Heiliger Theobald von Marly Ordensmann

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

8. Juli

Der heilige Theobald von Marly, Abt

Theobald, Abt im Zisterzienser-Kloster vom Tal Sernay, den der heilige König Ludwig sehr lieb hatte, wurde im Schloss Marly von berühmten, edlen Eltern geboren. Sein Vater, Buchard, gab ihm eine sehr gute Erziehung, und da wer selbst ein tapferer Krieger war, sollte auch sein Sohn Theobald ein solcher werden. Theobald lernte also das Kriegshandwerk, vergaß aber dabei seiner Seele nicht. Sehr große Gottesfurcht, und eine ungemeine Liebe und Andacht zur gebenedeiten Jungfrau zeichnete ihn von Jugend an aus. Er lebte die Waffen und Waffenspiele, und war gerne bei Turnieren oder Wettkämpfen dabei. Daß er sich nicht versündigte und seine Unschuld nicht verletzte, glaubte er seiner Andacht zur Lieben Frau verdanken zu müssen, und diese war es auch, die ihn endlich gänzlich für Gott gewann und den Schlingen der Welt entriss.

Als er sich eines Tages wieder mit edlen Jünglingen zu einem Turnier begab, hörte er von einem nahen Turm das Zeichen zur heiligen Messe geben. Er verließ alsbald seine Gefährten, trat in de Kirche und wohnte der heiligen Messe diesmal mit um so innigerer Andacht bei, weil sie zur Ehre der Mutter Gottes gelesen wurde, die er inbrünstig liebte. –
Als er aus der Kirche trat, eilten ihm alle seine Gefährten entgegen, die ihn umringten und ihm jubelnd sagten, daß er im Waffenspiel den Sieg davon getragen und zum Beweis dessen, den Siegespreis überreichten.

Darob wunderte sich Theobald sehr; doch bald ward ihm das Geheimnis klar. Während er nämlich in der Kirche der heiligen Messe beiwohnte, erschien auf dem Kampfplatz ein Mann auf einem edlen Pferd, der ihm ganz gleich sah, statt seiner kämpfte und den Sieg errang. Theobald kehrte alsbald in die Kirche zurück, dankte dort Gott und seiner liebenswerten Mutter vom ganzen Herzen und faßte den Entschluss, die Welt zu verlassen, und in den Zisterzienser-Orden zu treten, um dort desto ungehinderter der Himmelskönigin dienen zu können.

Er nahm wirklich das Ordenskleid im Kloster vom Tal Sernay und ergab sich mit der innigsten Andacht der Verehrung der glorwürdigen Jungfrau. In allen Büchern, in welchen er den Namen Maria fand, bezeichnete er denselben mit roter Farbe, womit er wahrscheinlich seine Liebe zu Maria andeuten wollte. So oft er den Namen Maria hörte, brach er in die Worte aus: „Der Name Maria ist der süßeste, der heiligste, der ehrwürdigste Name, er ist ein gebenedeiter, unaussprechlicher und aller liebwertester Name.“ Als er einmal wegen seiner flammenden Liebe zur glorwürdigen Jungrau getadelt wurde, und man ihm sagte, daß er Gott dem Herrn wegen eben dieser Liebe keinen Platz mehr in seinem Herzen gönne, gab er die schöne Antwort: „Wisset, daß ich die Jungfrau Maria liebe, nur weil sie die Mutter Unseres Herrn Jesu Christi ist; wäre sie dieselbe nicht, so würde ich sie nicht anders lieben als wie andere heilige Jungfrauen. Deshalb liebe und ehre ich nach Gott die heiligste Frau, von der ich weiß, daß sie über alle alle Chöre der Engel und alle Auserwählten erhoben ist.“

Auf eine ganz eigene Weise verehrte er auch mit der größten Inbrunst des Herzens das allerheiligste Altarssakrament. So oft er vor dem Tabernakel kniete, betete er: „Gebenedeit sei Christus Jesus, der Eingeborene des Vaters, der durch seine Geburt und seine unaussprechliche Glorie, seine ehrwürdigste und glorwürdigste Mutter, unsere Frau geschmückt hat.“ Er wußte auch durch eine Offenbarung, daß diese Worte Gott dem Herrn sehr wohlgefällig seien.

Diese Liebe zur Gottesmutter brachte in ihm auch die herrlichsten Tugendblüten hervor. Sein ganzes Leben lang, sagt einer seiner Lebensbeschreiber, bewahrte er die Demut als den kostbarsten Schatz. Zum Abt gewählt, zündete er wie ein dienender Bruder die Lampen um Schlafsaal und Refektorium an, reinigte die Schuhe der Mönche und verwaltete das Amt eines Sakristans wie die jüngeren Brüder. Mörtel und Steine trug er auf seinen Schultern herbei, als man einen Bau im Kloster aufführte, und bediente dabei wie ein Knecht die Bauleute. Trockenes, schwarzes Brot war seine Speise, Wasser sein Trank.

Als ihn bei einem Generalkapitel die Äbte tadelten, daß er die Würde eines Prälaten nicht beachte, brachte er sie mit den Worten zum Schweigen: „Wenn ich prächtig gekleidet, eines schönen Pferdes mich bedienen würde, würdet ihr mich gewiss nicht tadeln!“ Wenn er irgend eines dringenden Geschäftes halber gezwungen war, das Kloster zu verlassen, seufzte er: „O meine Seele, o meine Seele! Hier ist nicht mein Geliebter, den ich suche, hier ist er nicht, meine Seele!der einzig Geliebte deines Herzens. O meine Seele, kehren wir zurück, kehren wir zurück in unsere Einsamkeit, dort werden wir ihn finden, dort wird er zu unserem Herzen sprechen.“ Häufig pflegte er auch mit den Worten des Hohenliedes auszurufen: „Kehre um , kehre um, o Sulamith, in die Wüste, in die Einsamkeit der Täler, dort wirst du anbeten und mit Liebe umfangen deinen Gott!“

Der liebe Gott verlieh ihm die Gabe der Wunder. Er trieb Teufel aus, heilte Blinde und Stumme und Taube und machte eine unzählige Menge Kranker gesund. Auf sein Gebet erhielt auch die Gemahlin Ludwig des Heiligen ein Kind. Selig im Herrn entschlief er am 8. Dezember 1247, sein Fest aber wird am 8. Juli gefeiert. – (Menelogium Cisterc.) –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Zweiter Teil, 1869, Sp. 1591 – Sp. 1593

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