Trost- und Mahnworte für Katholiken

Zwei Männer und eine Frau knien in der Stube mit gefalteten Händen

Gemeinden ohne katholische Seelsorger

Buchtitel Der Tod ohne Priester Die vollkommene Reue Ein LEhr- und Trostbüchlein für römisch-katholische Christen

Gemeinden ohne Seelsorger – Trost- und Mahnworte für Katholiken

Vielgeliebte in Christo! „Wie lange noch, o Herr, wie lange?“ so habt ihr wohl schon oftmals geseufzt. Wann endlich wird die Stunde schlagen, wo wieder ein Priester in unsere Mitte einzieht, um in unserer Kirche das hl. Opfer darzubringen und uns Verlassene mit den Tröstungen der hl. Religion zu beglücken? Doch habet Geduld, bewahret die Hoffnung und das Vertrauen! Gottes Ratschlüsse sind unerforschlich und gerecht sind seine Wege. Viertausend Jahre lang mussten die Gerechten der Vorzeit auf die Ankunft des Erlösers harren; vierhundert Jahre dauerte der Aufenthalt des Volkes Israel in Ägypten, vierzig Jahre der Zug in der Wüste, siebenzig Jahre die babylonische Gefangenschaft; dreißig Jahre lang erduldete der göttliche Heiland Armut, Verachtung und Verfolgung in seinem Erdenwandel, dreihundert Jahre hindurch ließ er im Anfange die in seinem Blute gestiftete Kirche den bittersten Leidenskelch trinken. Dürfen wir uns da wundern, wenn die Kirche, und wir selbst jetzt einige Jahre lang Trübsal leiden? Und lebt denn der alte Gott nicht mehr, jener starke und treue Gott, der sein auserwähltes Volk im Alten Bunde so oftmals aus seinen Bedrängnissen errettet, der die Kirche des Neuen Bandes zu allen Zeiten so väterlich geliebt, beschützt und wunderbar erhalten hat?

Trostworte

Die gegenwärtige Heimsuchung ist eine Züchtigung und eine Prüfung. Sie ist eine wohl verdiente Züchtigung für die unerhörte Lauigkeit und Undankbarkeit, womit wir Gott in den Tagen des Glückes beleidigt haben. So viele, viele Katholiken wussten den Wert des Priesters nicht zu schätzen: das hl. Messopfer (siehe Infomaterial zu: Häusliche Messandacht), die Predigt, die Sakramente wurden vernachlässigt. Jetzt erkennt ihr, was ihr verloren, jetzt hungert und durstet ihr nach jener himmlischen Speise, woran ihr früher so wenig Geschmack fandet.

Darum klaget euch reumütig vor dem Herrn eures Undanks, eurer Unwürdigkeit an. Sprechet: „Unsere Vergehen und unsere Sünden sind auf uns, und in diesen schmachten wir dahin. Wir haben gesündigt, wir haben Bosheit verübt, wir haben gottlos gehandelt und sind abgewichen vom Herrn.“ Ezech 33. Dan. 9. Diese Heimsuchung ist aber auch eine Prüfung, und zwar für die ganze Kirche, für die frommen und auch für alle bußfertigen Gläubigen. Der Herr will seine Kirche aus dieser Trübsal zum herrlichsten Triumphe führen, um dadurch vor aller Welt ihre Göttlichkeit erstrahlen zu lassen. Seine Auserwählten aber prüft er, wie das Gold im Feuer, zur Bewährung ihrer Treue und zur Vermehrung, ihrer dereinstigen himmlischen Glorie. „Weil du angenehm warst vor Gott, sprach der Engel Raphael zu Tobias, darum war es notwendig, daß die Prüfung dich bewähre.“ Tob. 12. Darum tröstet euch! Nicht um euch zu verderben, sondern um euch zu retten und eure Verdienste zu vermehren, lässt Gott diese Leiden über euch kommen. Stehet fest, wanket nicht, zaget nicht! „Der Himmel blickt mit Wohlgefallen auf eure Treue herab.

Die heilige Kirche hat euch ganz besonders in ihr Herz eingeschlossen. Ihr seid ihre Schmerzenskinder, aber auch ihr Trost. Eure heilige Mutter grüßt euch mit den Worten des Apostels Paulus: „Meine geliebtesten und ersehntesten Kinder, meine Freude und Krone! stehet fest im Herrn, Geliebteste!“ Phil. 3. Ja, stehet fest im Glauben, wachset in der Liebe, bringet würdige Früchte der Buße! Dann wird eure Traurigkeit in Freude, eure Entbehrung in reichsten Segen verwandelt werden; denn „die in Tränen säen, werden in Freuden ernten.“ Ps. 125. Für das Übrige lasset Gott sorgen, der zur rechten Zeit die Hilfe bringen wird. –

Mahnworte

Wenn die Herde ihren Hirten verloren, dann ist das eine günstige Gelegenheit für Diebe und Räuber. Hütet euch vor falschen Propheten, welche vielleicht mit gleisnerischen Reden oder verfänglichen Schriften euch euren katholischen Glauben zu rauben versuchen. Eine unbewachte Herde ist den Angriffen reißender Tiere ausgesetzt. Die wilden Tiere der Unterwelt, die höllischen Geister haben es auf euch abgesehen. Euch namentlich gilt das Wort des hl. Petrus: „Brüder, seid nüchtern und wachet: denn euer Widersacher, der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe, suchend, wen er verschlingen möge; ihm widerstehet standhaft im Glauben!“ 1. Petr. 5.

Ohne eure Einwilligung kann der Teufel euch nichts anhaben: aber er stellt überall seine Netze auf, er legt Fußangeln und lauert, ob ihr nicht freiwillig hineinlauft, um alsdann über euch herzufallen und euch zu erwürgen. Diese Netze und Fußangeln sind insbesondere die sündhaften Gelegenheiten, z. B. Tanzlustbarkeiten, einsame Zusammenkünfte, nächtliche Bekanntschaften. O fliehet sie! Eltern, Herrschaften, Meister und Vorgesetzte: haltet eure Kinder, eure Untergebenen davon zurück! Ihr traget jetzt eine viel größere Verantwortlichkeit, es wartet auf euch ein viel strengeres Gericht, ein Gericht ohne Schonung und Erbarmen, wenn durch eure Schuld eine euch anvertraute Seele verloren geht. Wenn ihr aber jetzt eure Pflichten treu erfüllt und die Seelen eurer Kinder, eurer Untergebenen vor dem Verderben bewahrt, dann werdet ihr an Gott einen gnädigen Richter und einen unendlich freigebigen Vergelter finden. –

Pflege des Gebetes

Die göttliche Barmherzigkeit gleicht einem unermesslichen Meer, worin Gnaden in Überfluss sind für alle, die darnach verlangen. Mag auch der Zutritt zu den ordentlichen Gnaden-Kanälen, den hl. Sakramenten euch jetzt sehr erschwert, ja unter Umständen unmöglich sein: keine Macht kann Gott den höchsten Herrn hindern, euch dennoch seine Gnade zufließen zu lassen, gleichwie keine Macht ihn hindern kann, Tau und Regen auf die Erde zu senden, wohin und wieviel er will. Aber Gott will um seine Gnade gebeten sein.

Darum ist die Pflege des Gebetes namentlich für euch von der allergrößten Wichtigkeit. „Das Gebet des Gerechten, sagt der hl. Augustinus, ist ein Schlüssel zum Himmel.“ Wenn ihr dieses Gnadenmittel eifrig benutzt, dann braucht ihr vor der ganzen Hölle nicht bange zu sein; wer dasselbe aber vernachlässigt, setzt seine Seele der größten Gefahr aus. Jeder von euch mache es sich in diesen schweren Zeiten zum unverbrüchlichen Gesetze, sein Morgen- und Abendgebet treu zu verrichten. Wem seine Arbeiten zu andern mündlichen Gebeten wenig oder keine Zeit lassen, der erneuere Tages über öfters die gute Meinung; dadurch wird das ganze Tagewerk zu einem ununterbrochenen Gebete und angenehmen Brandopfer vor Gott. Betet in Versuchungen, wenn ihr in eine Sünde gefallen, wenn Traurigkeit oder andere Leiden euer Herz beschwert; ganz besonders betet in Krankheit und Todesgefahr! Eure Gebete seien andächtig, vertrauensvoll, beharrlich: dann ist die Erhörung gewiss.

Eine besondere Verheißung hat das gemeinschaftliche Gebet. „Wo Zwei oder Drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Matth. 18, 20. Möge doch in allen Familien bei euch, wo seither keine gemeinschaftliche Hausandacht stattfand, diese schöne Sitte jetzt eingeführt werden! In jedem Hause sei gemeinschaftliches Abendgebet, woran alle teilnehmen. Sollten am Morgengebete nicht alle sich beteiligen können, dann sollen wenigstens die Kinder und die nicht Verhinderten zusammen beten.

Ablassgebete

Im gegenwärtigen Büchlein findet ihr eine Sammlung eigens für eure Verhältnisse ausgewählter Gebete für Kirche und Haus. Dieselben sind größtenteils aus den kirchlichen Ablassgebeten, dem Brevier, Missale und der heil. Schrift entnommen: Alles aber, was aus diesen Schatzkammern kommt, ist echtes gediegenes Gold. Einen besonderen Wert haben für euch, denen so viele Gnadenquellen abgeschnitten sind, die mit Ablässen verbundenen Gebete. „Die mit Ablässen versehenen Gebete, sagt der gelehrte und fromme P. Faber, haben verschiedene Vorteile. Wir sind versichert, daß sie von der Kirche gutgeheißen, ja mehr als gutgeheißen sind, indem sie dieselben überdies noch mit Ablässen begnadigt hat. Wir wissen, daß unzählige fromme Seelen sie jeden Tag gebrauchen, und indem wir uns mit ihnen vereinigen, gehen wir tiefer ein in die Gemeinschaft der Heiligen und in das Leben der Kirche, welches ihre Einheit ist.

Diese Gebete leiten uns an, in einer Weise und um Dinge zu beten, welche die Kirche verlangt. Wir erreichen durch die Ablassgebete mehrere Zwecke auf einmal: denn indem wir sie gebrauchen, beten wir nicht bloß, sondern wir verehren auch die Schlüsselgewalt der Kirche, wir ehren Jesus, seine göttliche Mutter und die Heiligen, wir werden frei von unsern zeitlichen Strafen, oder, was noch mehr ist, wir erlösen die Seelen des Fegfeuers und erfreuen Gott.“ Letzteres, die Erlösung der armen Seelen durch die heiligen Ablässe, muss euch um so mehr angelegen sein, da ihr kein Messopfer mehr habt.

Messandachten – Häusliche Messandacht

Die Messandachten sind nach der Ordnung des römischen Missale, wonach der Priester die hl. Messe feiert, eingerichtet und auf die Dauer eines Hochamtes berechnet. Sie können aber leicht auf die Dauer einer stillen Messe abgekürzt werden, indem man auf den Eingang gleich die Opferung, auf die Präfation die Wandlung, auf die Kommunion den Segen und Schluss folgen lässt mit Auslassung der dazwischen liegenden Teile. In dieser abgekürzten Form könnte mit großem Nutzen auch an Wochentagen die Messandacht gehalten werden. Ebenso können die Nachmittags-Andachten nach Bedürfnis abgekürzt und auch als Hausandacht in der Familie oder von Einzelnen gebraucht werden.

Die in der Gemeinde von früher üblichen Bruderschafts-Andachten bleiben; man kann dann aber abwechselnd auch eine Andacht aus diesem Büchlein nehmen. Jeder Einzelne kann alle diese Andachten, und insbesondere die Ablassgebete, auch für sich allein verrichten. Benutzet denn eifrig und mit frommem Sinne, was euch hier geboten wird. Ihr werdet alsdann in steter lebendiger Vereinigung mit dem Opfer, dem Gebete und den Gnaden, der hl. Kirche bleiben. Daß übrigens diejenigen, welche an Sonn- und Feiertagen auswärts eine hl. Messe hören können, diese Pflicht in keiner Weise, weder durch Hausandacht noch durch Teilnahme am Laien-Gottesdienste in der Kirche zu ersetzen vermögen, versteht sich von selbst und sei hier nur noch einmal in Erinnerung gebracht.

auch für unsere Zeit: Material zur häuslichen Messandacht

Erste Messandacht nach der Ordnung wie der Priester das Messopfer darbringt

Zweite Messandacht zu Ehren der allerseligsten Jungfrau

Auslegung der Lesung und des Evangeliums findet sich auf der Seite: Unterricht für die Feste im Jahreskreis

Noch ein Trost für euch

In jeder Messe bringt der Priester vor der Wandlung das hl. Opfer Gott dar „für alle Rechtgläubigen und Bekenner des katholischen und apostolischen Glaubens.“ Ihr seid also in alle hl. Messen eingeschlossen: von tausend und tausend Altären steigen alle Tage auch für euch Gebete und Opfer zum Himmel hinauf. Auch wird außerdem noch viel für euch gebetet.

Nun lebet alle wohl in den heiligsten Herzen Jesu und Mariä! „Seid stark im Herrn und in der Macht seiner Kraft. Ziehet an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnet gegen die Nachstellungen des Teufels: denn wir haben nicht bloß zu kämpfen wider Fleisch und Blut, sondern wider die Oberherrschaften und Mächte, wider die Beherrscher der Welt in dieser Finsternis, wider die Geister der Bosheit in der Luft. Darum ergreifet die Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tage widerstehen und in Allem unverletzt aushalten könnet. Stehet denn, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit, und beschuhet an den Füßen mit der Bereitschaft für das Evangelium des Friedens. Vor allem ergreifet den Schild des Glaubens, mit welchem ihr alle feurigen Pfeile des bösen Feindes auslöschen könnt: und nehmet den Helm des Heiles und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes. Mit allem Gebete und Flehen betet zu aller Zeit im Geiste, und wachet darin in aller Beharrlichkeit und in Fürbitte für alle Geheiligten! – Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch Allen. Amen. Ephes. 6 u. 2. Korinth. 13. –
aus: Gebetbuch für Gemeinden ohne Seelsorger. Zum Gebrauche in Familie und Kirche. Vom Verfasser des „Gemeinden ohne Seelsorger“. Mit kirchlicher Approbation. 1876, S. 3 – S. 12

Anmerkung: Das Büchlein „Gemeinden ohne Seelsorger“ sowie das „Gebetbuch für Gemeinden ohne Seelsorger“ sind gegen eine Bücherspende zu beziehen bei:

Kloster Marienberg
Haselwies 18
79837 Häusern
Tel.: 07672 328
Sprechzeiten: 9.45 Uhr – 10.30 Uhr / 15.30 Uhr – 16.15 Uhr

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