Heiligenkalender
7. Februar
Der heilige Romuald Abt und Ordensstifter
Das Leben des heiligen Romuald ist so reich an heiligen Werken und Beispielen christlicher Tugenden, daß es schwer fällt, sie alle hier anzuführen. Zuerst vernimm, christlicher Leser, die Geschichte seiner Bekehrung und dann höre, wie er ein so heiliger Diener Gottes geworden ist, und welch eine eindringliche Predigt er durch sein Beispiel der Welt gegeben hat.
Die Bekehrung
Er war der Sohn eines reichen Fürsten, der ihn in aller Üppigkeit erziehen ließ. Dies war denn auch Ursache, daß er frühzeitig schon einen lasterhaften Lebenswandel führte. Doch Gott klopfte öfters an sein Herz und ängstigte durch Gewissensbisse seine Seele. Einst befand er sich auf der Jagd tief im Wald. Der dunkle Schatten der himmelhohen Bäume, die heilige Stille rings umher machten einen so tiefen Eindruck auf ihn, daß er zur Erde nieder fiel, betete und ausrief: „Glücklich ihr alten Einsiedler, die ihr euch solche Wohnungen erwählt habt. Mit welcher Ruhe musstet ihr nicht dem Herrn dienen, da ihr so weit von dem Getümmel der Welt entfernt wart.“ Von dieser Stunde an blieb ihm eine große Sehnsucht nach Einsamkeit im Herzen; seine gänzliche Umkehr zu Gott geschah aber erste durch folgendes Ereignis. Sergius, sein Vater, der wenig auf Religion hielt, hatte einen Streit mit einem seiner Verwandten; er forderte ihn zum Zweikampf und verlangte, sein Sohn sollte an dieser schrecklichen Handlung Teil nehmen. Romuald, entsetzt über ein solches Verlangen, weigerte sich; aber auf die Drohung seines Vaters, ihn zu enterben, willigte er ein. Sergius tötete seinen Gegner. Romuald, damals 20 Jahre alt, wurde vom tiefsten Schauer ergriffen, da er sich selbst des Mordes schuldig hielt, und von Reue ganz durchdrungen, eilte er in ein nahes Kloster, um dort seine Sünde zu bekennen und durch eine strenge Buße von 40 Tagen zu büßen. Hier aber ergriff ihn die Gnade Gottes, er bekehrte sich vollständig, und entsagte für immer der Welt. –
Seine Heiligung
Nachdem er den Ordenshabit angezogen, suchte er auch den alten Menschen auszuziehen. Sieben Jahre blieb er in diesem Kloster. Wie sehr er aber die Regel beobachtete, welch ein frommes Leben er hier führte, ist daraus zu ersehen, weil die lauen Ordensbrüder ihn haßten und verfolgten, ja sogar töten wollten. Sein frommes, bußfertiges Leben war ja eine beständige Strafpredigt für sie, der sie durch den Tod des Dieners Gottes entkommen wollten. Du darfst kein Ärgernis nehmen, christlicher Leser, wenn du hörst, daß jene Mönche so gottlos waren, daß sie dem frommen Romuald nach dem Leben trachteten. Es war damals eine schreckliche Zeit, wo überall furchtbares Verderben überhand genommen hatte, und auch die Klöster davon nicht frei geblieben waren, so daß man allgemein glaubte, das Ende der Welt sei da! Diese Zeit wird darum auch in der Geschichte das finstere, eiserne Jahrhundert genannt. Doch erbarmte sich Gott wieder, und half durch heilige Männer, von denen einer der heilige Romuald war.
Als Romuald ihre böse Absicht merkte, verließ er das Kloster und begab sich zu einem alten Einsiedler, Martin mit Namen. Martin führte die strengste Lebensweise. Bohnen und einige Krusten Brot waren seine Speise und auch diese entzog er sich drei Tage in der Woche. Gebet und Betrachtung waren seine Wonne. Romuald freute sich, einen so strengen Lehrmeister gefunden zu haben, und unterwarf sich willig seiner Leitung. Täglich verließen beide heilige Einsiedler ihre arme Hütte und wanderten, Psalmen singend, durch den Wald. Romuald konnte nicht recht singen; so oft er nun fehlte, schlug ihn Meister Martin mit der Rute um den Kopf, um seinen Schüler in der Geduld zu üben. Viele Tage ertrug Romuald stillschweigend diese Misshandlung, endlich sprach er sanft und bescheiden zu Martin: „Meister, so es euch gefällig ist, schlagt mich von nun an auf die rechte Seite, denn auf der Linken habe ich bereits das Gehör verloren.“ Staunend bewunderte Martin die unvergleichliche Geduld seines Schülers und betrachtete ihn fortan nicht mehr als Lehrling, sondern selbst als Meister der Vollkommenheit. Bald verließen beide diesen Ort und reisten nachSpanien, wo sie ihr strenges Bußleben fortsetzten.
Fünf Jahre hatte hier Romuald einen harten Kampf mit dem Satan zu bestehen, der ihn unaufhörlich antrieb, wieder in die Welt zurück zu kehren; denn er wußte gar wohl, welch einen tödlichen Schlag ihm Romuald noch versetzen werde. Romuald bestand durch Gebet und Fasten siegreich den Kampf. Mittlerweile hatte sich auch sein Vater Sergius, gerührt durch das Beispiel seines Sohnes Romuald, bekehrt und in ein Kloster, nahe bei Ravenna, zurück gezogen. Auch ihn versuchte der Satan so heftig, daß er schon nahe daran war, wieder in die Welt zurückzukehren. Kaum hatte sein Sohn Romuald davon gehört, als er sich sogleich auf den Weg machte, um die Seele seines Vaters zu retten. Es gelang ihm, seinen Vater im Kloster zurückzuhalten, wo er einen frommen Wandel führte und endlich im Rufe der Heiligkeit starb. Romuald zog sich wieder in seine geliebte Einsamkeit zurück, allein nicht lange, so stellte ihn Gott auf den Leuchter. Um fortan der damals so gesunkenen Welt ein Beispiel der Buße zu geben, um durch sein Leben der Welt zu zeigen, wie man nicht anders als durch Entsagung den Himmel erlangen könne.
Er sollte die Leitung eines Klosters als Abt übernehmen, hielt sich aber eines solchen Amtes nicht für würdig, und konnte nur durch Androhung des Kirchenbannes hierzu bewegt werden. –
Da er aber auf strenge Beobachtung der Ordensregel drang, so haßten ihn die Mönche, mißhandelten ihn sogar, und suchten ihm auf alle nur mögliche Weise das Leben zu verbittern. Der Heilige ertrug geduldig dieses Leid; da aber der Haß immer zunahm, verließ er das Kloster und begab sich nach Tivoli, um dort wieder in der Einsamkeit Gott zu dienen.
Eine eindringliche Predigt
Jetzt aber sollte die Welt ein unerhörtes Schauspiel sehen. – Kaiser Otto III. hatte auf Fürbitte Romualds einem Empörer das Leben geschenkt und sein Versprechen sogar mit einem Schwur bekräftigt. In der Folge brach aber der Kaiser den Schwur, ließ ihn töten und nahm sogar sein Weib zur Ehe. Der Heilige, dem der Kaiser seine Sünden beichtete, legte ihm eine strenge, öffentliche Buße auf, ja er riet ihm die Krone nieder zu legen und in einem Klosterseine Sünden zu beweinen. Der Kaiser unterwarf sich der Buße und wäre selbst ein Einsiedler geworden, hätte ihn nicht der Tod gehindert. Diese Tat Romualds machte auf die großen Herren einen gewaltigen Eindruck. Eine große Zahl junger Edelleute und junger Prinzen entsagten dem Glanz und der Ehre und begaben sich in die Einsamkeit. Dort führten sie das strengste Leben. Ihre ganze Zeit brachten sie im Gebet, Psalmen-Gesang und harter Arbeit zu; denn sie mussten ihr Brot selbst verdienen. – Mehrere von ihnen zogen als Missionare nach Russland und Slawonien, verbreiteten dort das Christentum und starben des Martertodes. Die Zahl seiner Schüler wurde bald so groß, daß er ihnen keine Wohnung mehr geben konnte, und deswegen mehrere Klöster erbauen musste.
Der Kamaldulenser-Orden
Das berühmteste unter denselben war jenes von Kamaldoli in einem Tal der Apeninnen-Gebirge. In denselben führte er die Regel des heiligen Benedikt ein, fügte aber noch mehrere Regeln bei, wodurch seine Schüler zugleich Klosterbewohner und Einsiedler oder Klausner wurden. Das ist der Ursprung des strengen Kamaldulenser-Ordens, der heute noch in Italien besteht. Ein wunderbarer Bußeifer belebte die Bewohner dieses Klosters, die entweder ganz einsam und abgesondert in ihren Zellen lebten und daher Einsiedler hießen, oder sich in ihre Klausen eingeschlossen, um nie mehr heraus zu gehen oder ein Wort zu sprechen, außer mit dem Obern und dem Bruder, der sie bediente. Wer diese frommen Männer sah, glaubte Engel in Menschengestalt zu sehen, ein so himmlisches Leben führten sie. Sie hatten aber auch an Romuald ein hell leuchtendes Beispiel. Wer ihn sah, fühlte sich durch seinen bloßen Anblick schon zur Tugend angeeifert. Unaufhörlich bekämpfte er seine Sinne. Seine Nahrung bestand in schlecht zubereiteten Kräutern, und wenn man ihm eine bessere Speise brachte, rief er aus: „Sinnenlust, Sinnenlust, du willst mich betrügen; ich kündige dir einen unaufhörlichen Krieg an.“ Er hatte so eine vollkommene Herrschaft über seine sinnliche Natur errungen, und sich dadurch auch der Gabe der Wunder würdig gemacht. Endlich kam die Stunde, wo seine Sehnsucht gestillt und des Himmels Herrlichkeit ihm zu Teil werden sollte. Am 19. Juni 1027 verließ seine von dieser Erde ganz losgetrennt Seele den Leib, um Gottes Angesicht zu schauen. –
Sein Leib war im Jahre 1466, also nach 439 Jahren noch unversehrt und ohne Merkmale der Verwesung.
Er wird abgebildet in weißer Ordenstracht, wie er seinen Schülern eine Leiter zeigt, auf der sie zum Himmel empor steigen. –
aus: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Bd. 1, 1904, S. 199 – S. 203