Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Pulcheria
Pulcheria (Aelia), hl., oströmische Kaiserin, * 19.1.399 aus der Ehe des Kaisers Arkadius und der Aelia Eudoxia, † Juli 453. Begabt, gebildet und kraftvoll, Erbin des Geistes ihres Großvaters Theodoius I. wurde sie schon 4.1.414 zur Augusta ausgerufen; sie führte die Vormundschaft für ihren 2 Jahre jüngeren Bruder Theodosius II und bis 416 die Regierung, leitete dessen Erziehung, vermählte ihn 7.7.421 mit Eudoxia (Athenais) und behielt noch später, wenn auch nicht ununterbrochen, Einfluß auf ihn. Sie hatte früh Jungfräulichkeit gelobt, erbaute Kirchen, ließ die Reliquien der 40 Märtyrer von Sebaste erheben u.a. Sie nahm Stellung gegen Nestorius, wohl nicht aus Haß gegen ihn wegen der Verleumdung, sie pflege unerlaubten Umgang mit ihrem Bruder Theodosius (so Suadas, Lexikon), sondern gewonnen durch Cyrillus, der eine Denkschrift (…) an sie und Eudoxia richtete …; sie bewog auch Thedosius zu entschiedenerem Auftreten. Gegensätze zum Minister Chrysaphius und wohl auch zu Eudoxia zwangen sie, um 447 zum Verlassen des Hofes; sie lebte im Palast Hebdomon in klösterlicher Abgeschlossenheit. Nach der Räubersynode ersuchte sie Papst Leo I. um Unterstützung (dessen Briefwechsel mit ihr in Migne PL 54). Bald darauf an den Hof zurück gekehrt, reichte sie nach des Theodosius Tode (28.7.450) unter der Bedingung der Achtung ihres Gelübdes dem Feldherrn Marcian die Hand, der 24.8.450 zum Kaiser gekrönt wurde. Sie veranlaßte die Beseitigung des Chrysaphius, brachte den Legaten Julian von Kios in Beziehungen zum neuen Patriarchen Anatolius, bestimmte diesen zur Unterschrift des Tomos Leos I und setzte trotz Widerstände (auch des Papstes) die Berufung einer Synode nach Nicäa bzw. Chalcedon durch, an deren 6. Sitzung sie selbst teilnahm (vgl. E. Schwartz in Festgabe Adolf Jülicher (1927) 203/12). Ihre Verehrung als einer Heiligen ist erst im Mittelalter nachweisbar.
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. VIII, 1936, S. 563-564