Die dreifache Taufe – Wassertaufe, Begierdetaufe, Bluttaufe
Mit heißer Inbrunst verlangte der neubekehrte Rogatian nach der Taufe, um dadurch ein Kind Gottes zu werden, aber leider fand er keinen Priester hierzu; denn bei den ersten Christen war es noch nicht allgemein bekannt, daß Jedermann im Notfall die Taufe erteilen dürfe; dafür empfing er nun die Begierde- und Bluttaufe zugleich. – Es gibt nämlich in der katholischen Kirche eine dreifache Taufe. Die erste und von Christi eigentlich verordnete ist die Wassertaufe, worin der Mensch durch das Wasser und die heiligen Worte: „Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes“ von der Erbsünde und jeder wirklichen Sünde gereinigt und zu einem Kind Gottes und der Kirche gemacht wird. Ohne dieses heilige Sakrament, der Taufe, kann Niemand zur Anschauung Gottes gelangen, wie Christus selbst sagt (Joh. 3, 5), aber es kann im Notfall ersetzt werden durch die Begierde- und Bluttaufe. Es ist aber die Begierdetaufe nichts anderes als ein herzliches Verlangen nach der Wassertaufe, verbunden mit einem Akt der vollkommenen Liebe Gottes. Dieses Verlangen und diese Liebe hatte der heilige Rogatian. Die Bluttaufe ist die Erdulden des Marterndes für Jesus Christus. Diejenigen also, welche die Wassertaufe nicht empfangen können, aber ein herzliches Verlangen danach haben und Gott vom ganzen Herzen lieben, werden auch selig, ebenso diejenigen, welche in ihrem eigenen Blut für Jesus getauft werden.
Du, lieber Christ, hast die Wassertaufe empfangen und bist dadurch ein Kind Gottes, ein Tempel des heiligen Geistes geworden. Frage dich ernstlich: „Bin ich es noch?“ Oder habe ich schon durch eine schwere Sünde die Taufunschuld verloren? Wehe dir, wenn du diesen unendlich kostbarsten Schatz verloren hättest? – –
Doch hattest du dies Unglück, dann eile, das Kleid der Unschuld wieder weiß zu waschen durch Tränen der Reue, durch eine aufrichtige Beichte, durch ernstliche Buße! O Seele, prüfe dich wohl, nur zwei Wege führen zum Himmel: Unschuld und Buße!
Gebet.
O Gott und Herr, lehre mich wandeln deine Wege und gib nicht zu, daß ich durch eine Todsünde deine Gnade und die ewige Seligkeit verliere. Amen. – aus: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Bd. 1, 1904, S. 816-817