Unterricht für das Pfingstfest am Montag
Wonnetrunken über die gnadenvolle Herabkunft des heiligen Geistes, singt die Kirche im Eingang der heiligen Messe: „Er speiste sie mit dem Mark des Weizens, Alleluja! und sättigte sie mit Honig aus dem Felsen (Ps. 80, 17), Alleluja! Alleluja! Frohlocket Gott, unserm Helfer, frohlocket dem Gott Jakobs“ (Ps. 80,1).
Gebet der Kirche.
O Gott! Der Du den Aposteln den heiligen Geist erteilt hast, gib, daß deine Gläubigen die Wirkung ihrer frommen Bitte erfahren, damit jene, denen Du den Glauben gegeben, von deiner Güte auch den Frieden erlangen; durch Jesum Christum, deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.
Lesung aus der Apostelgeschichte. Kap. 10, Vers 42-48.
In denselben Tagen öffnete Petrus seinen Mund und sprach: Männer, Brüder! Der Herr hat uns befohlen, dem Volk zu predigen und zu bezeugen, daß Er es sei, der von Gott verordnet worden zum Richter der Lebendigen und Toten. Ihm geben alle Propheten Zeugnis, daß alle, die an Ihn glauben, durch seinen Namen Vergebung der Sünden erlangen. Während noch Petrus diese Worte sprach, ließ sich der hl. Geist hernieder auf alle, welche das Wort hörten. Und die Gläubigen aus den Juden, die mit Petrus gekommen waren, staunten, daß auch über die Heiden ausgegossen würde die Gnade des hl. Geistes; denn sie hörten sie in Sprachen reden und Gott lobpreisen. Dann nahm Petrus das Wort: Kann wohl jemand das Wasser versagen, daß diese nicht getauft werden, die den hl. Geist empfangen haben, gleichwie auch wir? Und er befahl, daß sie getauft würden im Namen des Herrn Jesu Christi.
Erklärung und Anwendung.
Der hl. Apostelfürst Petrus war gegangen nach Cäsarea und hatte dort das wunderbare Gesicht von dem Tuch mit den verschiedenen Tieren (Apg. 10). Da wurde er nach Joppe zu dem Heiden Kornelius gerufen. Nun erkannte er die Bedeutung des Gesichtes und predigte den Heiden das Evangelium. Merke dir aus dem oben angeführten Abschnitt der Apostelgeschichte folgendes:
1) Alle Menschen, Juden und Heiden, wenn sie an Christus glauben, können Verzeihung der Sünden erlangen.
2) Der heilige Geist selber bestätigt durch seine außerordentliche Herabkunft auf die Heiden diese Wahrheit.
3) Der hl. Petrus handelt hier als Oberhaupt der Kirche. Er entscheidet die Frage, ob die Heiden getauft werden sollen oder nicht. Er ordnet sofort die Taufe der Heiden an. – Wie barmherzig ist Gott, daß Er alle zum Heile ruft!
Übung.
Sei auch du, wie die Heiden in Joppe, recht begierig nach den Heilsgnaden, und der heilige Geist wird auch über dich kommen. Bete:
Heiliger Geist! Der Du heute über die gekommen bist, die das Wort Gottes angehört hatten, komme auch über mich und verzehre in mir alle bösen Begierden. Amen.
Evangelium nach dem hl. Johannes. Kap. 3, Vers 16-21.
Zu derselben Zeit sprach Jesus zu Nikodemus: So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß Er seinen eingebornen Sohn hingab, damit alle, die an Ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, daß Er die Welt richte, sondern daß die Welt selig werde durch Ihn. Wer da an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, weil er an den Namen des eingebornen Sohnes nicht glaubt. Dieses aber ist das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen die Finsternis mehr liebten als das Licht; denn ihre Werke waren böse. Denn jeder, der Böses tut, hasset das Licht und geht nicht an das Licht, damit seine Werke nicht gestraft werden; wer aber die Wahrheit tut, kommt an das Licht, damit seine Werke offenbar werden, weil sie in Gott getan sind.
Wodurch hat Gott die Größe seiner Liebe am meisten bewiesen?
Dadurch, daß Er seinen eingebornen Sohn in den schmerzlichsten und schmachvollsten Tod hingab, damit wir, die Schuldigen, vom ewigen Tod befreit werden und das ewige Leben haben. Welche Liebe! – Fasset Mut ihr Kleinmütigen, ihr von schwerer Sündenlast Gebeugten, Reuevollen, ihr Unglücklichen jeder Art! – O Seele, vergilt doch die unendliche Liebe Gottes gegen dich mit etwas Gegenliebe, wenigstens so, daß du Gott nicht beleidigst.
Was lehrt der göttliche Heiland noch weiter in diesem Evangelium?
Er lehrt:
1) Daß der Glaube das erste und notwendigste ist, was der heilige Geist in uns wirkt. „Wer glaubt, wird nicht gerichtet“ (Joh. 3, 18);
2) daß mit dem Glauben auch die Liebe oder die Tat verbunden sein müsse. „Ein leerer Glaube ist der Glaube der Teufel“ (Hl. Anselm);
3) daß unsere gefallene Natur diesem Glauben Hindernisse bereite, und daß diese Hindernisse durch Werke des Lichtes überwunden werden müssen.
Ist nicht auch der heilige Geist als ein Licht in die Welt gekommen?
Ja; denn Er erleuchtet innerlich durch seine Gnade die Herzen der Menschen, damit sie die Heilswahrheiten recht begreifen; und wie das natürliche Licht uns aus der Finsternis führt, also führt uns der heilige Geist durch sein übernatürliches Licht aus dem Dunkel der Unwissenheit, aus den Gefahren und Nachstellungen der Welt und des Teufels zur ewigen Seligkeit.
Wenn dennoch so viele verloren gehen, ist Gott schuld daran?
Nein; wie der Arzt nur den Unheilbaren aufgibt, so verurteilt auch Gott nur die Unverbesserlichen, welche, indem sie an Christus, als an ihren Erlöser und Gott, nicht glauben, sondern die Finsternisse, d. i. die ihren verdorbenen Neigungen entsprechenden Grundsätze und Werke lieben, Ihn, das Licht der Welt und seine Lehre gering achten, den Gottesdienst, den christlichen Unterricht, den Empfang der heiligen Sakramente vernachlässigen, dieses zügellose Leben für Weisheit und Aufklärung ausgeben, sich nicht belehren lassen wollen und das Verdammungs-Urteil schon vor dem Gericht sich selbst gesprochen haben. Wehe ihnen, daß solche Liebe sie nicht retten kann, sondern verdammen muss!
Die Erklärung, wer das Licht der Welt sei, und warum die Bösen das Licht hassen, siehe am heiligen Weihnachtsfest in der dritten Messe.
Gebet.
Heiliger Geist! entreiße uns den Finsternissen unserer Zeit, strafe den Hochmut unseres Geistes, befreie uns von jener leeren Freiheit, die man als das höchste Ziel der Menschheit preist, und die doch für das heil der Seelen so unfruchtbar ist. Wir wollen das Licht lieben, wir wollen es besitzen, es erhalten und durch gehorsam und kindliche Einfalt das Glück verdienen, es dereinst in Ewigkeit unverschleiert zu schauen. Amen. –
aus: Leonhard Goffine, Ord. Praem.; Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 315 – S. 317