Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Samaria
Samaria: I. die von Amri auf dem einem gewissen Somer abgekauften Berg neu gegründete (vorher nur spärliche Siedlung in der Bronzezeit!) Hauptstadt des Königreichs Israel (1. Kg. 16, 4). Von Natur und Menschenhand stark befestigt, trotzte sie wiederholten Anstürmen der Aramäer (1. Kg. 20, 1ff; 2. Kg. 6, 24ff), wurde aber nach 3-jähriger Belagerung vom assyrischen König Sargon erobert und zerstört.
Nach dem Exil war Samaria Sitz persischer Behörden (Esr. 4, 10 u. 17: …) in der Provinz Abarnahara. Nach Eusebius, Chronik (ed. R. Helm I 12f) hat Alexander d. Gr. Samaria mit makedonischen Kolonisten besiedelt. Um 296 wurde die Stadt in den Diadochen-Kämpfen durch Demetrius Poliorketes zerstört. Nach mancherlei Kämpfen verblieb sie zuletzt dem Reich der Seleukiden.
Um 110 v. Chr. wurde sie vom Hasmonäer Hyrkanus I. zerstört, jedoch vom römischen Statthalter Aulus Gabinnius um 57 v. Chr. wieder aufgebaut (Josephus, Ant. XIII 88; Bell. Jud. I 166). Nach 31 v. Chr. schenkte Augustus die Stadt an Herodes d. Gr., der sie prächtig ausbaute und seinem Gönner zu Ehren Augusta nannte (Ant. XV 296; Bell. Jud. I 403). Später trat jedoch Samaria, obwohl colonia Romana unter Septimus Severus (Digesta L 15, 1 u. 7), hinter Flavia Neapolis (=Nablus) zurück.
In altchristlicher Zeit war es berühmt als Grabstätte Johannes‘ des Täufers (und der Propheten Elisäus und Abdias) sowie als Bischofssitz (jetzt Titularbistum: Samaritan. Oder Sebasten. In Palaestina). Aus der Kreuzfahrerzeit, in der es wieder einen Bischof erhielt, stammt die große Johanneskirche (nun Moschee). Das heutige Dorf Sebástije nimmt einen Teil des Areals der alten Stadt ein. Die Grabungen 1908ff. und 1931ff. legten große Teile des Königspalastes und der Stadtmauer aus der israelitischen Zeit frei, ferner hebräische Ostraka, Schnitzwerk vom „Elfenbein-Palast“ Achabs (1. Kg. 22, 39), aus herodianischer Zeit ein Forum, Augusteum, Amphitheater, Stadion.
II. Von der Stadt ging der Name Samaria auf das von ihr beherrschte Gebiet über (1. Kg. 13, 32; 2. Kg. 17, 24); jedoch ist offenbar schon damals hauptsächlich an das westjordanische Gebiet des Nordreiches, genauer an den Teil südlich der Esdrelon-Ebene gedacht worden, wie bei der späteren Bezeichnung (Lk. 17, 11 u. ö.) und (Josephus). Die Grenze gegen Judäa ist weniger deutlich, bestimmt etwa durch den Wâdi dêr ballût im Westen und den Wâdi es-sâmije im Osten des Gebirgskamms. Samaria ist weiträumiger und fruchtbarer als das zerklüftete steinige Judäa.
Seit 722 war es assyrische Provinz, zur Zeit des Verfalls des assyrischen Großreiches vorübergehend unter der Botmäßigkeit des Königs Josias v. Juda, in der persischen Zeit ein Oppositionsherd gegen den Wiederaufbau Jerusalems und des Tempels, später ein Bestandteil des Reiches der Hasmonäer und dann des Herodes, danach der römischen Provinz Syrien. Jesus zog öfters durch Samaria (Joh. 4, 4; Lk. 9, 52; 17, 11).
Im jüdischen Befreiungskrieg erhob sich auch Samarias Bevölkerung gegen Rom; der Aufstand wurde jedoch 67 n. Chr. blutig niedergeschlagen. Auch später blieb Samaria ein Unruheherd; nach der Niederwerfung des letzten großen Aufstandes 529 unter Kaiser Justinian verschwindet es aus der politischen Geschichte. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. IX, 1937, Sp. 148 – Sp. 149
Samaria (1. Mach. 10, 30; Luk. 17, 11; Joh. 4, 4 u. 5) bildete seit der syrischen (seleukidischen) Herrschaft eine der drei Provinzen Palästinas, von welcher die drei Distrikte Ramatha, Lydda und Apherima durch König Demetrius losgetrennt und dem judäischen Gebiet einverleibt wurden (1. Mach. 11, 34; vgl. 10, 38). Zwischen Judäa und Galiläa gelegen, erstreckte sich Samaria von Anuath bis Ginäa am Eingang in die Ebene Jezrael, im Osten grenzte es an den Jordan, im Westen an die Meeresküste. Die Provinz war dicht bevölkert, fruchtbar, reich an Bergen und fetten Wiesen (Jos. Bell. Jud. 3, 3, 4). –
Quelle: Wetzer und Welte`s Kirchenlexikon, Bd. 9, 1895, Sp. 1288 – Sp. 1289
Siehe auch auf Wikipedia (spanisch) den Eintrag über Samaria
Bildquellen
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