Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Theodosius
Theodosius, römische Kaiser
Theodosius der Große, * um 345 zu Cauca in Spanien, † 17.1.395 zu Mailand; Sohn des Comes Theodosius und der Thermantia, in 1. Ehe vermählt mit Älia Flacilla, die ihm Arkadius, Honorius und Pulcheria gebar; aus seiner 2. Ehe mit Galla, der Schwester Kaiser Valentinian`s II., stammt die nachmalige Kaiserin Galla Placidia. Von Kaiser Gratian nach dem kaiserlosen Osten gesandt, wurde Theodosius dort 19.1.379 zum Kaiser ausgerufen. Theodosius bewährte sich als Herrscher, Feldherr und Gesetzgeber. Er brachte die Goten, welche die Balkanhalbinsel pländerten, zur Ruhe, besiegte 388 bei Siscia und Pettavio Maximus, den Usurpator des Westens und Mörder des Kaisers Gratian, 394 am Fluss Frigidus den Mörder des Kaisers Valentinian II., Arbogast, mit seiner kaiserlichen Kreatur, dem Heiden Eugenius, und herrschte seitdem – das letzte Mal – über das ganze Reich.
Von dem Bischof Acholius zu Thessalonich 380 getauft, schrieb er durch ein berühmtes Edikt den nicänischen Glauben vor und war voll Eifer, das öffentliche und private Leben nach den Geboten der Kirche zu regeln, sogar einem Gregor von Nazianz darin zu weit gehend. Die Irrlehren wurden durch die Gesetzgebung verfolgt, der Kirche das Asylrecht zuerkannt. 381 berief Theodosius das Konzil von Konstantinopel. Dem Heidentum versetzte er den Todesstoß, indem er jede Art der heidnischen Religionsübung, auch die Privatopfer, 392 untersagte. Die christliche Kirche wurde unter ihm zur Reichskirche. Er selbst zögerte auch nicht, sich der Kirche zu unterwerfen. So unterzog er sich wegen des Blutbades, das er zur Bestrafung eines Aufstandes in Thessalonich hatte anrichten lassen, 390 einer achtmonatigen Kirchenbuße in Mailand. Hier hielt ihm Ambrosius die Leichenrede. Beigesetzt in Konstantinopel.
Sein Enkel Theodosius II., * 30.8.401, † 28.7.450; Sohn und 408 Nachfolger des Arkadius als oströmischer Kaiser, während seiner Unmündigkeit zuerst geleitet von dem verdienten Praefectus praetorio Anthemius, dann von seiner klugen Schwester Pulcheria die 414-16 die Regierung führte und noch nachher, wenn auch nicht ununterbrochen, großen Einfluß auf ihn ausübte. Sie führte ihm 421 seine Gemahlin (Athenais) Eudoxia (II) zu. Theodosius bekriegte 421-22 die Perser, welche die Christen verfolgten, verhalf seiner Tante Galla Placidia und ihrem Sohn Valentinian III. nach dem Tode des Honorius 423 auf den weströmischen Kaiserthron, wurde von den Hunnen unter Attila und Bleda vor Konstantinopel besiegt und musste mit ihnen 443 einen schimpflichen Frieden schließen, konnte sie aber doch in der Folge von seinem Reich fernhalten.
Er war fromm (Zurückführung der Gebeine des hl. Chrysostomus), fein gebildet und wohltätig, aber ohne Entschlossenheit, was er auch in den Glaubens-Streitigkeiten zeigte. Gegenüber dem Konzil von Ephesus 431 nahm er eine schwankende Haltung ein; nachher kam er unter den Einfluss des Eutyches und der Monophysiten, die mit seiner Hilfe 449 die sogenannte Räubersynode von Ephesus veranstalteten. Sein größtes Verdienst ist die von ihm angeregte, 430 vollendete Kodifikation des römischen Rechts: codex Theodosianus, eine Sammlung der allgemeinen Konstitutionen seit Konstantin, wobei die nicht aufgenommenen außer Kraft gesetzt wurden.
(Über den Streit mit Bonifatius I. siehe: Der heilige Papst Bonifatius I.)
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. X, 1938, Sp. 58 – Sp. 59