Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Gamaliel
Gamaliel (Gamali`el): 1) Familienhaupt im Stamme Manasse (Nm. 1,10; 2,20; 7,54 u. 59; 10,23).
2) Gamaliel I, der Ältere, gefeierter Gesetzeslehrer, zu dessen Füßen auch der hl. Paulus saß (Apg. 22,3; vgl. 5,34ff); im Gegensatz zu Rabbi Schammai nicht Rigorist. Auf seinen vermittelnden Einfluß hin, wobei er das Gottesgericht des Erfolges abzuwarten riet, ließ das Synedrium die gefangenen Apostel frei (Apg. 5,34-40). Darob wurde er als Christ erklärt (Klemens, Recogn I 65) und zu den Heiligen gerechnet. Der Priester Lucianus aus Jerusalem erzählt, man habe mit den Gebeinen des hl. Stephanus auch die des Nikodemus, des Gamaliel und seines Sohnes Abibas aufgefunden (vgl. Nilles I 232 u. Schürer II 429/431).
3) Sein Enkel Gamaliel II von Jabne, energischer und vielseitig gebildeter Mann, galt etwa 90-110 als der angesehenste Gesetzeslehrer. Er war Präsident des Synedriums zu Jabne, als welchen ihn die Römer „Patriarch“ nannten, ein Titel, der fortan dem Oberhaupt der Juden in Palästina verblieb. Gamaliel suchte die Autorität des Patriarchats fest zu begründen. Im ganzen kennzeichnet ihn gesetzliche Strenge, aber auch eine gewisse Weltförmigkeit und Unbefangenheit des Urteils.
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. IV, 1932, S. 281