A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T Ü V W Z

Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Moloch

Moloch (= Schande) statt Melek (=König) in hebräischer, oder Malk, Milk in phönizischer Aussprache), semitische Gottheit, die dem kanaanitischen Baal, dem ammonitischen Milkom und dem moabitischen Chamos entspricht. Ihr wurden Menschenopfer (besonders Kinder) datgebracht. Obgleich solche Opfer den Israeliten unter Todesstrafe verboten waren (Lv. 18, 21; 20, 2-5), ließen sie im Süd- und Nordreich zu Ehren des Molochs „Kinder durchs Feuer gehen“, was keine bloße Weihe, sondern wirkliches Opfern durch Schlachten und Verbrennen bedeutet (Is. 57, 5; Ez. 16, 21). König Achaz opferte seinen eigenen Sohn im Hinnomtal (2. Kg. 16, 3; 2. Chr. 28, 3), ebenso König Manasses (2. Kg. 21, 6; 2. Chr. 33, 6).

Die Behauptung, der Molochdienst sei alter Jahvekult und Jahve sei dem Moloch gleich zu setzen, widerspricht der Tatsache, daß vor Isaias neben (Moloch) niemals Jahve erscheint. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. VII, 1935, S. 265

Moloch, im Alten Testament der von der Septuaginta eingeführte und in der Vulgata beibehaltene Name einer heidnischen Gottheit, welche anderswo (4. Kön. 23, 13 u. f.) Melchom genannt ist. Als etymologische Bedeutung des Namens erscheint auf den ersten Blick „König, Herrscher“, so daß auch im masorethischen Text beide Formen des Namens mitunter appellativ aufgefaßt sind (2. Sam. 12, 30; Am. 5, 26). Derselbe Gebrauch zeigt sich in dem Namen des phönizischen Gottheit Melkarth. Moloch war die personifizierte Feuersgewalt und insofern nur eine Gestaltung des kanaanitischen Baal. Der Name war den Ammonitern eigen, während die Moabiter die nämliche Gottheit Chamos nannten (Richt. 11, 24; siehe Moab); daher die Bezeichnung „Ammoniter-Gott“ und „Gräuel Ammons“ für Moloch (3. Kön. 11, 5 u. 7 u. 33).

Nach der niedrigen Auffassung des kanaanitischen Heidentums, dem jeder Aufschwung zum Übernatürlichen fehlte, betrachtete man Moloch nur als eine Verderben bringende Gottheit, vor deren Zorn man sich durch Darbringung des Liebsten und Kostbarsten sicher stellen müsse; daher wurden ihm unschuldige Kinder, besonders auch Erstgeborene, geopfert. Nach der durch jüdische Schrifterklärer aufgebrachten und allgemein geglaubten Sage hätte man die Kinder auf die Arme einer ehernen und glühend gemachten Bildsäule gelegt und das Wehegeschrei der unglücklichen Opfer durch Pauken übertönt, um das Gefühl der Eltern zu schonen. Später wollen jüdische Erklärer den biblischen Ausdruck „durch’s Feuer hindurch gehen lassen“ (z. B. Ez. 20, 31) so verstehen, daß die betreffenden Kinder zwischen zwei Feuern hätten hindurch schreiten müssen, um damit gleichsam durchglüht und gereinigt zu werden.

Allein die betreffenden Anführungen in der heiligen Schrift können nur den Sinn haben, daß die Molochsopfer auf dem Boden von Palästina durch Schlachtung der Kinder und Verbrennung der Leichen geschahen, was immer bei anderen Völkern mit glühenden Götterbildern geschehen sein mag (s. z.B. Ez. 16, 20f; Is. 57, 5). Die Kinder sollten auf diese Weise dem Gott zum Fraß (Ez. 23, 37) dargebracht und so seine Zerstörungslust gesättigt werden. Dies war das nämliche Verfahren, welches Abraham als Versuchung zugemutet wurde (Gen. 22, 2 u. 12). Gerade das Furchtbare eines solchen Kultus scheint die der Abgötterei geneigten Israeliten besonders angezogen zu haben, so daß schon das mosaische Gesetz den Molochsdienst auf’s Strengste verbietet (Lev. 18, 21; 20, 2ff). Gleichwohl hingen die Israeliten demselben schon auf dem Wüstenzug an (Am. 5, 26; Apg. 7, 43); ob sie dabei für Moloch ein ähnliches Zelt wie für Jehova, oder ob sie nur ein Bild des Gottes unter einem Schleier oder dergleichen mitführten, wird aus den betreffenden Texten nicht klar.

Salomon gestattete und beförderte zu Jerusalem die Verehrung Molochs seinen Frauen zuliebe (3. Kön. 11, 5ff), und so erhielt sie sich teils öffentlich geduldet, teils verstohlen unter den späteren Königen, bis Josias energisch gegen dieselbe einschritt (4. Kön. 23, 10); indes konnten auch seine Bemühungen den Molochsdienst nicht so vollständig unterdrücken, daß er nicht gegen Ende des jüdischen Reiches wieder häufig gewesen wäre (Jer. 32, 35). Auch im nördlichen Reich hatte dieser gräuelhafte Kultus Eingang gefunden (4. Kön. 17, 17; Ez. 23, 37); nach der Rückkehr aus Babel aber wird seiner keine Erwähnung mehr getan. (Vgl. Movers, Die Phönizier I, Bonn 1841, 327ff; 342) –
aus: Wetzer und Welte`s Kirchenlexikon, Bd. 8, 1893, Sp. 1757 – Sp. 1758

Tags: Heidentum
Buch mit Kruzifix
Chamos
Buch mit Kruzifix
Moab

Weitere Lexikon-Einträge

Buch mit Kruzifix

Wiclifismus

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Wiclifismus Der Wiclifismus (die Wiclifie) machte in England zunächst noch Fortschritte. Als aber Th. Arundel den Stuhl v. Canterbury (1396) und Heinrich IV. Lancaster den Thron bestieg (1399), erhoben sich Staat und Kirche zur…
Buch mit Kruzifix

Humanität

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Humanität Humanität (humanitas) bezeichnet 1) als Allgemeinbegriff das Wesen des Menschen, das ihn der Art nach von jedem andern Seienden unterscheidet. In diesem Sinn entwickelte den Begriff die scholastische Christologie für die humana natura…
Buch mit Kruzifix

Werkmeister

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Werkmeister Werkmeister, Benedikt Maria Leonhard, wegen seiner „aufklärerischen“ Richtung übel berufener katholischer Theologe, war zu Füssen (Allgäu) 1745 geboren, kam 1757 in die Benediktiner-Abtei Neresheim und trat daselbst 1764 in den Orden ein. Nach…
Buch mit Kruzifix

Otto II.

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Otto II., deutscher Kaiser Otto II. 973 bis 983, * 955, wurde noch zu Lebzeiten des Vaters (Otto I.) 961 zum Nachfolger designiert und Weihachten 967 von Johann XIII. zum Kaiser gekrönt. Seine Politik…
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Gesellschaft Mariens Maristen, auch Gesellschaft Mariens (Societas Mariae, Abk.: SM), Ordensgenossenschaft, die neben der klösterlichen Selbstheiligung durch besondere Verehrung der Muttergottes Jugenderziehung (in höheren Schulen, Priesterseminarien), Volksmission und Heidenmission zum Zweck hat, gegründet 1824…

Weitere Lexikon-Beiträge

Buch mit Kruzifix

Nabatäer

Antike
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Nabatäer Nabatäer, das in den Inschriften (Nabato) genannte Volk. Ob sie mit den Nabajoth identisch sind, ist strittig. Unzweifelhaft ist ihr erstes Auftreten in der Profangeschichte während der Diadochenkämpfe (Überfall ihrer Hauptstadt Petra durch Demetrius Poliorketes und dessen darauf folgende Niederlage 313/12 v. Chr. und ihre erste Erwähnung in…
Buch mit Kruzifix

Diokletian

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Diokletian römischer Kaiser und Christenverfolger Diokletian, Cajus Aurelius Valerius, römischer Kaiser, * bei Saloma (Dalmatien), arbeitete sich im Militärdienst zum Comes domesticorum empor, 17.9.284 zu Chalcedon von den Offizieren zum Kaiser ausgerufen. Schon 1.4.286 nahm er Maximianus Herkuleus zum Mitregenten an; beide erhoben 293 Konstantius Chlorus und Galerius zu…
Buch mit Kruzifix

Maxentius und Maximian

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Maxentius und Maximian römische Kaiser und Christenverfolger Maxentius, römischer Kaiser 306-312, * um 279 als Sohn des Maximianus Herkulius, ließ sich 306 gegen den zum Cäsar des Westens bestellten Severus in Rom als Augustus ausrufen und herrschte, obwohl von den Mitregenten nicht anerkannt, über Italien und Afrika. Ein grausamer…
Buch mit Kruzifix

Decius

Antike
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Decius römischer Kaiser und Christenverfolger Decius, Cajus Messius Quintus Trajanus, 249 bis 251 römischer Kaiser. Die decische Verfolgung, die 7. nach der traditionellen Zählung, die erste zielbewusste und planmäßige, wollte das Christentum im ganzen Reich ausrotten und beginnt eine neue Periode in der Geschichte der Christen-Verfolgungen. Decius war einer…
Buch mit Kruzifix

Maximinus Daja

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Maximinus Daja römischer Kaiser und Christenverfolger Maximinus Daja oder Daza, römischer Kaiser, Illyrier, niederer Abkunft, 1.5.305 seinem Oheim Galerius als Cäsar über Cilicien, Syrien und Palästina beigegeben, 309 vom Heer als Augustus ausgerufen, 311 nach des Galerius Tod Alleinherrscher im Orient, 30.4.313 von Licinius bei Adrianopel besiegt, † auf…
Buch mit Kruzifix

Katakomben

Kirchengeschichte
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Katakomben Katakomben, altchristliche Begräbnisstätten mit größeren unterirdischen Anlagen, für Rom typisch aber auch in Neapel und besonders häufig in Sizilien, Nordafrika, Malta, Kleinasien, Trier, Paris usw. nachweisbar, gleichbedeutend mit der alten Bezeichnung Coemeterium, die aber ganz allgemein die Ruhestätte der Christen, auch die oberirdischen Boden- oder Sarkophag-Gräber, andeutete. Ursprünglich…