Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Crescentier
Crescentier, römisches Adelsgeschlecht, im 10. bis 11. Jahrhundert Herren der Engelsburg (Crescentiorum castrum: LP II 368), übten den römischen Patriziat und damit großen Einfluss auf das Papsttum aus.
Crescentius I. (C., auch Censius de Theodora), † 7.7.984 im Kloster S. Alessio, Sohn der jüngeren Theodora, Konsul v. Rom, empörte sich gegen Benedikt VI., warf ihn in den Kerker, verhalf Bonifatius VII. (siehe unter: Benedikt VII.) auf den Päpstlichen Stuhl und ließ im Einverständnis mit ihm 974 Benedikt VI. durch den Priester Stephan erwürgen. Der deutsche Graf Sikko (Siegfried) nötigte aber nach wenigen Wochen den Gegenpapst zur Flucht nach Byzanz, Censius unterwarf sich Kaiser Otto II. 980 (nach Uhlirz 972, dagegen spricht LP II 255), wurde reformeifriger Mönch und büßte seine Frevel.
Noch mehr spielte sein Sohn Crescentius II., Johannes Crescentius Numentanus, den byzantinischen Einfluss in Rom gegen die deutsche Kaisermacht aus. Er wurde begünstigt von dem mit den Crescentiern verwandten Papst Benedikt VII., führte während der Regierung Johannes XV. als Patricius 985 bis 996 die Herrschaft über Rom, nötigte 987 Johannes XV. zur Flucht, söhnte sich aber mit ihm wieder aus, als dieser den Kaiser zu Hilfe rief (LP II 260) und wurde 989 von der Kaiserin Theophanu als Patricius anerkannt. Er knechtete und beutete das Papsttum schamlos aus. Darum rief Johann XV. Kaiser Otto III. neuerdings nach Italien; Crescentius unterwarf sich im 996 und wurde in seinen Würden bestätigt. Aber nach der Heimkehr des Kaisers empörte sich Crescentius gegen den neuen Papst Gregor V., den Vetter des Kaisers und nötigte ihn zur Flucht. Er erhob den kaiserlichen Gesandten in Konstantinopel Johannes Philagathos als Johannes XVI. auf den Päpstlichen Stuhl. Dafür wurden beide auf der Synode zu Pisa gebannt; Otto III. zog 998 wieder nach Rom, das ihm die Tore öffnete, belagerte den Rebellen und ließ ihn nach Erstürmung der Engelsburg durch Graf Eckhard v. Meißen samt 12 Genossen am 29.4.998 enthaupten und aufhängen.
Sein Sohn Johann Crescentius III., † 1012, beherrschte nach Gregors V. Tod seit 1002 wiederum ein Jahrzehnt Rom und die Päpste. Seine Nachkommen gelangten unter Benedikt VIII. erneut in Besitz der Engelsburg, bis sie durch die Grafen von Tuskien aus ihrer Machtstellung verdrängt wurden. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. III., 1931, Sp. 76 – Sp. 77