Heiliger Pachomius der Ältere Abt

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

14. Mai

Der heilige Pachomius der Ältere Abt

Pachomius, der Vater des eigentlichen, nach einer genau bestimmten Regel eingerichteten Klosterlebens, wurde 292 in der Oberthebais Ägyptens von heidnischen Eltern geboren und sorgfältig in den Wissenschaften erzogen. Als junger Soldat unter Kaiser Maximin lernte er auf einem sehr beschwerlichen Feldzug zu Thebä die hochherzige Uneigennützigkeit der Christen kennen. Denn diese brachten den erschöpften Rekruten Speise und Trank und mancherlei Erquickungen auf den Lagerplatz redeten freundlich und teilnehmend mit ihnen und richteten sie auf zu Hoffnung und Vertrauen, als ob sie ihre Kinder oder Brüder wären.

Pachomius wurde von dieser Liebe und Güte so gerührt, daß er sich sogleich über den Namen, die Religion und Lebensweise der Christen näher erkundigte, nach vollendetem Kriege zu ihnen zurückkehrte, sich unterrichten und taufen ließ.

Voll des Dankes gegen Gott für die empfangene Gnade fühlte er tief den Ernst der Pflichten, die er durch die heilige Taufe und als Bekenner Christi übernommen hatte. Mit dem festen Entschluß, die Gewalt zu brauchen, welche der Eintritt in den Himmel fordert, begab er sich in die Wüste zwischen dem Nil und dem roten Meer, wohin der Ruhm der großen Gottseligkeit, in welchem der greise Einsiedler Palämon stand, seine Schritte lenkte. Dieser erfahrene Geistesmann stellte dem Jüngling die harte und für junge Gemüter gefährliche Lebensweise in der Wüste vor, riet ihm, die Aufnahme in irgend einem Kloster nachzusuchen, wo er sich besser prüfen und wohl auf das Einsiedlerleben vorbereiten möge, und schloß: „Bedenke, mein Sohn, ich genieße nur schlechtes Kraut und Brot, kein Öl noch Wein: ich esse im Sommer des Tags nur einmal, im Winter nur jeden zweiten Tag: ich arbeite ohne Unterbrechung bis Sonnenuntergang und wache die halbe, oft die ganze Nacht in Gebet und geistlicher Lesung – eine solche Lebensweise ist nicht für dich.“
Pachomius erschrak ob dieser Rede keineswegs, sondern erwiderte mit Zuversicht: „Ich hoffe, daß Gott, der mich zu dir geschickt, mir auch Stärke und Beständigkeit geben wird.“

Diese entschlossene Antwort gefiel dem Palämon sehr wohl; gerührt bot er ihm die Hand zu herzlichem Willkomm, gab ihm das Einsiedlerkleid, wurde sein Lehrer in der Wissenschaft von den göttlichen Offenbarungen und sein Führer auf dem Wege der Reinigung und Vereinigung mit der ewigen Liebe.

Pachomius beugte seinen Geist und seinen Willen unter die strengen Vorschriften seines Meisters mit heroischer Ausdauer. Zwölf Jahre lang legte sich niemals nieder zum Ausruhen von harter Arbeit, sondern schlief nur eine kleine Weile stehend an eine Wand gelehnt, oder sitzend auf einem Stein und teilte alle Andachten und Bußübungen mit dem kindlich geliebten Lehrer. Als er einst nahe bei den Ruinen des Dorfes Tabenna Holz sammelte, sprach ein Engel zu ihm: „Baue hier ein Kloster, das ist der Ort, wo du Gott dienen sollst, du und noch viele, welche hierher kommen werden, damit du ihr Führer seiest.“ Er erzählte diese Erscheinung seinem Lehrer. Dieser erkannte darin den Ruf Gottes, begleitete ihn nach Tabenna, half ihm eine Hütte bauen, segnete ihn und kehrte in seine Zelle zurück, wo er bald darauf starb.

Pachomius, eingedenk des erhaltenen Auftrages, erweiterte seine Einsiedelei zum Kloster, bald fanden sich heilsbegierige Männer ein und baten um Aufnahme; auch viele Einsiedler, welche bisher einzeln, oder in sehr kleinen Vereinen ohne Unterredung und feste Regel gelebt hatten, kamen zu ihm. Er nahm alle in väterlicher Liebe auf und gründete nach und nach noch acht große Klöster, in welchen bei siebentausend Mönche Herberge fanden. Er gab ihnen eine genaue Regel, welche ihm ein Engel vom Himmel gebracht haben soll, welche ihrem Inhalt nach auch wirklich eines solchen Ursprungs würdig ist und ihm in der Geschichte den Ehrennamen „der erste Gesetzgeber des Mönchslebens“ verdient hat. Seine neun Klöster bildeten eine Kongregation; jedes hatte seinen eigenen Abt, aber alle waren innig unter einander verbunden und einem Generalobern unterworfen. Ihre Kleidung bestand aus einem sackförmigen Rock von grobem Linnen ohne Ärmel, der bis auf die Knie reichte und mit einem Strick gegürtet war. Über die Schultern bis zu den Schenkeln trugen sie ein Ziegenfell, Melote genannt, und auf dem Haupt eine mit Kreuzen bedeckte Kapuze. Diese Kleidung trugen sie Tag und Nacht und nur, wenn sie zur heiligen Kommunion gingen, legten sie Melote und Gürtel ab. Im Kloster lebten sie in Ordnungen eingeteilt je nach den Handwerken; jede Ordnung hatte ihren Prior und etwa vierzig Mönche und wurde durch einen Buchstaben des Alphabetes von andern unterschieden. Die Mönche wohnten zu drei in einer Zelle und kamen nur zum Gebet und zur Mahlzeit zusammen. Letztere wurde unter Stillschweigen genossen und dabei die Kapuze so über den Kopf gezogen, daß der eine den andern nicht sehen sollte.

Dieser großen Familie war Pachomius ein Vater im vollsten und schönsten Sinne des Wortes; seine Liebe blieb unerschöpflich, seine Sorge unermüdlich, seine Weisheit unergründlich: mit seltenem Geschick wußte er die Herzen zu lenken, die Schwachen zu ermuntern, die Eifrigen zu befestigen, Alle in der Demut zu erhalten. Merkwürdig ist seine strenge Vorsicht, mit welcher er jeden Verkehr mit dem weiblichen Geschlecht fern hielt.

Seine Schwester wollte ihn im Leben einmal besuchen; er aber ließ sie nicht ins Kloster eintreten, sondern ihr sagen, sie möge sich begnügen zu wissen, daß er noch lebe; und als sie ihm den Wunsch äußerte, auch in der Einsamkeit leben zu wollen, ließ er ihr auf der andern Seite des Nil ein Klösterlein bauen, das sich in kurzem mit vierhundert gottgeweihten Jungfrauen anfüllte. Einst wurde er gebeten, eine vom bösen Geist geplagte Frau zu segnen; er ließ sich ein Kleidungsstück derselben bringen, segnete es, und die Frau wurde augenblicklich gesund, als sie dasselbe anzog.

Inzwischen hatte sich der Ruf von der Heiligkeit, von der Gabe der Wunder und der Heiligkeit, von der Gabe der Wunder und der Weissagung des Pachomius weithin verbreitet und den großen Athanasius bewogen, ihn und seine Schüler zu besuchen; aber es war auch dem Neid gelungen, den Heiligen so zu verleumden, daß er sich vor der bischöflichen Synode zu Katapolis verantworten mußte. Doch seine Rechtfertigung fiel so aus, daß sie den Glanz seiner Unschuld und Tugend nur noch vermehrte. In demselben Jahr 348 raffte die Pest gegen hundert seiner Mönche dahin und machte auch seinem segensreichen Leben ein Ende. Das von ihm begonnene Werk schützte und mehrte die Hand Gottes auffallend; schon nach 70 Jahren zählte dieser Orden 50000 Mitglieder, und im zwölften Jahrhundert sah Anselm, Bischof von Havelberg, in einem Kloster zu Konstantinopel noch 500 Mönche, welche seine Regel beobachteten. Der hl. Pachomius hat sich den Dank der ganzen katholischen Kirche verdient, indem er durch seine Ordensstiftung das kräftigste Bollwerk der Rechtgläubigkeit gegen die morgenländischen Irrlehren errichtete. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 388 – S. 390

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