Unterschied der drei göttlichen Personen

Das Kirchenjahr Weihnachtskreis, Osterkreis, Pfingstkreis: In dem Bild sieht man die allerheiligste Dreifaltigkeit, Gott Vater, Gott Sohn Jesus Christus, Gott Heiliger Geist als Taube

P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung

§ 2. Die heiligste Dreieinigkeit

Der Unterschied der drei göttlichen Personen

Wodurch unterscheiden sich die drei göttlichen Personen?

Dadurch, daß der Vater nicht gezeugt oder hervor gegangen, der Sohn aber vom Vater gezeugt ist und der Hl. Geist vom Vater und Sohn ausgeht.

Gott der Vater ist von Ewigkeit her durch sich selber; er hat also die göttliche Natur von niemandem empfangen. Gott der Sohn hingegen wird ewig vom Vater gezeugt, d. h. er empfängt von Ewigkeit her die göttliche Natur vom Vater, und zwar durch einen geistigen Akt, der dem ähnlich ist, durch welchen unser Geist seine Gedanken erzeugt. Der Hl. Geist endlich hat dieselbe göttliche Natur von Ewigkeit her durch den Vater und den Sohn, indem er von beiden zugleich ausgeht auf eine Art, wie aus unserem denkenden Geist ein Akt der Liebe hervor geht.

Wir sagten, Gott der Vater erzeuge den Sohn durch einen geistigen Akt, der dem ähnlich sei, durch welchen unser Geist seine Gedanken erzeugt. Die hl. Väter lehren nämlich auf Grund der Hl. Schrift, daß der Vater durch das ewige Erkennen seiner selbst den Sohn hervor bringt. Der Sohn ist demnach gleichsam der Gedanke oder das geistige Erkenntnisbild, mittels dessen der Vater sich selbst denkt und erkennt. Deshalb heißt er auch das wesenhafte Ebenbild, der Abglanz, die Weisheit des Vaters (Weish. 7, 26; vgl. Hebr. 1, 3); und weil wir unsere Gedanken durch das Wort auszusprechen pflegen, so wird der Sohnauch das ewige Wort des Vaters genannt. Wie nun der Sohn die wesenhafte Erkenntnis des Vaters ist, so ist der Hl. Geist die wesenhafte Liebe von Vater und Sohn. Der Vater liebt den Sohn und der Sohn hinwiederum den Vater mit unendlicher, göttlicher Liebe, und durch diesen gegenseitigen Liebeshauch empfängt der Hl. Geist seinen Ursprung. Deshalb heißt es von ihm, daß er als die ewige Liebe vom Vater und Sohn ausgehe. (*)

(*) Daß der göttliche Sohn in der Erkenntnis des Vaters und der Hl. Geist in der Liebe des Vaters und des Sohnes seinen Ursprung hat, ist zwar nicht Dogma, aber auch keine bloß strittige oder gleichgültige Schulmeinung. Diese Lehre hat einen festen Grund in der Schrift und Tradition, wie Kleutgen in seiner „Theologie der Vorzeit“ (BD. 1, Abhdl. 2, Hauptst. 2) überzeugend nachweist.

Wenn der Sohn vom Vater gezeugt wird und der Hl. Geist von beidem ausgeht, warum ist dennoch keine der göttlichen Personen älter als die andere?

Weil der Sohn von Ewigkeit her gezeugt wird und auch der Hl. Geist von Ewigkeit her ausgeht.

Der Erkenntnisakt, durch welchen der Vater den Sohn erzeugt, ist offenbar ewig wie der Vater selbst; und die gegenseitige Liebe von Vater und Sohn, durch die der Hl. Geist seinen Ursprung hat, ist gleichfalls ewig wie der Vater und der Sohn. Daher sind notwendig alle drei göttlichen Personen gleich ewig. Ein einfacher Vergleich wird das klar machen. Vom Feuer geht Licht und Wärme aus. Licht und Wärme haben also vom Feuer ihren Ursprung. Gäbe es nun ein Feuer, das von Ewigkeit her da gewesen wäre, so wären offenbar das Licht und die Wärme, die von ihm ausgingen, gleich ewig wie das Feuer selbst. Denn so ist es mit dem Sohn Gottes und dem Hl. Geist in Bezug auf den Vater.

Aus dem Gesagten folgen noch zwei Lehrstücke, die nicht zu übersehen sind. – 1. Wiewohl der göttliche Sohn seinen Ursprung im Vater und der Hl. Geist seinen Ursprung im Vater und Sohn hat, so sind doch beide unerschaffen gleichwie der Vater; denn was dem Sohn und dem Hl. Geist in diesem ihrem Ursprung mitgeteilt wird, ist nicht eine Natur, die durch einen Schöpferakt aus dem Nichts hervor gezogen wurde, sondern es ist die eine, ewige, unerschaffene Natur des Vaters selbst. – 2. Wenn der Vater die erste, der Sohn die zweite und der Hl. Geist die dritte Person genannt wird, so soll damit in keiner Weise irgend ein Vorrang unter den göttlichen Personen bezeichnet werden; denn in der Gottheit, sagt das Athanasianische Glaubensbekenntnis, „ist nichts größer oder kleiner“. Nur die Ordnung wird dadurch bezeichnet, in welcher die eine Person aus der anderen von Ewigkeit hervor geht. Der Vater heißt demnach die erste Person, weil er aus keiner anderen hervor geht; der Sohn die zweite, weil er von der ersten, und der Hl. Geist die dritte, weil er von der ersten und zweiten zugleich einen Ursprung hat. –
aus: P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung, Ein Hilfsbuch für die Christenlehre und katechetische Predigt, 1. Band Lehre vom Glauben, 1911, S. 168 – S. 169

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