Unsere Liebe Frau zu Guadalupe in Spanien

Eine Prozession christgläubiger Katholiken zu einem Gnadenort der Muttergottes Maria

Gnadenorte unserer himmlischen Himmelskönigin

Unsere Liebe Frau, die Gottesmutter Maria, sitzt, umringt von vielen Heiligen, in der Mitte, ihren Sohn Jesus auf dem Schoß, eine Lilie in der linken Hand; unter ihr ist das Häuschen zu sehen, daß von Engeln zum Gnadenort Loreto getragen wird

Unsere Liebe Frau zu Guadalupe, Spanien

Der berühmte Gnadenort, in welchem einst der heilige Johannes von Gott gebetet und die reichlichsten Gnaden aus der Hand der Mutter des Herrn empfangen hat, liegt in einem schönen Tal, und ist noch immer ein Gegenstand der höchsten Verehrung der katholischen Spanier. Die Mauern der Kirche sind überall mit Gemälden geschmückt, welche die an diesem Ort gewirkten Wunder zum Gegenstand haben. Die Säulen sind ebenfalls mit Votivbildern, Dankesgaben und Kostbarkeiten bedeckt, welche die Dankbarkeit derer geopfert, die geheilt oder von Übeln befreit worden sind. Der Hochaltar, auf dem die heilige Jungfrau unter einem kostbaren Vorhang thront, der nur zu gewissen Zeiten geöffnet wird, ist von hundert silbernen Lampen umgeben, welche die Andacht mehrerer Fürsten und großer Herren dort aufgehangen hat. An feierlichen Tagen ist der Hochaltar mit einem silbernen Thron für die heilige Jungfrau geschmückt, viele Reliquien-Kästchen von Gold und Silber mit kostbaren Steinen besetzt, ein silberner Tabernakel im Gewicht von 240 Mark und ein goldenes Kreuz, vier Mark wiegend, zieren ihn. Das Gnadenbild der allerseligsten Jungfrau ist von Holz. Es ist von schwärzlicher Farbe, in seinen Händen das Jesuskindlein haltend, mit einem weißen Gewand bekleidet und auf dem Altar angebracht. Auf beiden Seiten sind zwei Engel von vergoldetem Silber, oben und unten erscheinen drei Figuren von Silber, welche Prinzen und Prinzessinnen darstellen, die sie geopfert haben.

Das uralte Gnadenbild hat der heilige Papst Gregor der Große im sechsten Jahrhundert seinem Freund, dem heiligen Leander, Bischof von Sevilla, geschickt. Der Priester, welchen der heilige Vater mit der Überbringung des Bildes beauftragt hatte, fuhr zu Schiff nach Spanien. Auf dem Meer erhob sich ein furchtbarer Sturm. Da warf sich der Priester vor dem Bild nieder, flehte die heilige Jungfrau um Hilfe an, und siehe, das Schiff gelangte ohne Gefahr glücklich nach Sevilla, wo der heilige Bischof den Gläubigen das Bild zur Verehrung aussetzte. Als im Jahre 713 die ungläubigen Mauren oder Mohren in Andalusien einfielen und Alles verheerten, nahmen die Christen das heilige Bild mit sich bis jenseits der Berge in das Tal von Guadalupe, wo sie dasselbe samt einem Glöcklein, in das eine Inschrift eigegraben war, sorgfältig in die Erde vergruben. –

Hier blieb dieser kostbare Schatz 600 Jahre verborgen, bis endlich dessen wunderbare Entdeckung erfolgte. Einmal nämlich vermißte ein Hirt, der hier seine Lämmer weidete, eines von denselben. Ängstlich suchend kam er an den Bach Guadalupe, einem von den vier Bächen, die dem Felsengestein der Gebirge Villuercas entströmen. Da erblickte er eine leuchtende Gestalt; er erschrak. Doch es tönten ihm die Worte so sanft und mild entgegen: „Fürchte dich nicht, ich bin die Mutter des himmlischen Schäfers, – die Mutter des Herrn!“ Und sie zeigte ihm den Ort, wo das Bild vergraben war. „Erzähle“, fuhr sie fort, „du den Priestern in Caceres, was du gehört und gesehen. Sage ihnen, sie sollten das Bild nicht von hier weg tragen, sondern an diesem Ort ein Kirchlein bauen. Bald wird sich hier eine prachtvolle Kirche erheben, wohin fromme Christen aus den entferntesten Ländern strömen werden, um Schutz und Rettung, Trost und Beruhigung zu finden.“ Mit diesen Worten verschwand die heilige Jungfrau. Der Hirt eilte nach Caceres und sagte den Priestern, was er gehört und gesehen. Diese begaben sich freudig an den bezeichneten Ort und gruben unter inbrünstigen Gebeten und fanden eine Öffnung, einer kleinen Grotte oder Höhle ähnlich. Da erblickten sie ein Marmorgrab und darin das Bild Marias, – mit dem Gotteskind in den Armen und ein Glöcklein mit einer Inschrift. –

Nachdem sie den kostbaren Schatz gefunden, erbauten sie, so gut sie konnten, ein Kirchlein, wozu sie die umher liegenden Steine benützten und setzten darauf ein Dach von Zweigen, die ihnen die Korkeichen in Fülle boten. Den Marmor, worin das Bild lag, verwendeten sie zu einem kleinen Altar und stellten das Marienbild darauf. Ein ärmliches Haus für eine solche Königin und für einen solchen Sohn! – Doch nicht lange, und es ging in Erfüllung, was die Mutter des Herrn dem Hirten verkündet hatte. König Alfonso XI., der alle seine Kräfte anstrengte, um die ungläubigen Mauren aus seinem Vaterland zu vertreiben, wollte diesen Feinden des Kreuzes eine Schlacht liefern. Auf die Hilfe der Gottesmutter vertrauend, di er kindlich verehrte, hatte er sich und sein Kriegsheer der Lieben Frau von Guadalupe empfohlen. Auf den Fahnen der Soldaten prangte das Bild der jungfräulichen Mutter mit ihrem süßesten Kind. Tapfer kämpfte das Heer des christlichen Königs; die Mauren wurden auf das Haupt geschlagen. Zum Dank für den gewonnenen Sieg und ums ein Versprechen zu lösen, wallfahrtete er selbst nach Guadalupe und legte dort den Grund zu der prachtvollen Kirche, deren Türme den frommen Pilgern aus der Ferne einladend entgegen leuchten. Es erhob sich auch neben der Kirche ein Kloster, worin die Einsiedler des hl. Hieronymus die zahlreichen Pilger gastlich bewirten und pflegen. Unzählbar sind die Wunder, welche Gottes Hand hier durch Fürbitte der Lieben Frau an Kranken und Preßhaften gewirkt hat, und auch heute noch ertönen die Berge von Villuercas und das Tal von Guadalupe von den Gesängen und Gebeten der wallenden Pilger, die scharenweise ziehen zur Mutter der Gnade! (Juan de Avila Leben. Wilmet, Johannes von Gott.) –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Erster Teil, 1869, Sp. 633 – Sp. 635

Unsere Liebe Frau von Guadalupe in Mexiko siehe: Nationalheiligtum Unsere Liebe Frau von Guadalupe

Tags: Maria

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