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Gaonat

Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Gaonat

Gaonat: Gaon von Vilna

Gaon (=Excellentia, vielleicht nach Ps. 47, 5) Amtstitel, den zunächst die Rektoren zu Sura, später auch und, nachdem diese Akademie eingegangen war, ausschließlich die zu Pumbedita führten. Wann der Titel in Gebrauch kam, ist nicht sicher, nach Scherira seit 589. Ihre Würde war halb erblich. Sie hatten von den Kalifen anerkannte behördliche Rechte und Einkünfte.

Die gaonäische Periode 589 bis 1038 ist der Übergang von der talmudischen Zeit und deren letzten Vertretern, den Saboräern, zur neuen jüdischen Kultur in Westeuropa. Die Akademien in Babylonien bildeten damals den geistigen Mittelpunkt des Gesamtjudentums; ihre Geonim galten als religiöse Oberbehörde, deren Gutachten und Verordnungen unbegrenzte Autorität genossen. Ihre Responsen, wovon viele in Sammlungen und sonst erhalten sind, beleuchten u.a. die kulturellen Verhältnisse des Judentums jener Zeit und die Weiterbildung der Halacha. –

Der hervorragendste Vertreter des Gaonats ist Saadja; als letzter Gaon gilt Hai. Hauptquelle bildet das „Sendschreiben des Gaon Schrira“ (968 bis 998), öfters hrsg. u.a. v. J. Wallerstein (Breslau 1861), Neubauer in Mediaeval Jewish Chronicles (Oxford 1888). –

Zur Anwendung des Titels Gaon in nachgaonäischer Zeit auf die Schulhäupter zu Bagdad, Palästina, Damaskus, Ägypten vgl. EncJud VII 277ff. Später ist er auch Ehrentitel hervorragender Gelehrten. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. IV, 1932, Sp. 286 – Sp. 287

siehe auch den Beitrag: Geschichte der Juden nach 70 n. Chr.

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