Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Tusculum
Tusculum, latinische Stadt im Albanergebirge, ehemaliger Bischofssitz (Tusculan. Dioces.), der nach der Zerstörung der Stadt 1191 nach Frascati verlegt wurde. Vgl. KehrIP II 37/40. –
Die Grafen von Tusculum stammen von Markgraf Alberich I. von Spoleto ab, dessen Sohn Alberich II. Rom und Papsttum beherrschte und seinen Sohn Oktavian als Johann XII. auf den Papstthron brachte. Ihm folgten bald 2 Verwandte: Johann XIII., ein Sohn der jüngeren Theodora (Schwester der Marozia) und Benedikt VII.
Alberichs II. Enkel Gregor, der sich zuerst de tusculana benannte, hatte 3 Söhne: Alberich, Theophylakt und Romanus, von denen der erste die Würde eines Pfalzgrafen bekleidete, die beiden letzteren dagegen unter den Namen Benedikt VIII. und Johann XIX. den päpstlichen Stuhl einnahmen.
Alberichs Sohn Theophylakt erhielt durch Simonie mit 12 Jahren als Benedikt IX. die Tiara. Mit ihm endete die Reihe der Tusculaner-Päpste; dagegen herrschten die Grafen von Tusculum noch bis gegen Ende des 12. Jahrhunderts in den Latinerbergen und griffen unter Prolemäus II. († 1153) nochmals einflussreich in alle römischen Händel ein.
Erst des Ptolemäus Sohn Raino trat 8.8.1170 Tusculum an Papst Alexander III. ab. Der gräfliche Palast neben SS Apostoli in Rom ging in den Besitz der Colonna über. Im Gegensatz zu den stark die römische Tradition betonenden Crescentiern legten die Grafen von Tusculum Wert auf das Familien-Papsttum und suchten ein freundliches Verhältnis zum deutschen König. Ihr besonderes Interesse für Süditalien diente somit auch der Stärkung der Hausmacht. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. X, 1938, Sp. 340 – Sp. 341