Unterricht für das hochheilige Pfingstfest
Auf den Osterkreis, welcher mit der sechsten Woche nach Ostern schließt, folgt der Pfingstkreis. Was ist das hochheilige Pfingstfest?
Das Wort Pfingsten stammt von dem griechischen „Pentecoste“ und bedeutet den fünfzigsten Tag, nämlich nach Ostern. Am fünfzigsten Tage nach Schlachtung des Osterlammes gab Gott den Israeliten die zehn Gebote auf dem Berge Sinai. Zur Erinnerung daran feierte man im Alten Bund am fünfzigsten Tag nach Ostern das Pfingstfest. Zugleich sollte es das Dankfest für die beendete Getreideernte sein. Daher hieß man es auch „Erntefest“. Am fünfzigsten Tage nach der Auferstehung des Erlösers kam der heilige Geist über die Apostel herab und entzündete in ihren Herzen jenen Feuereifer, womit sie nachher die ganze Welt entflammten. Zur Erinnerung daran feiern die Christen am fünfzigsten Tage nach Ostern das Pfingstfest.Warum begeht die Kirche diesen Tag so feierlich?
Um fort und fort Gott zu loben und Ihm zu danken, daß Er durch die Sendung des heiligen Geistes seine Verheißungen erfüllt, das Gesetz des neuen Bundes öffentlich verkündet, wundervolle Gaben gespendet, seine heilige Kirche zum Heil der Menschen auf Erden zu verbreiten und so das Angesicht der Erde umzugestalten angefangen hat, indem schon an diesem Tage bei dreitausend durch die Predigt der Apostel erschütterte Zuhörer durch die Taufe in die Kirche eingingen. Das Pfingstfest wird mit Recht der Geburtstag der heiligen Kirche genannt. Darum soll heute jeder Christ der heiligen Kirche, dieser treuen Mutter neue Liebe, neue Treue angeloben.
Der Pfingsttag erinnert uns auch an die Pflicht, die zehn Gebote treu zu halten, denn diese Gebote sollen im neuen Bund nicht aufhören, sondern in vollkommener Weise erfüllt werden; – ferner an die Gnaden, die wir durch die heilige Firmung erhalten haben. – Darum erhebe heute in heiliger Freude und Begeisterung dein Gemüt:
1) Um Gott zu danken für die Gnaden, die dir durch den heiligen Geist schon zuteil geworden sind;
2) um Gott zu preisen für alles, was Er seit dem ersten Pfingstfest bis heute in der Welt und in den einzelnen Seelen Großes gewirkt hat;
3) um in demütiger Erkenntnis deiner Sündhaftigkeit und Bedürftigkeit Gott zu bitten um den heiligen Geist, seine Gnaden und seine Früchte, als da sind: „Die Liebe, die Freude, der Friede, die Geduld, die Milde, die Herzensgüte, die Langmut, die Sanftmut, die Treue, die Mäßigkeit, die Enthaltsamkeit, die Keuschheit.“ (Gal. 5, 22-23)
O daß diese zwölf Sterne in unsern Herzen glänzten; welch himmlisches Leben wäre dann auf Erden! – Aber „man muss den heiligen Geist sich erbitten, Ihn sich verdienen und dann festhalten durch treue Beobachtung der Gebote“ (Hl. Hilarius). –
aus: Leonhard Goffine, Ord. Praem.; Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 306 – S. 307