzburg in Bad Ems Sommer 1786, um die Rechte ihrer Erzbischöfe gegenüber Rom festzustellen und sich über ein innerkirchlichen Reformprogramm zu verständigen. Die geistlichen Höfe hatten sich dem Einfluß gallikanischer, febronianischer und aufklärerischer Ideen nicht verschlossen. Bereits 1769 hatten die damaligen 3 rheinischen Erzbischöfe in Koblenz 31 Gravamina gegen die Kurie aufstellen lassen. Die Errichtung einer Nuntiatur in München bildete die Veranlassung zu dem viel bedeutenderen…
Febronianismus
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Febronianismus Febronianismus, das von Justinus Febronius (Deckname des Trierer Weihbischofs Joh. Nik. v. Hontheim) in seinem Epoche machenden, unheilvollen Werk De statu ecclesiae deque legitima potestate Romani pontificis (2 Bde, Frankfurt 1763) auf gallikanischer und jansenistischer Grundlage entwickelte System betrifft die kirchliche Verfassung, besonders die päpstliche und bischöfliche Gewalt. In der Vorrede des Werkes, in der er als dessen Zweck die religiöse Wiedervereinigung der deutschen Nation bezeichnet, ruft Febronius neben dem Papst Klemens XIII., den Bischöfen der katholischen Kirche und den Doktoren der Theologie und des Kirchenrechts auch die christlichen Könige und Fürsten…
Günther
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Günther Günther, Anton, Begründer der sogenannten Wiener theologischen Schule und des Güntherianismus, *17.11.1783 zu Lindenau (Böhmen), †24.2.1863 zu Wien; studierte Philosophie und Rechte in Prag (Schüler Bolzanos) und (auf Rat des hl. Klemens Maria Hofbauer) Theologie in Raab; 1821 Priester, 1822-24 Jesuitennovize, 1824 bis 1863 Privatgelehrter in Wien, bis 1848 Zensor der philosophischen und juristischen Schriften. Tiefgehend beeinflußt von Friedrich von Schlegel und Anton Müller einerseits, Descartes und der Wiener medizinischen Schule (Ph. Hartmann) anderseits, unternahm des Günther, unterstützt von seinem Freunde Papbst, in der Sprache des deutschen Idealismus die katholischen Mysterien im…
Güntherianismus
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Güntherianismus Güntherianismus, Günthers System unterscheidet sich von der Kirchenlehre (vgl. Denzinger 1655ff, 1801ff (dazu CollLac VII 86a) und 1816ff (CollLAc VII 88a)) besonders in 3 Punkten: a) Günther wollte durch eine neue Philosophie den modernen Pantheismus überwinden, was die auf die griechische Spekulation begründete (nach Günther „semipantheistische“) Philosophie der Kirchenväter und Scholastiker nicht vermocht hätte. Er will durch philosophische Darlegungen mittels des positiven Vernunftkriteriums auch den Inhalt der göttlichen Offenbarung als notwendig erweisen und die eigentlichen Mysterien der Trinität, Inkarnation usw. bezüglich ihres Warum wissenschaftlich begreifen. Die Offenbarungs-Wahrheiten seien nur in relativem Sinne…
Kölner Wirren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Kölner Wirren Kölner Wirren. Droste von Vischering hatte vor seiner Wahl auf eine Anfrage der Regierung erklärt, er „werde sich wohl hüten“, die „gemäß dem Breve“ Pius VIII. v. 25.3.1830 zwischen Bunsen und Erzbischof Spiegel 19.6.1834 getroffene Übereinkunft bezüglich der gemischten Ehen, der auch die Bischöfe von Trier, Paderborn und Münster beigetreten waren, „nicht aufrecht zu halten“. Von dieser Geheimkonvention hatte er sich vor der Wahl keine Kenntnis verschafft; erst als Erzbischof fand er sie im erzbischöflichen Archiv zu Köln. Zunächst verfuhr er dem Breve gemäß und umging die Konvention, die zu Gunsten…
Laizismus
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Laizismus Laizismus. Das Wort ist aus dem französischen Sprachgebrauch zu erklären. Die weltliche Schule wird in Frankreich seit dem Schulgesetz vom 10.10.1886 als Ecole laïque bezeichnet; die Weltanschauung, die nicht nur hinter diesem Gesetz steht, sondern das gesamte staatliche Leben der Dritten Republik beherrscht, wird als laïcism, laïcité (foi laïque nach Ferd. Buison) von ihren Anhängern gepriesen, von ihren Gegnern bekämpft. Auch die Enzyklika „Quas primas“ vom 11.12.1925 gebraucht das Wort und zeichnet die Entwicklung des Laizismus: Leugnung der Königsherrschaft Christi über die Völker, Leugnung des Rechtes der Kirche, die Völker zu lehren…
Modernismus
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Modernismus Das Wort Modernismus enthält als solches noch keine Beziehung zu Religion und Christentum, sondern besagt eigentlich nur eine gewisse Vorliebe für das Neuzeitliche, für das Moderne im, gesamten Umfang der menschlichen Kultur. Dieser allgemeine Gebrauch des Ausdruckes lässt sich bis ins 16. Jahrhundert nachweisen (vgl. DictThéolCath X 2012). In die kirchliche und theologische Sprach- und Begriffswelt ist das Wort erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingedrungen und hat vor allem durch die Äußerungen des kirchlichen Lehramtes einen ganz bestimmten Sinn erhalten. Der von der Kirche selbst so bezeichnete und verworfene Modernismus ist…