Bilderstreit

Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Bilderstreit

Bilderstreit. I. Im Orient. Die Kirche suchte von Anfang an, besonders bei weiterer Ausbildung der Bilderverehrung, Ausartungen zu verhüten; so Papst Gregor der Große gegen Bischof Serenus v. Marseille (Migne PL 77, 1027). In der griechischen Kirche hatte man aber doch allmählich die sichere kirchliche Regel überschritten. Ob hierdurch der „Ikonoklasmus“ im Orient mit veranlaßt wurde, ist sehr zweifelhaft; jedenfalls war er eine maßlose, brutale und dem christlichen Geist ganz widersprechende Bekämpfung der Bilderverehrung. – 726 befahl Kaiser Leo III. die Entfernung aller Bilder der Heiligen, Märtyrer und Engel, 730 die Vernichtung aller Bilder Christi, Mariens und der Heiligen. Patriarch Germanus von Konstantinopel widersetzte sich sofort und dankte, vom Kaiser gezwungen, ab; die Päpste Gregor II. und Gregor III. sprachen auf römischen Synoden (727 u. 731) das Anathem über die Bilderstürmer aus; mutig trat der hl. Johannes von Damaskus für die Bilder-Verehrung ein. Kaiser Leo ging gewalttätigst im ganzen griechischen Reich vor, ebenso sein Sohn Konstantin Kopronymus (741-775). Der griechische Weltklerus war zu fügsam (Synode im Palast Hiera bei Konstantinopel 754), die Mönche aber wurden wegen des mannhaften Widerstandes grausam verfolgt (Petrus Kalybites † 761, Abt Stephan † 767). Die Patriarchen von Antiochien, Alexandrien und Jerusalem verwarfen den Bilderstreit und abermals Papst Stephan VI. (Lateransynode 769). Nach einigen Milderungen durch Konstantins Sohn Leo IV. (775-780) trat eine vorläufige Beendigung des Bilderstreites unter seiner verwitweten Gemahlin Irene II. ein. Während ihrer vormundschaftlichen Regierung fand das 7. allgemeine Konzil von Nicäa statt (787), das nach eingehender Erklärung und Begründung der religiösen Bilderverehrung die katholische Glaubenslehre feierlich verkündigte (Denzinger 302/06). Leo V. der Armenier (813-820) und seine beiden Nachfolger aber erneuerten die Verfolgungen. Hauptverteidiger der Bilder-Verehrung waren damals Abt Theodor von Studion († 826) und der Patriarch Nicephorus († 829). Erst Theodora, die Witwe des Kaisers Theophilus, beendete als Regentin den Bilderstreit sofort und vollständig (843), indem die Synode von Konstantinopel die Beschlüsse des Nicänum II neu bestätigte und allgemein vorschrieb. Das 8. allgemeine Konzil zu Konstantinopel (869/870) wiederholte die alten kirchlichen Bestimmungen (Denzinger 337) und beendigte endgültig den Streit.

II. Das Abendland war vom griechischen Bilderstreit nicht berührt worden. Erst die Zusendung einer sehr ungenauen und mehrfach unrichtigen lateinischen Übersetzung der Akten des Nicänums II veranlaßte heftigen Widerspruch gegen diese Synode. Karl der Große ließ ihn durch seine Theologen in den Libri Carolini und durch die Synode von Frankfurt am Main von 794 (can. 2) Ausdruck geben, aber keineswegs in ganz korrekter und der kirchlichen Praxis entsprechender Weise: einziger Zweck der Bilder sei die Volksbelehrung und die Ausschmückung der kirchlichen Räume. Unter Ludwig dem Frommen wuchs noch die bilderfeindliche Stimmung (besonders Pariser Synode 825, sowie Bischof Claudius von Turin und Erzbischof Agobard von Lyon). Doch hatte all dies keine weiteren und dauernden Folgen für die abendländische Kirche, da die Bilderverehrung vorzügliche Verteidiger fand, besonders in Jonas von Orléans und Dungal v. St-Denis, und Anastasius der Bibliothekar eine bessere und genauere Übersetzung der Akten des Nicänums II lieferte.

III. ein eigentlicher Bildersturm im Abendland wurde durch die Häresien des 16. Jahrhunderts hervor gerufen, nachdem schon die Wiclifiten und Hussiten vorgearbeitet hatten. Bei Luther trat die anfängliche Abneigung gegen die Kunst sehr bald zurück, als er Karlstadts Vandalismus (1522) erfahren hatte. Zwingli aber und Calvin wurden fanatische Bilderstürmer; Calvin führte sogar ein das Bilderverbot als ein selbstständiges Gebot im Dekalog auf. Zahlreiche und kostbare Schätze der christlichen Kunst gingen zu Grunde, und in die Kirchen zog vielfach die trostloseste Öde ein bis auf die Gegenwart. Am schrecklichsten tobte der Bildersturm in den Niederlanden (1566). Den Glaubens-Neuerern gegenüber verkündigte die Kirche auf dem Tridentinum (Sess. XXV) den Glaubenssatz abermals und erklärte und begründete ihn noch genauer als früher (Denzinger 984ff). – Der Quietist Molinos glaubte, den Gebrauch der Bilder beim Gebet als der „Anbetung Gottes im Geist und in der Wahrheit“ schädlich widerraten zu müssen. Innozenz XI. verwarf 1687 seine Auffassung (Denzinger 1238). –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. II, 1931, Sp. 346 – Sp. 347

Buch mit Kruzifix
Molinos
Buch mit Kruzifix
Bildzauber

Weitere Lexikon-Einträge

Buch mit Kruzifix

Sabatier

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Sabatier Sabatier, Louis Auguste, französischer reformierter Theologe, * 22.10.1839 zu Vallon (Dep. Ardèche), Professor der reformatorischen Dogmatik 1867-73 an der Universität Straßburg, seit 1877 an der von dort nach Paris übertragenen Fakultät; † 12.4.1901…
Buch mit Kruzifix

Moloch

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Moloch Moloch (= Schande) statt Melek (=König) in hebräischer, oder Malk, Milk in phönizischer Aussprache), semitische Gottheit, die dem kanaanitischen Baal, dem ammonitischen Milkom und dem moabitischen Chamos entspricht. Ihr wurden Menschenopfer (besonders Kinder)…
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Augsburger Konfession Augsburger Konfession, Bekenntnisschrift der Lutheraner. Die Augsburger Konfession (Confessio Augustana) wurde auf Grund der Marburger, Schwabacher und Torgauer Artikel im wesentlichen von Melanchthon verfaßt, von Luther gebilligt und am 25.6.1530 auf dem…
Buch mit Kruzifix

Sabbathianer

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Sabbathianer Sabbathianer. Sabbathai Zewi, kabbalistischer Schwärmer, * 1626 in Smyrna, gab sich im Jahre 1648, dem vom Sohar (Kabbala) prophezeiten Anfang des Erlösungsjahres, als Messias aus. Deswegen vom Rabbinat seiner Heimat exkommuniziert und ausgewiesen,…
Buch mit Kruzifix

Judenchristen

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Judenchristen Judenchristen, die aus dem Judentum hervorgegangenen Christusgläubigen der apostolischen und nachapostolischen Zeit. Die Urgemeinde in Jerusalem hielt streng konservativ am jüdischen Gesetz und Kult fest (Apg. 2,46; 3,1: 5,12; 10,14; 21,20-24). Die Forderung…

Weitere Lexikon-Beiträge

Buch mit Kruzifix

Waldenser

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Waldenser Waldenser, auch Waldesier, mittelalterliche Sekte, benannt nach ihrem Stifter Waldes (Valdus, Valdesius) – der Vorname Petrus wird erst 1368 erwähnt – aus Lyon. Nach den sich ergänzenden Berichten im Chronicon universale anonymi Laudunensis (MGSkript XXVI 444ff) und bei Stephan von Bourbon (Tractatus de VII donis Spiritus Sancti c.…
Buch mit Kruzifix

Husiten

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Husiten Husiten, Anhänger des Hus, bis 1420 Wiclifiten genannt. Sie waren in den religiösen Ansichten gespalten, aber einig im Kampf gegen die katholische Kirche. Ihr geistiger Vater war Wiclif, der die Predigt als „ein Gebot Christi bezeichnete, woran keine hindern könne“, und den Laien das Recht einräumte, gegen die…
Buch mit Kruzifix

Beza

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Theodor von Beza Beza (eigentlich de Bèze), Theodor, Mitarbeiter und Nachfolger Calvins, * 24.6.1519 im burgundischen Städtchen Vézelay, † 13.10.1605 zu Genf; frühzeitig in Orléans und Bourges durch seinen Lehrer, den schwäbischen Humanisten Melchior Wolmar, mit dem Protestantismus bekannt gemacht. In Paris, wo er seine juristischen Studien fortsetzte, führte…
Buch mit Kruzifix

Ökolampad

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Ökolampad(ius) Ökolampad(ius), eigentlich Husschyn, Hußgen, Heußgen), Johann, Reformationstheologe, * 1482 zu Weinsberg (Württemberg), † 24.11.1531 zu Basel. Er studierte in Bologna die Rechte, in Heidelberg seit 1499 Humaniora und Theologie, wurde 1503 baccal. Artium und 1506 Hauslehrer beim Kurfürsten Philipp von der Pfalz. 1510-12 besaß er eine kleine Pfründe…
Buch mit Kruzifix

Appellanten

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Appellanten Appellanten, Anhänger des Jansenismus in der fünften Periode seiner Entwicklung. Nachdem die Umtriebe und die Opposition gegen die Bulle Unigenitus, sowie die fruchtlosen Unterhandlungen zwischen den Akzeptanten und den Opponenten sich durch einige Jahre fortgezogen hatten, appellierten am 1. März 1717 vier Bischöfe (von Mirepoix, Monpellier, Boulogne, Senez)…
Buch mit Kruzifix

Augsburger Konfession

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Augsburger Konfession Augsburger Konfession, Bekenntnisschrift der Lutheraner. Die Augsburger Konfession (Confessio Augustana) wurde auf Grund der Marburger, Schwabacher und Torgauer Artikel im wesentlichen von Melanchthon verfaßt, von Luther gebilligt und am 25.6.1530 auf dem Reichstag zu Augsburg im Namen mehrerer Fürsten (1) und Städte lateinisch und deutsch dem Kaiser…