Die Zeremonien der heiligen Messe

Von der Bestimmung des Priesters: Er steht in der heiligen Messe vor dem Hochaltar

P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung

§ 2. Das heilige Messopfer

Was ist von den Zeremonien der heiligen Messe zu halten?

Die Zeremonien der hl. Messe rühren fast alle aus den ältesten, viele aus den apostolischen Zeiten her; ihr erhabener und geheimnisreicher Sinn soll unser Herz mit Andacht und Ehrfurcht erfüllen.

Um hier nicht zu wiederholen, was schon früher von den Zeremonien der hl. Sakramente gesagt worden, wollen wir uns darauf beschränken, die diesbezügliche Lehre des Konzils von Trient (Sitz. 22, Kap. 4 u. 5) anzuführen. Die Neuerer hatten nämlich, wie das hl. Messopfer überhaupt, so insbesondere die dabei üblichen Zeremonien angegriffen und verhöhnt. Namentlich hatten sie das stille Gebet, welches vor und nach der Wandlung verrichtet wird und Kanon heißt, verschrien, als strotze es von Aberglauben, weil in demselben das Gedächtnis der Heiligen gefeiert und für die Verstorbenen gebetet wird. Dadurch sah sich das genannte Konzil zu folgenden Erklärungen veranlaßt: „Da es sich geziemt, daß das Heilige heilig verrichtet werde, und die Messe das allerheiligste Opfer ist, so hat die katholische Kirche, damit es würdig und ehrfurchtsvoll dargebracht und empfangen werde, vor vielen Jahrhunderten den hl. Kanon vorgeschrieben, der von allem Irrtum so rein ist, daß er nichts enthält, was nicht ganz besondere Heiligkeit und Gottseligkeit atmete und die Herzen der Opfernden zu Gott erhöhe; denn er besteht teils aus den Worten des Herrn selbst, teils aus Überlieferungen der Apostel und aus frommen Anordnungen heiliger Päpste.“ Hierauf kommt das Konzil auf die bei der hl. Messe üblichen Zeremonien und Gebräuche zu sprechen und sagt: „Da die menschliche Natur so beschaffen ist, daß sie sich ohne äußere Hilfsmittel nicht leicht zur Betrachtung göttlicher Dinge zu erheben vermag, so hat unsere fromme Mutter, die Kirche, einige Gebräuche eingeführt, denen zufolge in der Messe einiges mit leiser, anderes aber mit lauter Stimme ausgesprochen werden soll. Ebenso ordnete sie Zeremonien an, wie z. B. Geheimnisvolle Segnungen, Lichter, Rauchwerk, Gewänder und vieles andere dieser Art der apostolischen Lehre und Überlieferung, damit sowohl die Erhabenheit dieses hehren Opfers mehr zutage trete, als auch die Herzen der Gläubigen durch diese sichtbaren Zeichen der Religion und Gottseligkeit angeregt werden zur Betrachtung der hohen Geheimnisse, die in diesem Opfer verborgen sind. –

Mag nun auch mancher Katholik der hl. Messe beiwohnen, ohne den geheimnisvollen Sinn der Zeremonien zu kennen, so sind dieselben doch an und für sich geeignet, die Aufmerksamkeit des Geistes auf die Darbringung des hl. Opfers hinzulenken und einen hohen Begriff von der heiligen Opferhandlung zu geben. –

Bekannt ist Friedrichs des Großen Ausspruch bei Gelegenheit eines von Kardinal von Zinzendorf abgehaltenen Hochamtes, dem er selbst beiwohnte. „Die Kalviner und Reformierten“, sagte er, „behandeln Gott wie ihren Diener, die Lutheraner wie einen ihresgleichen, die Katholiken aber wie ihren Gott.“ So urteilte dieser nicht-katholische Fürst, der sicherlich nicht tief in den Sinn der kirchlichen Zeremonien eingedrungen war. Wie sehr würde er sich in seinem Urteil bestärkt gefunden haben, wenn er mit dem Sinneseindruck zugleich das Verständnis jener Zeremonien erlangt hätte! Denn es kann gar nicht bestritten werden, daß der klare Einblick in die geheimnisvolle Bedeutung der Zeremonien sehr viel dazu beiträgt, die Gläubigen zur innigsten Andacht, zur tiefsten Ehrfurcht und Anbetung des auf dem Altar sich opfernden Heilandes zu stimmen. Daher empfiehlt auch das Konzil von Trient (a.a.O., Kap. 8), daß dem gläubigen Volk öfters, besonders an Sonn- und Festtagen, „einiges von dem, was in der Messe gelesen wird, ausgelegt und unter anderm irgend ein Geheimnis dieses heiligen Opfers erklärt werde.“ – aus: P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung, Ein Hilfsbuch für die Christenlehre und katechetische Predigt, 3. Band Lehre von den Gnadenmitteln, 1912, S. 182-183

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