Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Talleyrand
Talleyrand, französisches Adelsgeschlecht, wohl eine Linie der Grafen v. Périgord, seit dem 18. Jahrhundert Talleyrand-Périgord genannt.
Alexandre Angélique, * 16.10.1736 zu Paris, † 20.10.1821 ebd.; 1766 Koadjutor und 1777 Nachfolger des Erzbischofs von Reims, 1789 Deputierter des Klerus in der Nationalversammlung, verteidigte hier die kirchlichen Rechte, wanderte im gleichen Jahr aus und kehrte erst 1814 nach Frankreich zurück. Die nach dem Konkordat von 1801 vom Papst geforderte Resignation lehnte er 1802 ab; erst 1816 erklärte er sich hierzu bereit. Wurde nach dem Abschluss des Konkordates von Blacas, an dessen Zustandekommen er mitgewirkt hatte, 28.7.1817 zum Kardinal ernannt. Das ihm 1817 verliehene Erzbistum Paris konnte er erst 1819 übernehmen.
Sein Vetter, Charles Maurice, * 13.2.1754 zu Paris, † 17.5.1828 ebd. Weil hinkend, zum Geistlichen erzogen und 1779 geweiht, aber ohne innere Berufung, erhielt er 1788 das Bistum Autun. 1789 in die Nationalversammlung gewählt, beantragte er die Einziehung der Kirchengüter und beschwor als einer der ersten die Zivilkonstitution des Klerus. Mit Gobel weihte er die „konstitutionellen“ Bischöfe. 1791 verzichtete er auf sein Bistum, weilte 1792-95 in England und Amerika, war 1797 bis 1799 Minister des Auswärtigen, ebenso nach dem Staatsstreich vom 9.11.1799 bis 1807. Ratgeber und Werkzeug Napoleons I., hatte er hervorragenden Anteil an den Friedens-Verhandlungen dieser zeit, am Abschluss des französischen Konkordates 1801, an der Säkularisierung und Verteilung der Kirchengüter Deutschlands 1801-03, an der Aufrichtung des französischen Kaisertums 1804, der Gründung des Rheinbundes und der Auflösung des alten deutschen Reiches 1806. Von Pius VII. 1802 laisiert, heiratete er 1803 ohne päpstliche Dispens. Seine Bemühungen um Legalisierung seiner Ehe blieben erfolglos. 1806 erhielt er das Fürstentum Benevent zum Lehen. Seit 1808 Gegner von Napoleonischen Eroberungskriege, betrieb er 1814 die Rückführung der Bourbonen unter Betonung des Legitimitäts-Prinzips, das er als Minister Ludwigs XVIII. namentlich auch auf dem Wiener Kongress vertrat, wo er dank seiner Diplomatenkünste rasch die führende Rolle spielte. Noch vor dem 2. Pariser Frieden nahm er seine Entlassung, gehörte unter Karl X. zur Opposition und ging unter Louis Philippe als Gesandter nach London (1830-34). An seinem Todestag söhnte sich Talleyrand durch schriftlichen Widerruf und Schreiben an den Papst mit der Kirche aus und empfing von Dupanloup die Sterbesakramente. Talleyrand war ein glänzender Geist und tiefer Menschenkenner, eine kühl berechnende, zynische Natur, unbekümmert um herkommen, Sitte und öffentlicher Meinung zeitlebens ein Bewunderer Voltaires. Er paßte sich allen Lagen virtuos an und witterte die kommenden Dinge, wußte sich zu Geltung zu bringen und seinen Vorteil zu wahren. Er missbrauchte sein Amt zu persönlicher Bereicherung, scheute vor Doppelzüngigkeit, Untreue, Intrigen und Verrat nicht zurück; in vielem rätselvoll, der Typ des schlauen, skrupellosen „Diplomaten“.
Elie, * 1301 zu Périgueux, † 17.1.1364 zu Avignon; 1324 Bischof von Limoges, 1328 von Auxerre, 1331 Kardinalpriester, 1348 Kardinalbischof von Albano. Bemühte sich als päpstlicher Legat 1356 vergebens um Vermittlung zwischen dem Schwarzen Prinzen von England und König Johann von Frankreich; Gönner Petrarcas. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. IX, 1937, Sp. 981 – Sp. 982