Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Theodora die Ältere
Theodora die Ältere, übte mit ihrem Gemahl, dem Konsul, Senator, magister militum und päpstlicher Vesterarius Theophylakt, in Rom die maßgebende Gewalt aus. Mag auch Luitprands Darstellung parteiisch und übertrieben sein, so steht doch fest, daß die Päpste seit Sergius III. (904) sich in unwürdiger Abhängigkeit von ihr und ihrer Familie befanden. Verderblicher noch und gewalttätig war der Einfluss ihrer Tochter Marozia. Eine andere Tochter, Theodora die Jüngere († 950), war vermählt mit dem Konsul und Dux Johannes, der später Bischof geworden zu sein scheint. Aus dieser Ehe dürften hervorgegangen sein Papst Johannes XIII. und Crescentius I. (Censius de Theodora), der nach seinem Attentat auf Benedikt VI. Mönch wurde. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. X, 1938, Sp. 45 – Sp. 46
Dieses Weib war im Besitz der Engelsburg. Von da aus beherrschte sie Rom, so daß die Päpste als Landesherren vor ihr fast gänzlich verschwanden. Daß Sergius III. mit einer Tochter dieses Weibes, Marozia, die an Alberich von Tuskien vermählt war, im Ehebruch gelebt habe und die Frucht dieses schmachvollen Verkehrs der nachmalige Papst Johannes XI. gewesen sein soll, ist eine Verleumdung, welche Luitprand dem Papst Sergius antat, und auf diesen Gewährsmann stützen sich diejenigen, welche diesen Schimpf noch immer breit treten. Daß Luitprand der italienischen Partei alles mögliche Schlechte nachzusagen bemüht war, und auf Skandale und schmutzige Geschichten, um die Gegenpartei mit Schimpf und Schande überhäufen zu können, förmlich Jagd machte, gestehen selbst ehrliche, vorurteilsfreie protestantische Geschichts-Schreiber zu. –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, II. Band, 1907, S. 295