Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Spoleto
Spoleto, 241 v. Chr. römische Kolonie, von den Goten unter Totila zerstört, von Narses wieder aufgebaut, seit 570 Hauptstadt des gleichnamigen langobardischen Herzogtums. Dieses erscheint bereits in dem Eventualversprechen Pippins v. Quiercy 754 und (wiederholt) in der promissio Karls d. Großen v. 774 als Teil des Kirchenstaates (vgl. LP I 498), nachdem es sich schon 773 dem Papst Hadrian I. freiwillig unterworfen hatte (LP I 495f). Es umfasste einen großen Teil Mittelitaliens: Umbrien, Sabiner- und Marserland, Fermo und Camerino.
Herzog Wido (Guido) ließ sich 888 zu Langres zum westfränkischen König wählen, konnte sich aber gegen den Kapetinger Odo nicht behaupten; bald darauf wurde er nach der Besiegung Berengar` s I. von Friaul 889 in Pavia zum König v. Italien und 21.2.891 durch Papst Stephan VI. zum Kaiser gekrönt. Nach seinem Tode 894 folgte sein Sohn Lambert. Heinrich III. trat auf der Synode zu Florenz Spoleto zusammen mit Camerino und Fermo an Papst Viktor II als Lehen an, seither war das Herzogtum wiederholt Zankapfel zwischen Papst und Kaiser; 1155 zerstörte Barbarossa die Stadt. Seit dem Untergang der Hohenstaufen ständig beim Kirchenstaat, mit ihrer von Albornoz erbauten starken Festung ein Vorort der päpstlichen Herrschaft; seit 1860 ist es beim Königreich Italien. (Buchberger, Bd. IX, 1937, Sp. 735)
Wido (Guido), Herzog von Spoleto und Camerino, † 894; Sprößling einer austrasischen, nach Italien verpflanzten Familie, die den Päpsten schwer zusetzte. Nachdem er 888 vergeblich danach gestrebt hatte, an Stelle des Odo Kapet die westfränkischen Krone zu erwerben, gelang es ihm, nach Besiegung des Berengar v. Friaul 889 König von Italien zu werden. Der hilflose Papst Stephan VI. krönte ihn dann 21.2.891 zum Kaiser, wobei Wido in einem Paktum die Privilegien der römischen Kirche erneuerte. Papst Formosus musste ihn 892 nochmals und zugleich seinem Sohn Lambert die Kaiserkrone aufsetzen, rief aber schließlich (Herbst 893) den deutschen Kaiser Arnulf gegen die Gewaltherrschaft der Spoletiner herbei. (Buchberger, Bd. X, 1938, Sp. 865)
Lambert (Lampert) von Spoleto, König v. Italien, † 15.10.898 zu Marengo; Sohn der Ageltrude und des Kaisers Wido (Guido) v. Spoleto, der ihm den Königstitel erteilte und ihn 30.4.892 durch Papst Formosus zum Kaiser krönen ließ (Fragment eines Pactum bei A. Mercati in Festschrift Kehr [1926] 162/67). Nachdem der deutsche Kaiser Arnulf Rom verlassen, befestigte Lambert dort 897 seine Herrschaft aufs neue, während Papst Stephan VII. ein grausiges Gericht über die Leiche des Formosus abhielt. Im Bund mit Lambert ordnete Papst Johann IX. die verworrenen Verhältnisse in Rom. (Buchberger, Bd. VI, 1934, Sp. 352)
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche