Der Pfingstkreis im Kirchenjahr
„Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis.“ (Weish. 1,7)
Auf denOsterkreis, welcher mit der sechsten Woche nach Ostern schließt, folgt der Pfingstkreis. Derselbe dauert von Christi Himmelfahrt bis zum ersten Adventsonntag. Er stellt uns Christus als König dar, wie Er im Himmel thronend zur Rechten des Vaters den Aposteln den heiligen Geist sendet und durch sie über die ganze Erde ausgießt; wie Er alle Völker dem einen Geist unterwirft und einigt zu einem Reiche, zur Kirche, und wie Er als Haupt und König dieser Kirche dieVölker und die Einzelnen zum ewigen Heile leitet, bis Er als Richter wieder kommen wird.
Deine Aufgabe, o Christ, in diesem Festkreise ist: den heiligen Geist fleißig um seine Gnaden anzuflehen, dann aber auch treu mit denselben mitzuwirken, damit du dir reiche Verdienste sammelst für die Ewigkeit und so dich bereit hältst, dem ewigen Richter entgegen zu gehen.
Der Mittelpunkt dieses Festkreises ist das Pfingstfest. Die Oktav von Christi Himmelfahrt mit dem Freitag vor Pfingsten bildet die entferntere, der Pfingstsamstag die nähere Vorfeier. Die Pfingstoktav ist die nähere, mit dem Dreifaltigkeitsfest beginnt die entferntere Nachfeier.
Die Vorfeier zu Pfingsten mahnt uns an jene Zeit, in welcher sich die Apostel zu Jerusalem auf die Ankunft des heiligen Geistes vorbereiteten. Gleich den Aposteln sollen auch die Gläubigen in der Zeit von Christi Himmelfahrt bis zum Pfingstfest sich der Geistessammlung und Abtötung befleißen, sehnsüchtig nach den Gaben des heiligen Geistes verlangen und anhaltend darum bitten.
Es ist zu raten, diese Zeit durch eine neuntägige Andacht zum heiligen Geist zu heiligen. Besonders aber tue folgendes:
Entziehe dich, wenn dein Beruf es dir erlaubt, dem Geräusch der Welt, um in der Einsamkeit eifrigem und beharrlichem Gebete obzuliegen, nach dem Beispiel Mariens und der Apostel. „Nahet euch Gott, so wird Er sich euch nahen.“ (Jak. 4,8)
Versöhne dich mit deinem Nächsten und reinige dein Gewissen durch eine reumütige Beichte; denn der heilige Geist ist ein Geist des Friedens, der Liebe und Reinigkeit und wohnt also nur in reinen, friedfertigen Seelen. (Ps. 75,3)
Gib nach Vermögen Almosen. Der heidnische Hauptmann Kornelius hat sich durch Gebet und Almosen der Mitteilung des heiligen Geistes würdig gemacht. (Apg. 10)
Endlich erwecke ein großes Verlangen und seufze daher oft nach dem heiligen Geist, etwa mit den Worten:
Komm heiliger Geist, der Du die Völker aller Sprachen in Einigkeit des Glaubens versammelt hast, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe! Amen. –
aus: Leonhard Goffine, Ord. Praem., Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 305 – S. 306
siehe auch den Beitrag auf katholischglauben.online: Der Heilige Geist erhält die Kirche