Abschaffung der Opfer im Alten Bund

P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung

§ 2. Das heilige Messopfer

Die Opfer im Alten Bund wurden abgeschafft

Warum sind die Opfer des alten Bundes wieder abgeschafft worden?

Die Opfer des alten Bundes waren nur Vorbilder vom Opfer des Neuen Bundes und sollten deshalb nicht länger dauern als der Alte Bund selbst. (*)

Daß die alttestamentlichen Opfer mit dem Tode des Erlösers aufhören sollten, hatte schon der Prophet Daniel (9, 26. 27) bestimmt vorher gesagt: „Nach den zweiundsechzig Jahrwochen wird Christus getötet… Schlacht- und Speiseopfer werden aufhören; im Tempel wird der Gräuel der Verwüstung sein, und die Verwüstung wird bis zum letzten Ende dauern.“ Bis ans Ende der Zeiten also soll der Tempel zerstört bleiben, zum ewigen Gedenkzeichen, daß Gott keinerlei Opfer mehr annehmen will, wie sie nach dem Gesetz des alten Bundes im jüdischen Tempel und in diesem allein dargebracht werden sollten. (siehe den Beitrag: Zerstörung Jerusalems durch Titus)

Der Grund, warum dem göttlichen Ratschluss gemäß die Opfer des alten Bundes aufhören sollten, lag darin, daß diese hauptsächlich Vorbilder des neutestamentlichen Opfers waren. Nachdem daher dieses letztere dargebracht worden, hatten jene ihre Bestimmung erfüllt und waren fernerhin zwecklos; als „Schatten der zukünftigen (neutestamentlichen) Güter“, wie der hl. Paulus sie nennt (Hebr. 10, 1), mussten sie beim Erscheinen des Lichtes schwinden.

Man könnte hiergegen einwenden, die Opfer des alten Bundes seien doch nicht bloß Vorbilder gewesen, sondern hätten als Akte der Gottesverehrung auch an und für sich ihre Bedeutung gehabt. Das ist allerdings richtig; indessen waren sie auch in dieser Hinsicht gegenüber dem unendlich kostbaren Opfer des Neuen Bundes nicht mehr als ärmliche Kerzenlichter gegenüber dem Licht Meer der Sonne; jeder Verständige aber löscht die Kerzenlichter gegenüber dem Lichtmeer der Sonne; jeder Verständige aber löscht die Kerzenlichter, deren er sich bei der Nacht bedient hat, aus, sobald die sonne aufgegangen. Außerdem ist zu beachten, daß die alttestamentlichen Opfer auch den Wert und die Wirksamkeit, die sie als Akte der Gottesverehrung besaßen, nur schöpften aus dem Opfer Christi, der einzigen Quelle aller Gnaden und alles heiles; „denn“, wie der Apostel (Hebr. 10, 4-9) sagt, „es ist unmöglich, daß durch das Blut von Böcken und Stieren Sünden getilgt werden. Darum spricht Christus bei seinem Eintritt in die Welt (im ersten Augenblick seiner Menschwerdung): Schlachtopfer und Gaben hast du (o Gott) nicht gewollt, einen Leib aber hast du mir gegeben (damit ich ihn dir zum Opfer darbringe) … Da sprach ich: Siehe, ich komme, zu vollbringen, o Gott, deinen Willen. Er (Christus) hebt also das erste (die Opfer des alten Bundes) auf, um das andere (das Opfer des Neuen Bundes) einzusetzen. Der Apostel will sagen: weil jene Opfer unabhängig vom Opfer Christi kraftlos und des göttlichen Wohlgefallens unwert waren, (ähnlich wie jedes andere rein natürliche Tugendwerk), so hat Christus sie abgeschafft, um sein unendlich wertvolleres Opfer an ihre Stelle zu setzen. –
aus: P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung, Ein Hilfsbuch für die Christenlehre und katechetische Predigt, 3. Band Lehre von den Gnadenmitteln, 1912, S. 159

(*) siehe zur Frage der Abschaffung des Alten Bundes den Beitrag: Am Kreuz starb der alte Bund (Pius XII.)

sowie den Beitrag: An die Stelle des Alten tritt der Neue Bund (Hl. Paulus an die Hebräer)

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