Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Japhet
Japhet, ein Sohn Noe`s und Vater zahlreicher Völkerstämme. Er wird unter seinen Brüdern gewöhnlich zuletzt genannt (Gen. 5, 32; 6, 10 usw.), war aber gleichwohl der älteste, da nach Gen. 11, 10 vgl. mit 5, 31 und 7, 6 Sem später geboren ist und Cham (9, 24) ausdrücklich der jüngste heißt. In Gen. 10, 21 ist der hebräische Ausdruck doppelsinnig, und der Altersvorrang kann ebenso gut auf Sem als auf Japhet bezogen werden; die LXX mit Onkelos tun aber das letztere, und wenn die Vulgata und die Peschittho mit vielen Vätern abweichen, so ist der Grund in dem geistigen Vorrang Sems zu suchen, wegen dessen ihn die Schrift seinen Brüdern gewöhnlich voran stellt. Übrigens hat schon Usher bemerkt, daß Japhets Segen (Gen. 9, 26. 27)auf dem Segen über Sem ruht ud nur dadurch verständlich wird. Kanaan (Cham) soll beider Brüder gemeinschaftlicher Sklave, Japhet aber nach der Bedeutung seines Namens ein Weitverbreiteter werden, doch aber in den Hütten Sems wohnen. Ersteres wurde Japhet durch die weiten Wanderungen und zahllosen Verästelungen seiner Söhne und Enkel, welche, von Sennaar nördlich ziehend, in weitem Bogen über Kleinasien, Armenien, Medien bis zum Indus sich verbreiteten, dem ganzen Europa, dem nördlichen und östlichen Asien seine Bewohner gaben und nach Indien und weiter vordrangen. Im Einzelnen siehe das Betreffende bei den Namen seiner Söhne: Gomer, Magog, Madai, Javon, Thubal, Mosoch und Thiras, zu denen die Sagen der Völker (z. B. Der Araber beiHerbelot 470) noch andere gesellen: Dschin (Chinesen), Seklab (Slaven), Turk, Khalage, Khozar, Ros (Russen) u. dgl. (Vgl. Görres, Die Japhetiden und ihr Auszug aus Armenien, 1845) … Wie in Cham und den Chamiten sich die Sünde des Fleisches besonders geoffenbart, so ist in den Japhetiden vorzugsweise jenes menschliche Streben zur Erscheinung gekommen, welches sich nach außen wendet, im ausgedehntesten Gebrauch der Natur die eigene Kraft stählt und übt, unermüdlich in der Arbeit ist und so zur höchsten Stufe irdischer Bildung und Macht empor zu steigen vermag. Beweis dafür sind die Inder, Perser und Europäer, sowie die bewunderungswürdige Vielseitigkeit und innere Gewandtheit der indo-slavisch-germanischen Sprachen. Was nützte aber die Erde, wenn sich nicht der Segen des Himmels in den Hütten des Bruders Sem, bei den Nachkommen Arphaxad und Hebers, nieder gelassen, wenn diese nicht die göttlichen Verheißungen erhalten und die Gnade de Erlösung an die „Inseln der Heiden“ (Gen. 10, 5) vermittelt hätten! Durch Teilnahme daran geht der zweite Teil des Noachischen Segens in Erfüllung: Japhet in den Hütten Sems, mag nun Sem die heilige Wohnung behalten haben oder nicht (…); die Kirche hat beide (Juden und Heiden) in das eine Haus Gottes versammelt. –
aus: Wetzer und Welte`s Kirchenlexikon, Bd. 6, 1889, Sp. 1259 – Sp. 1260