Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Segneri

Segneri, Paul, SJ, einer der ausgezeichnetsten Kanzelredner und Missionare Italiens, wurde im März 1624 zu Nettuno (am tyrrhenischen Meer) aus einer angesehenen Familie geboren. Seine erste Ausbildung erhielt er im römischen Kolleg der Adeligen unter der Leitung der Jesuiten und trat, noch nicht 14 Jahre alt, nach Überwindung des Widerstandes von Seiten seines Vaters am 2. Dezember 1637 in deren Gesellschaft ein. Nach vollendetem Noviziat machte Segneri den gewöhnlichen Studiengang mit bestem Erfolg und wurde im 29. Jahr seines Lebens zum Priester geweiht. Nach dem letzten Probejahr erhielt er, seinem Wunsch gemäß, die zweite Klasse des Kollegs in Pistoja, wo er auch an seinen Fastenpredigten arbeitete. Vorbereitet durch fleißiges Studium der heiligen Schrift und der Kirchenväter, wie auch der Reden Cicero`s, trat er dann auf den berühmtesten Kanzeln Italiens auf. Indessen hatte Gott ihn für einen ganz besonderen Zweck ausersehen, nämlich zum Missionar in Italien, besonders in Toskana und dem Kirchenstaat, und sicher ist der Erfolg dieser Tätigkeit, welche Segneri von 1665 bis 1692 als Lebensaufgabe betrieb, nicht so sehr in seinem glänzenden Rednertalent als vielmehr in seiner glühenden Gottesliebe und seinem brennenden Seeleneifer zu suchen. Das eigene Beispiel der Buße sollte seine Zuhörer zur Reue stimmen, und wenn gleich eine solche Handlungsweise befremdlich erscheinen mag, so verdienen der Eifer und die Reinheit der Absicht, die den Missionar dabei leiteten, jedenfalls volle Bewunderung. Segneri kannte seine Zeit und den Charakter seiner Zuhörer, und es läßt sich denken, welche Eindruck Eindruck das Schauspiel des ehrwürdigen Missionars, der im Feuer der Begeisterung eine Dornenkrone seinem Haupt aufdrückte oder seine Schultern mit der Geißel zerschlug, auf seine Zuhörer machen mußte. Die härtesten herzen wurden zerknirscht, die heftigsten Feindschaften beseitigt, und der Geist der Buße teilte sich selbst den Zuhörern mit. So konnte man, wie der Bischof von Piacenza an den Ordensgeneral berichtet, bei den Bußprozessionen Scharen von bekehrten Räubern sehen, mit einem Bußgewand bekleidet und mit Dornen bekränzt, barfuß und schwere Kreuze tragend. Ein anderer Augenzeuge berichtet, nie würde er geglaubt haben, daß Segneri`s Missionen von solchem Erfolg begleitet wären, hätte er sich nicht selbst davon überzeugt. Nachdem Segneri so 27 Jahre unermüdlich gewirkt hatte, übertrug ihm Innozenz XII. die Stelle eines Predigers am päpstlichen Hof und ernannte ihn nach dem Tod Niccolò Pallavicino`s auch noch zum Theologen des päpstlichen Gerichtshofes. Allein schon im Sommer des Jahres 1694 wurde Segneri von einer Krankheit befallen, die am 9. Dezember sein verdienstvolles Leben durch einen erbaulichen Tod beschloß. –
Die Predigten Segneri`s (…) sind, wie er selbst in den Vorreden zu den Fastenpredigten und den Vorträgen im apostolischen Palast bemerkt, ohne bedeutende Veränderung so gedruckt, wie sie gehalten wurden. Ihr Wert geht aus den zahlreichen Auflagen hervor, welche sie erlebten (die Fastenpredigten im Italienischen allein über 30). –
Quelle: Wetzer und Welte`s Kirchenlexikon, Bd. 11, 1899, Sp. 70 – Sp. 71

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