Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Makkabäer
Makkabäer (entweder von Hammer, Hammerschläger oder Auslöscher; vgl. den Namen eines Helden Davids: 1. Chr. 12, 9 u. 14; dazu Revue des Etudes Juives 1932, 180f), eigentlich Beiname nur des Judas, des 3. Sohnes des Matthathias, welch letzterer über Johannes, Simon (Hasmonäus?) usw., von Joarib, dem Haupt einer Priesterklasse abstammte (vgl. allerdings Pauly XII 2191). Diese Benennung wurde später auf alle Angehörigen seines Stammes ausgedehnt, ersetzte so in der jüdisch-griechischen Literatur den eigentlichen Familiennamen Hasmonäer und galt wie dieser schließlich auch von sonstigen Bekämpfern des Hellenismus im Seleukiden-Reich und in Ägypten. –
Heute nennen sich mehrere jüdische Organisationen Makkabäer oder Makkabi, besonders Jugendvereine und Zionisten.
I. Die Makkabäer-Erhebung, eine Ruhmestat des Judenvolkes, wurde durch den grausamen Hellenisierungs-Versuch des Antiochus IV. Epiphanes in Judäa ausgelöst. Nach Schändung des Tempels durch den „Gräuel der Verwüstung“ wurden heidnische Opfer in allen Städten dargebracht. Dagegen leistete der greise Priester Mathathias zu Modin zunächst Widerstand und führte bis zu seinem baldigen Tod erfolgreich den Kleinkrieg von der Wüste aus (1. Makk. 2).
Sein Sohn Judas besiegte 166 bis 164 mit immer wachsender Zahl seiner Getreuen die syrischen Feldherren Seron, Nikanor und Lysias, besetzte den Tempelberg und führte die Tempelreinigung durch (Chanukka). Ihm zur Seite standen seine 4 Brüder. Durch glückliche Feldzüge befreite Judas die Juden Galaads und Galiläas. Lysias rückte mit Antiochus V. Eupator, dem jungen Nachfolger des Antiochus IV. Epiphanes, nochmals gegen Judäa und belagerte den Tempelberg; ein Aufstand in Antiochien zwang ihn aber zum Frieden mit den Juden. Er gewährte ihnen Religionsfreiheit, betonte aber die politische Abhängigkeit durch Niederreißen der Mauer des Tempelberges.
Die Syrer hatten ständig die getreuen Juden in Verdacht, Parteigänger der Ptolemäer zu sein. Der weitblickende Judas selbst war mit dem Abkommen nicht zufrieden, zumal da der von den Syrern ernannte Hohepriester Alkimus die philhellenistische Partei leitete.
Judas griff die Syrerburg in Jerusalem an, besiegte das zum Entsatz geschickte syrische Heer unter Nikanor und ließ dessen Haupt am Tor der Burg aufhängen (Nikanortag und -fest). Zur größeren Sicherheit schloss er ein Bündnis mit Rom. Beim Feldzug des Bacchides liefen jedoch seine Truppen größtenteils davon, und Judas starb Jan./Febr. 161/60 den Heldentod (über seine Geschichte siehe 1. Makk. 3-9,22; 2. Makk. 8-15; Josephus, Antiqu. 12, 6-11).
Sein Bruder Jonathan führte seine Politik bis zum Tod des Alkimus weiter. Er nützte sodann den jeweiligen Parteiwechsel in Syrien geschickt aus: er ließ sich von Alexander Balas zum Hohenpriester ernennen, und nach dessen Tod auf dem Schlachtfeld gegen Demetrius II. schloss er sich bald diesem, bald des Balas Sohn Alexander VI. an. Von Demetrius gewann er eine Gebietserweiterung im nördlichen Judäa. Schließlich fiel er der List des ehrgeizigen Ministers Tryphon zum Opfer (vgl. 1. Makk. 9, 23-13, 30).
Sein Bruder Simon führte dann die Unabhängigkeits-Partei, erneuerte den Bund mit Rom und gar mit Sparta. Von Demetrius II. erwirkte er Steuerfreiheit für Judäa, vielleicht erst, nachdem die Syrer-Festungen in Jerusalem und Gezer vor den Juden kapituliert hatten (142/41). Dieses Jahr eröffnete eine neue Ära (nach Jahren Simons) für die Juden. Laut Volksbeschluss wurde Simon erblicher Hohepriester und Fürst; damit war die Dynastie der Hasmonäer-Makkabäer begründet.
Der gegen Tryphon auftretende Antiochus VII. Sidetes verlieh den Juden das Recht der Münzprägung, verlangte aber Tribut für neu eingenommene Städte (Anfang der Eroberungs-Politik der Hasmonäer). Simon weigerte sich, und seine Söhne besiegten das syrische Heer unter Cendebäus. Um 135 wurden Simon und 2 seiner Söhne zu Dok (westlich von Jericho) meuchlings ermordet (1. Makk. 13, 1 – 16, 24; Josephus, Antiqu. 13, 6f). Soweit reichen die biblischen Berichte; das Weitere steht bei Josephus, Antiqu. 13 u. 14.
Simons Sohn und Nachfolger Johannes Hyrkanus I. musste in einigen Jahren nach der Belagerung in Jerusalem die harten Kapitulations-Bedingungen des Antiochus Sidetes annehmen. Letzterer starb aber bald im Kampf gegen die Parther, und seit dem Niedergang des Seleukiden-Reiches konnte Hyrkanus Judäa bedeutend vergrößern. Sein Bruch mit den Pharisäern brachte jedoch Verhängnis für das eigene Land, und seine wie seiner Nachfolger Grausamkeit führte zu Schandtaten, die zur Gewaltherrschaft des Herodes d. Großen überleiteten. Wenn nicht schon Hyrkanus, so legte sicher sein Sohn und Nachfolger Aristobul I. sich den Königstitel bei.
Er starb nach kurzer Regierung und seine Witwe Salome Alexandra ließ dessen eingekerkerten Bruder Alexander Jannäus zum König aufrufen und heiratete ihn. Dieser eroberte Galiläa sowie Städte der Dekapolis und besaß bei seinem Tod die ganze Küste von Gaza bis zum Karmel (außer Askalon). Vor den Intrigen der Pharisäer rettete er sich durch Flucht, gewann dann die Oberhand angeblich durch Kreuzigung von 800 seiner Gegner und Verbannung von 8000. Bei seinem Tod riet er der Alexandra, sich mit den Pharisäern zu versöhnen. Sie wurde Königin und ihr ältester Sohn Johannes Hyrkanus II. zunächst nur Hohepriester. Sie brachte den Einfluss der Schriftgelehrten hoch.
Nach ihrem Tod musste Hyrkanus II. bald zu Gunsten seines Bruders Aristobul II. abdanken; für Hyrkanus aber intrigierte sein Parteigänger Antipater, der Idumäer. So kam es zur Belagerung Jerusalems seitens der Nabatäer. Beide Brüder appellierten an die Römer, die zunächst für Aristobul entschieden. Doch wegen dessen Unbotmäßigkeit belagerte Pompejus Jerusalem, eroberte es 63 v. Chr. und setzte Hyrkanus wieder ein. Nach der Schlacht v. Pharsala gewann Antipater auch die Gunst des Julius Cäsar für Hyrkanus. Dem heranwachsenden Sohn des Antipater, Herodes, war Antigonus der gefährlichste Rivale.
Herodes gewann die Gunst des Markus Antonius und wurde Tetrarch, wie auch sein Bruder Phasael. Nur durch Hilfe der Parther wurde Antigonus König. Seiner tatkräftigen Regierung setzte Herodes im Verein mit den römischen Truppen von Sosius durch Eroberung von Jerusalem Juni 37 v. Chr. ein Ende. Antonius ließ den Antigonus enthaupten. Zur Geschichte der überlebenden Mitglieder der hasmonäischen Familie vgl. Herodes d. Gr. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. VI, 1934, Sp. 814 – Sp. 816