Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Chamiten
Cham (d. h. Schwarzer),
1. einer der drei Söhne Noe„s, durch deren Nachkommen die verödete Erde nach der Flut wieder bevölkert wurde. Da Cham immer in der Mitte zwischen Sem und Japhet genannt wird (Gen. 5, 31; 6, 10; 7, 13; 9, 18; 10, 1; 1. Par. 1, 4), so ist er wohl auch der mittlere an Alter; daß er der jüngste sei, ist nur irrig aus Gen. 9, 24 geschlossen worden… In den vier Söhnen Chams verzweigten sich die Chamiten in vier Linien: von Chus entsprangen die Völkerschaften Ost- und Südasiens, besonders Südarabiens, und (in Afrika) Äthiopiens; von Mesraim und Phut die im nordöstlichen Afrika; von Canaan die Stämme der Kanaaniter. Durch die Nachkommen Chams ist also hauptsächlich der Süden des biblischen Erdgürtels bevölkert worden. Auf den Chamiten lastet der Fluch der Knechtschaft. Ihr Stammvater hatte sich schwer versündigt, als Noe vom Weine, dessen Kraft er nicht gekannt, berauscht war und entblößt in seiner Hütte lag (Gen. 9, 21-22). Während seine beiden Brüder zum Lohn für die hierbei bewiesene Pietät und Züchtigkeit den Segen des Vaters empfingen, wurde über Cham der Fluch ausgesprochen (Gen. 9, 25-27). Die prophetischen Worte Noe`s über die Geschicke seiner Nachkommen gingen treulich in Erfüllung. Während die Semiten Träger der Verheißungen wurden und Japhetiten nach weiter Ausbreitung in deren rechte eingetreten sind, schmachten Chams Nachkommen in Sklaverei, sind am tiefsten in Barbarei versunken und sind der Wahrheit des Evangeliums am schwersten zugänglich. In biblischer Zeit offenbarten sich solche Folgen besonders an den Kanaanitern, deren Stammvater ganz ausdrücklich verflucht worden, weil in diesem Sohne Chams die böse Natur des Vaters sich am treuesten abspiegelte (nach alter jüdischer Sage soll Kanaan sich an der Sünde des Vaters beteiligt haben). Die Kanaaniter versanken bei äußerer Kultur in die Knechtschaft des gräulichsten Götzendienstes, bei welchem Menschenopfer und Unzucht eine Hauptrolle spielten; zur Strafe wurden sie fast ganz ausgerottet. (siehe den Beitrag: Vernichtung von Völkern wegen Sodomie)
2. Dichterische Name Ägyptens (Ps. 77, 51; 104, 23. 27; 105, 22). Bei dieser Bezeichnung dachten die alten Hebräer wohl zunächst an Cham; in Wirklichkeit lehrnt sich jedoch dieser Ausdruck an den einheimischen Namen an. Die Ägypter nannten nämlich selbst ihre Heimat nach der dunklen Farbe des vom Nil abgelagerten fruchtbaren Bodens in denälteren Sprachformen Kam, in den jüngeren Keme, Kemi und Chemi = das Schwarzland. (Vgl. Plut. De Iside et Osiride 33; Herod. 2, 12) –
aus: Wetzer und Welte`s Kirchenlexikon, Bd. 3, 1884, Sp. 57 – Sp. 58