Heldentaten der Makkabäer Mathathias und Judas

Heldentaten der Makkabäer bis zum Tod Antiochus‘ IV.

(1. Makk. 2, 1 bis 6, 16; 2. Makk. 8-10)

Die makkabäischen Brüder (2. Makk. 7)

Antiochus ließ auch eine Mutter mit ihren sieben Söhnen vor sich bringen (1) und sie mit Geißeln und Riemen schlagen, um sie zu zwingen, gegen das Gesetz Schweinefleisch zu essen. Siehe den dazu gehörigen Bericht über die Makkabäischen Brüder, deren Andenken die Kirche am 1. August feiert.

Mathathias und seine Söhne erheben sich für das heilige Gesetz (1. Makk. 2, 1 bis 6, 16)

Um diese Zeit lebte zu Modin (2) der Priester Mathathias, Sohn des Johannes, des Sohnes Simons (3), von den Söhnen Joaribs (4). Er hatte fünf Söhne: Johannes, Simon, Judas, Eleazar und Jonathas. Als er von all den Gräueln hörte, mit denen sein Volk und namentlich Jerusalem heimgesucht wurde, rief er aus: „Wehe mir! Warum ward ich geboren, um das Verderben der heiligen Stadt zu sehen? Das Heiligtum ist in den Händen der Fremden und von ihnen entweiht und ausgeraubt; Greise und Jünglinge sind durchs Schwert getötet; unser Volk ist zum Sklaven der Heiden erniedrigt – wozu sollen wir noch leben? Und er und seine Söhne zerrissen ihre Kleider und gingen in Trauer-Gewändern einher.

Bald kamen die Abgesandten des Antiochus auch nach Modin, um die Einwohner zum Abfall vom Gesetz Gottes zu veranlassen. Schon waren viele der Bevölkerung, die sich auf öffentlichem Platz bei dem Götzenaltar versammelt hatten, auf die Seite der Abgesandten getreten. Da wandten sich letztere auch an Mathathias und sprachen: „Du bist der Erste und Angesehenste dieser Stadt; so tritt nun auch zuerst (zum Götzenopfer) herzu nach dem Befehl des Königs, so wird er dich zu seinen Freunden zählen und dich und deine Söhne mit kostbaren Geschenken überhäufen.“ Mathathias aber entgegnete: „Wenn auch alle Völker mit Verleugnung ihrer Religion dem König Antiochus gehorchen, so wollen doch ich und meine ganze Verwandtschaft dem Gesetz unserer Väter gehorchen. Bewahre uns Gott davor, sein Gesetz zu verlassen!“

Kaum hatte er ausgeredet, so trat ein Jude vor aller Augen herzu, um den Götzen zu opfern. Bei diesem Anblick ergriff den eifrigen Priester die höchste Entrüstung; er fiel nach der Vorschrift des Gesetzes (5) über den Nichtswürdigen her und tötete ihn am Altar. Dasselbe tat er dem am Altar stehenden Abgesandten des Königs. Dann riss er den Altar selbst nieder und rief mit lauter Stimme durch die ganze Stadt: „Jeder, der Eifer für das Gesetz hat, ziehe aus, mir nach!“ Und siehe, viele welche noch den Herrn liebten, folgten ihm und seinen Söhnen in das Gebirge.

Auf die Kunde hiervon rückte die in Jerusalem liegende feindliche Besatzung alsbald wider sie aus. Sie stieß auf einen Haufen von tausend Menschen, Männer, Weiber und Kinder, die sich in einer Höhle verborgen hatten. Obwohl bewaffnet, glaubten die Eingeschlossenen in allzu strenger Gewissenhaftigkeit, es sei wider das Gesetz, am Sabbat mit den Waffen in der Hand sich zu verteidigen; so kamen alle auf elende Weise um. Mit tiefem Schmerz vernahmen Mathathias und seine Freunde diesen Vorgang und beschlossen, am Sabbat zwar nicht anzugreifen, aber sich zu verteidigen, wenn sie angegriffen würden. Täglich strömten ihnen Gutgesinnte zu; so bildeten sie bald ein kleines Heer, zerstörten allenthalben die Götzenaltäre und schützten das Gesetz mit gewaffneter Hand wider die Macht der eingedrungenen Heiden.

Indes kam die Zeit, daß Mathathias sterben sollte. Da sprach er zu seinen Söhnen: „Jetzt ist der Übermut stark, und eine Zeit der Strafe, der Verwüstung und grimmigen Zornes. Darum meine Söhne, eifert für das Gesetz und gebt euer Leben hin für den Bund eurer Väter! Gedenkt ihrer Taten bis zurück in die ältesten Zeiten; und ihr werdet finden, daß keiner, der auf den Herrn hofft, je zu Schanden wird. Simon, der weise ist, sei euer Ratgeber! Judas aber, tapfer von Jugend auf, sei euer Heeresfürst, auf daß er kämpfe den Kampf seines Volkes!“ Danach segnete er sie und starb, und ganz Israel beweinte ihn (166 v. Chr.).

Heldentaten des Judas bis zum Tod Antiochus‘ IV. (2. Makk. 8-10)

Judas rechtfertigte das Vertrauen seines Vaters in vollstem Maße. Er zeigte sich an der Spitze des Kampfes, stark und furchtbar wie eine Löwe und schmetterte die Feinde mit unwiderstehlicher Gewalt nieder. Er schlug schnell nacheinander die wider ihn ausgesandten syrischen Feldherrn Apollonias und Seron, dann die Unterfeldherren des Lysias (6): Ptolemäus, Gorgias und Nikanor (7), darauf Lysias selbst, zog siegreich in Jerusalem ein und nahm wieder vom Tempel Besitz (164 v. Chr.) (8)

Mit Wehmut musste er hier sehen, wie das Heiligtum verwüstet, der Altar entweiht, und in den Vorhöfen Gras gewachsen war wie im Wald. Da reinigten die Priester das Heiligtum, erbauten einen neuen Altar und weihten ihn und das ganze Heiligtum wieder ein mit Lobgesängen, Zithern, Harfen und Zimbeln. Acht Tage dauerte das Fest; es ward zugleich verordnet, daß dasselbe unter demNamen Tempelweihe oder Reinigung alle Jahre sollte erneuert werden. (9) Er umgab sodann den Tempelberg ringsum mit hohen Mauern und Türmen und befestigte zu seinem Schutz auch Bethsura, an der damaligen Südgrenze Judäas gegen Idumäa. (10)

Nun aber erhoben sich gegen die Juden auch die Nachbarvölker, die von jeher ihre Feinde gewesen waren, insbesondere die Edomiter, Araber und Ammoniter. Judas schlug sie in mehreren Schlachten und eroberte ihre festen Plätze. Bald jedoch kamen auch Boten von Galad mit der Klage der dortigen Juden, daß sie von dem ammonitischen Feldherrn Timotheus sehr bedrängt seien; ebenso von Galiläa, mit der Bitte um Hilfe gegen die Phönizier. Judas war also genötigt, seine Streitkräfte zu teilen. Er selbst eilte dem Timotheus entgegen und überwand ihn in zwei Schlachten. In der zweiten hatte Timotheus ein ungeheures Heer unter sich. Der Makkabäer flehte mit den Seinigen zum Herrn um Hilfe. Als nun der Kampf heftig entbrannt war, erschienen den Feinden plötzlich vom Himmel herab fünf strahlende Männer auf Gold gezäumten Pferden (2. Makk. 10, 29ff). Zwei von ihnen waren zu beiden Seiten des Makkabäers und beschützten ihn mit ihren Waffen. Die drei übrigen dagegen schleuderten aus der Luft herab Pfeile und Blitze gegen die Feinde, so daß diese ganz geblendet hinfielen und erschreckt die Flucht ergriffen. Es fielen in diesem Kampf 20500 Mann zu fuß und 600 Reiter. Timotheus selbst ward in der Festung, in die er sich geflüchtet, gefangen genommen und getötet (11). Gleichzeitig hatte Simon die Feinde in Galiläa glorreich besiegt. (12)

Während dies in Judäa vorging, war Antiochus IV., Epiphanes, in Persien geschlagen worden und hatte auf dem Heimweg die schmachvollen Niederlagen seiner besten Feldherren durch den Makkabäer vernommen. Ergrimmt wollte er sich selbst an die Spitze seiner Heere stellen und brach deshalb, Rache schnaubend, gegen Jerusalem auf. (1. Makk. 6, 1-16; vgl. 2. Makk. 9.) Da nun sein Wagen in vollem Lauf war, fiel er heraus und beschädigte sich schwer. Bald kamen Würmer aus seinem Körper hervor, und sein Fleisch fiel stückweise ab. Bei ihm, der kurz zuvor die Sterne des Himmels zu erreichen wähnte, konnte es nun wegen schrecklichen Gestanks niemand mehr aushalten. Jetzt fing er an, von seinem großen Stolz abzulassen und zur Erkenntnis seiner selbst zu kommen; jetzt erinnerte er sich auch an die Worte, mit welchen ihm die sterbenden Makkabäer dies Strafgericht vier Jahre vorher angekündigt hatten. Er betete zu Gott und gelobte, seine grausamen Verfolgungen, soviel möglich, wieder gut zu machen und alle Gegenden der Erde zu durchwandeln, um Gottes Macht zu verkünden. Allein Gott erhörte ihn nicht, weil seine Reue nur eine durch die Furcht vor dem Tod erzwungene war, und seine Qual ließ nicht nach. Endlich starb der Gotteslästerer und grausame Verfolger unter den schrecklichsten Schmerzen eines jammervollen Todes (163 v. Chr.) (13)

Anmerkungen:

(1) Nach der allgemeinen Ansicht geschah dies in seiner Residenzstadt Antiochia, die von Seleukus I. und noch mehr von dessen Sohn Antiochus I. erweitert und verschönert und noch letzterem benannt worden war. Die Mutter und ihre Söhne konnten von Jerusalem dorthin geschleppt worden sein; wahrscheinlicher aber ist, daß sie de zahlreichen jüdischen Bevölkerung in Antiochia angehörten.

(2) Im Stamm Dan in der Nähe des Mittelländischen Meeres bei Lydda auf einem Berg gelegen. Nach gewöhnlicher Annahme wäre es Soba, etwa 10 km westlich von Jerusalem, südlich neben der Straße nach Jaffa, in gerader Linie über 40 km vom Meer; doch glaubt man seit 1866 die Ruinen der Stadt Modin und die Gräber der Makkabäer in Körbet-el-Medieh (d. i. Ruinen von Medieh = Modin?), 12 km westlich von Lydda, über 30 km nordwestlich von Jerusalem und nur 28 km vom Meer wieder aufgefunden zu haben.

(3) Dieser trug den Beinamen Hasmonai, wovon die ganze Familie den namen erhielt. Vgl. Josephus, Jüd. Altertümer 12, 6, 1.

(4) Dies war die erste der 24 Priesterklassen (1. Chr. 24, 5 u. 7); sie ward als die vorzüglichste von allen angesehen, und die Abstammung von ihr galt als die vorzüglichste von allen angesehen, und die Abstammung von ihr galt als der höchste geistliche Adel. Mathathias war nur ein einfacher Priester; aber durch die Abstammung aus dieser Familie wird es erklärlich, wie sein Sohn Jonathans zum Hohenpriester bestellt werden konnte, nachdem der rechtmäßige Hohepriester Onias III. ermordet, sein Sohn Onias nach Ägypten geflohen, sein Bruder Jason zum Heidentum abgefallen war.

(5) Dt. 13, 6ff; vgl. Ex. 32, 26ff; Nm. 25, 3ff.

(6) Lysias war von königlichem Geblüt und von Antiochus, der damals einen Kriegszug nach Persien unternahm, als Reichsverweser zurck gelassen. (1. Makk. 3, 32)

(7) 1. Makk. 3, 40 bis 4, 25; vgl. 2. Makk. 8, 1-29. Dieser Sieg war besonders glorreich. Nikanor hatte 40000 Mann zu Fuß und 7000 Reiter, ward aber von Judas bei Emmaus am Eingang des jüdischen Gebirges, dem späteren Nikopolis, jetzt Amwâs, besiegt.

(8) 1. Makk. 4, 26-59. 2. Makk. 8, 30-36; 10, 1-8. Nur die Burg vermochte er nicht zu erobern, ließ sie aber bestürmen, bis das Heiligtum gereinigt und wieder eingeweiht war.

(9) Vgl. Joh. 10, 22.

(10) 1. Makk. 4, 60 u. 61. – Bethsura lag gegen 8 km nördlich von Hebron auf einer steilen Höhe an der Westseite der Straße, gegen 30 km südlich von Jerusalem.

(11) Ein anderer Timotheus erscheint bald nachher im Kampf mit den Juden. (Vgl. 2. Makk. 12, 2ff).

(12) Über die Einzelheiten aller dieser Kämpfe vgl. Weiß, Judas Makkabäus 33-82.

(13) Der Tod des Antiochus wird in beiden Büchern der Makkabäer berichtet, und zwar so, daß der 1. Makk. 6, 1ff gegebene mehr allgemeine Bericht durch eine ins einzelne gehende Schilderung in 2. Makk. 9, 1ff ergänzt wird. Von einem Widerspruch keine Spur. Dem Tod des Antiochus ähnlich ist nach Josephus (Jüd. Altert. 17, 6, 5) der des Herodes des Großen und der Apg. 12, 23 erzählte Tod des Herodes Agrippa I. –

Nun wird in dem zweiten Brief an der Spitze des zweiten Makkabäer-Buches von einem Fürsten Antiochus erzählt, der bei der Plünderung eines Tempels in Persien mit seinen Begleitern umgekommen sein soll. Da dieser Antiochus, durch dessen Tod die Juden „von Gott aus großer Gefahr errettet worden“, kaum ein anderer als der bekannte Verfolger sein kann, hat man in dieser Nachricht einen eklatanten Widerspruch zu den vorerwähnten Berichten gefunden. Derselbe löst sich durch die Annahme, daß jener Brief ein Gerücht wiedergibt, das nach Jerusalem gekommen, mit Freude aufgenommen und alsbald in gutem Glauben und Alexandria weiter gegeben worden war. Daß sich dieses Gerücht nicht bestätigte, beeinträchtigt in keiner Weise die Glaubwürdigkeit der Briefschreiber (man vgl. 2. Makkk. 5,5, wo ausdrücklich „ein falsches Gerücht“ über den Tod des Antiochus erwähnt wird, und denke an die Nachrichten, die heute vielfach von einem fernen Kriegsschauplatz eintreffen und von den Zeitungen wieder gegeben werden!). Der Verfasser des zweiten Makkabäer-Buches aber teilt den Brief als eine Urkunde mit, für deren Inhalt er keine Gewähr zu übernehmen braucht. In demselben Sinne können nach der Meinung mancher Ausleger (vgl. Kaulen, Einleitung §284) auch die weiteren Mitteilungen des Briefes genommen werden, obwohl kein Grund vorliegt, deren Inhalt zu bezweifeln. –
us: Schuster/Holzammer, Handbuch der Biblischen Geschichte, Bd. I, Altes Testament, 1910, S. 1034 – S. 1040

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