Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Rabbi
Rabbi, Rab (= viel, groß), im Alten Testament „Oberster“, in der Mischna „Herr“, mit der Zeit „Meister“, Lehrer“ (analog Magister), in diesem Sinne spezieller Titel für die babylonischen Amoräer (Plural: rabbanan = „unsere Lehrer“). Ohne Namensbeifügung ist damit im Talmud stets das Schulhaupt von Sora Abba Areka gemeint. –
Im Neuen Testament wird Rabbi gebraucht als ehrfürchtige Anrede an Jesus (z.B. Mt. 26,25, u. 49; Mk. 9,5; Joh. 1,38); auch gegenüber dem Täufer (Joh. 3,26). Mt. 23,7f warnt vor Missbrauch dieser Anrede. Die palästinensischen Gesetzes-Lehrer führten dann etwa seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. den Titel Rabbi. Ursprünglich nur ehrenvolle Anrede („mein Lehrer“), entwickelte sich daraus infolge häufigen Gebrauchs seitens der Schüler ein Ehrentitel. –
Steigerungsform von Rabi ist Rabban, zunächst ehrende Auszeichnung für einige Nachkommen Hillels (Gamaliel I, dessen Sohn Simon I, Enkel Gamaliel II, Urenkel Simon II), ferner für Johannan ben Zakki und Gamaliel III, Sohn des Jehuda ha-Nasi. –
Aus rabbi entstand das latinisierte Wort rabbinus, daraus das deutsche Wort Rabbiner: der heute meist in eigenen Seminarien ausgebildete jüdische Religionsdiener, der besondere Gutachten bzw. Entscheidungen in rituellen Fällen usw. gibt, den Gottesdienst und die Kultgemeinde leitet und predigt, früher dazu mancherorts auch als Steuereinzieher und Zivilrichter für Juden fungierte. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. VIII, 1936, Sp. 598 – Sp. 599
Siehe auch den Beitrag: Die Macht der Rabbiner im Mittelalter