Kaiser Karl und das Münster in Aachen

Der Dom oder Münster in Aachen, von dem seligen Kaiser Karl erbaut

Der selige Kaiser Karl der Große und das Liebfrauen-Münster zu Aachen

Karl, ein Sohn des Königs Pippin von Frankreich, ward vom Papst Leo III. am heiligen Weihnachtsfest, ohne daß er darum wußte und darnach verlangte, feierlich in der Peterskirche zum römischen Kaiser gekrönt. (siehe den Beitrag: Der selige Kaiser Karl der Große) Er war ein tapferer und mächtiger Herr, allein nicht die goldene Kaiserkrone, nicht seine Tapferkeit, nicht seine berühmten Taten machten ihn groß vor Gott, sondern seine Bescheidenheit, seine Demut, seine Buße, sein Eifer für die Ausbreitung und Erhaltung des heiligen Glaubens und seine treue Anhänglichkeit and die heilige Kirche. Er war wahrhaft einer der edelsten Fürsten, die je auf einem Thron saßen und das wahre Vorbild eines vollkommenen Kaisers.

Eine Statue von Kaiser Karl, der in Aachen seine Residenz hatte

Karl der Große verehrte die Gottesmutter Maria

Er verehrte besonders die allerseligste Jungfrau und baute ihr zu Ehren mehrere Kirchen. Das schönste Denkmal dieser Liebe und Verehrung U. L. Frau hat er sich in der Stadt Aachen gestiftet, wo er gern verweilte, wo er in seinen letzten Lebensjahren fast beständig sich aufhielt, und wo er begraben werden wollte. – Es ist dies das Liebfrauen-Münster. Weithin ließ er Säulen von Marmor und Porphor vom hohen Wert und in großer Menge zum Bau bringen, die Türen und Geländer ließ er vom massiven Erz machen, das Dach mit Blei decken. Heiliges Gerät aus dem kostbarsten Metall und prachtvolle priesterliche Gewänder schaffte er herbei; die Baumeister berief er aus Italien. Es war ein Prachttempel, wie das Abendland noch keinen sah. Im Jahr 796 war der Bau vollendet. –
Auf seine Bitte weihte der heilige Papst Leo III. im Jahre 804 die Kirche persönlich am heiligen Dreikönigstag in Gegenwart einer Menge Fürsten und hoher Herren.

Kostbarste Reliquien befinden sich im Münster

In dieser Kirche betete Karl bei Tag und Nacht, da er kein größeres Vergnügen fand, als mit Gott und seiner heiligen Mutter zu verkehren und dies ist auch der Ort, den er mit den seltensten Geschenken bereicherte, die ihm gemacht wurden, nämlich mit den kostbarsten Reliquien Unseres Herrn Jesu Christi, seiner glorwürdigen Mutter und der Heiligen; unter diesen sind die merkwürdigsten: Zwei Stücke vom hl. Kreuz, ein Stück vom Schwamm, mit dem man dem Herrn am Kreuz zu trinken gab, ein Stück von den Stricken, mit denen man ihn band, und ein Stück von einem der heiligen Nägel, mit denen man ihn kreuzigte, Stücke von der Dornenkrone Christi, dem Schilfrohr und der Kreuzes-Aufschrift; das Schweißtuch Christi, das Lendentuch des Herrn und die Windeln, mit denen er in der Krippe lag.

Reliquien der Gottesmutter Maria

Auch von der liebe Mutter Gottes suchte er sich heilige Reliquien zu verschaffen, um damit ihr Münster zu Aachen zu bereichern. – Die erste und vorzüglichste ist

Das Kleid der heiligen Jungfrau

Dasselbe ist ein baumwollenes Gewand, nämlich aus Baumwolle gewebt, Zettel und Einschlag haben die nämliche weißgelbliche Farbe. Es ist zwei und eine viertel Elle lang und eine Elle und zwei und ein halb Viertel breit. Dem Schnitt nach ist es ganz so, wie noch die Frauen im Morgenland es tragen: lang, verhältnismäßig eng, und deshalb, um beim gehen nicht zu hindern, am unteren Saum auf jeder Seite mit einem Einschnitt versehen, der etwa eine halbe Elle aufwärts reicht. An den beiden Einschnitten des unteren Saumes und am Ausschnitt des Halses ist eine kleine Verzierung eingewebt. Ein Ärmel ist kürzer als der andere. (*) –

Bis auf den heutigen Tag ist es noch unversehrt erhalten; in kostbare Seidenstoffe gehüllt wird es in einem sehr schönen Schrein im Liebfrauen-Münster zu Aachen aufbewahrt, und alle sieben Jahre dem Volk mit den anderen heiligen Reliquien gezeigt.

(*) Ein unbekannter Priester soll einen Teil des Ärmels weg genommen haben.

Der Gürtel der heiligen Jungfrau

Derselbe, aus Leinen gewebt, an beiden Enden von rötlicher Farbe, befindet sich in einer zwei Fuß hohen Monstranz von acht Zoll Durchmesser. Er wurde durch zwei vornehme, fromme Männer nebst dem Kleid der heiligen Gottesmutter nach Konstantinopel gebracht, welche diese heiligen Reliquien im heiligen Land in dem Haus eines frommen Weibes, jüdischen Stammes, fanden. In einem prächtigen Behälter, den man … (hagia soros) „den heiligen Schrein“ nannte, ward dann der heilige Gürtel beigesetzt. Dies geschah zur Zeit des Kaisers Arkadius, im 5. Jahrhundert. Die Tochter des Kaisers Arkadius, die heilige Pulcheria (siehe 10. September), ließ hierauf in Konstantinopel in der Straße der Kupferschmiede, „Chalcoprateion“ genannt, eine prachtvolle Kirche bauen und den heiligen Schrein dort beisetzen. Nach 410 Jahren wurde der Schrein unter dem Kaiser Leo, dem Weltweisen, geöffnet, um den heiligen Gürtel der Kaiserin Zoe, die vom Teufel geplagt war, aufzulegen, welche sofort von ihrer Plage befreit wurde. Man fand den Gürtel noch ganz frisch, als wäre er erst gewebt worden. Glanz ging von ihm aus, auch hing ein goldenes Siegel daran, und ein Pergament lag dabei, auf welchem das Jahr und der Tag der Übertragung des Gürtels geschrieben stand. Man feierte auch damals das Gedächtnis der Beisetzung des Gürtels der heiligen Gottesgebärerin am 31. August.

Mit dieser Reliquie des Leibgürtels, von dem der gottselige Mönch Euthymius in einer Festrede, die er in der Kirche, wo der heilige Schrein des Gürtels sich befand, gehalten hat, sagt, daß Maria ihn in der Kindheit Christi getragen, mit dem er vielleicht als Kind auf dem Schoß der Mutter spielte, – mit diesem Gürtel hat der selige Kaiser sein liebes Münster in Aachen beschenkt. Wahrscheinlich hatte er ihn von der Kaiserin Irene zum Geschenk erhalten.

Die Haare der allerseligsten Jungfrau

Im Jahre 1000 n. Chr. ließ der Kaiser Otto III. das Grab des seligen Kaisers Karl im Liebfrauen-Münster öffnen. Nachdem eine Öffnung in das Gewölbe gemacht war, sah man den Leib des Seligen, nicht wie einen andern Leichnam gestreckt, sondern wie lebend auf einem Thron sitzend, eine goldene Krone auf dem Haupt, einen Zepter in der einen, das Evangeliumbuch in der andern Hand. An seinem Hals hingen an Schnüren drei kostbare Reliquien-Kapseln, die er im Leben öfters bei sich getragen; nämlich ein Splitter des heiligen Kreuzes, etwas von den Haaren der Himmelskönigin und ein vom heiligen Lukas verfertigtes kleines Bild U. L. Frau.

Die Reliquie der Haare U. L. Frau befand sich in einem runden, goldenen, mit Steinen geschmückten Behälter, welcher drei Zoll Durchmesser hatte; sie wurde nebst dem Bild der Mutter Gottes der Kaiserin Josephine, Gemahlin Napoleons, von der Stadt Aachen zum Geschenk gemacht.

Diese heiligen Reliquien wurden nebst den andern größeren Heiligtümern von Christus dem Herrn und vieler seiner Heiligen seit Kaiser Karls Tod vom Volk in höchsten Ehren gehalten. Schon zu des Kaisers Lebzeiten zogen Pilger zum Liebfrauen-Münster nach Aachen aus allen Gauen des Franken- und deutschen Landes, und es entstanden so nach und nach die berühmten großen Wallfahrten, welche alle 7 Jahre stattfanden, und unter dem Namen Aachenfahrt ein großes deutsches Nationalfest bildeten.

Wallfahrt zum Münster

Wenn die Zeit zur heiligen Fahrt kam, dann waren alle Straßen und Wege des deutschen Vaterlandes von Pilgern aus allen Ständen bedeckt, die zum heiligen Münster strömten, um die Heiligtümer zu schauen und zu verehren, die mit größter Feierlichkeit von der Galerie des hohen Münsters herab gezeigt wurden. Aber nicht bloß aus Deutschland und Böhmen, aus Ungarn und Slawonien kamen Scharen von Wallfahrern, sondern selbst von Schweden kam die heilige Brigitta in Begleitung einiger Geistlichen und mehrerer Pilger nach Aachen, um den Heiligtümern Unsers Herrn und seiner heiligen Mutter ihre Huldigung darzubringen. (Aachener Heiligtumsfahrt und Aachener Heiligtümer von Dr. Fleiß.) –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Erster Teil, 1869, Sp. 318 – Sp. 320

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